Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.11

- S.2

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1938_Amtsblatt_11
Ausgaben dieses Jahres – 1938
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Amtsblatt Nr. 11
anschlag, notwendige Bauvorhaben, mit der Gemeinde gegenkommen wird. Ein Wort des Oberbürgermeisters
Hötting beraten wurden. Allein immer wieder traten an seine Beamten sei hier zunächst herausgehoben: „SorHindernisse in den Weg, nicht zuletzt solche finanzieller gen Sie dafür, daß die neuen Gemeindeteile in der VerNatur, die das angestrebte Ziel wieder in die Ferne waltung gleich behandelt werden wie das bisherige Stadtdrängten.
gebiet, nach Möglichkeit aber sogar zunächst eine VorInzwischen wuchs die Stadt sozusagen schon in das zugsstellung erfahren, um die Überleitung in die städtifremde Gemeindegebiet hinein. Siedlungsbauten zu schaf- schen Verhältnisse schneller zu bewirken."
fen, war ein Gebot der Stunde geworden. Da es im bisDas neue Groß-Innsbruck wird nach der letzten Volksherigen Stadtgebiet von Innsbruck an geeignetem Land zählung vom 22. März 1934 statt bisher 61.005 Bewohhiefür gebrach — ein solches wäre nur in der Gegend des ner durch den Anschluß Höttings mit 11.376, Mühlaus
Flugplatzes vorhanden, ist aber wegen dieses Umstandes mit mit 2343 und Amras" mit 1351 Bewohnern eine Gesamtdem Vauverbot belegt —, mutzte sie in Hötting sich da- einwohnerzahl von 76.075 aufweisen. Da diese Zahlen
nach umsehen. Es entstanden die städtische Siedlung am aber durch die Entwicklung der letzten vier Jahre, insLohbache längs der Kranewitter Allee an der Arlberger besondere aber des heurigen Jahres überholt sind, ist
Reichsstratze und auf dem prächtigen Hügellande bei den derzeit in Groß-Innsbruck sicher mit einer Bevölkerung
Allerheiligenhöfen unter Mithilfe des großen Gönners von 78.000 Personen zu rechnen. Die Volkszählung, die
der Stadt, des Ehrenbürgers Hans Hörtnagl, und Bei- vermutlich im Jahre 1939 durchgeführt werden foil, wird
hilfe der Stadt Innsbruck die von einer Genossenschaft wahrscheinlich mancherlei Überraschungen in der Zahl
erbaute Hörtnagl-Siedlung. Hiezu kommt das Bestreben und in der Art der Zusammensetzung der Berufsgruppen
der Stadtverwaltung, Erholungsstätten für die Bevölke- in Groß-Innsbruck bringen.
rung in verhältnismäßiger Stadtnähe anzulegen. I n den
Das neue Groß-Innsbruck besitzt ein Gemeindegebiet
Jahren 1911/12 entstanden so nach dem Ankaufe des
von
73.53 Quadratkilometer, hat also eine Vergrößerung
Schlosses Weiherburg unter Ehrenbürgermeister Greil die
Weiherburganlagen und im Jahre 1937 unter Altbürger- um 59.92 Quadratkilometer erfahren, wobei Hötting mtt
meister Fischer die damit räumlich zusammenhängenden 43.99 Quadratkilometer, darunter allerdings viel HochAnlagen der Villa Blanka, die im Jahre 1938 noch um gebirgsgelände, den Ausschlag gab. Vom Flächengebiete
die Flächen des Spitzbühels erweitert wurden. Auch die der Gemeinden Hötting und Mühlau wurde schon geNordkettenbahn lag auf bisher fremdem Boden, dem Ge- sprochen, sehr wesentlich für die Ausdehnung der Stadt
biete von Hötting und Mühlau. Der Zusammenhang der nach Südosten ist aber auch der Anschluß von Amras mit
drei Gemeindegebiete war noch durch eine Reihe anderer 4.91 Quadratkilometer, das heute neben seinen hauptUmstände gegeben. So versieht z. V. die Innsbrucker sächlich landwirtschaftlichen Gutshöfen schon einen beWasserleitung, die den größten Teil der Stadt mit bestem achtlichen, städtisch verbauten Ortsteil aufweist.
Hochquellwasser versorgt, das Mühlauer Gemeindegebiet"
Die Vereinigung der drei Gemeinden, und Zwar einer
der bisherige Stadtteil am linken Innufer konnte ohne Stadt mit zwei teilweife und einer weniger ländlichen
die Mitbeteiligung der Gemeinde Hötting nicht zweck- Gemeinde, wobei in einer Gemeinde (Hötting) sehr viel
mäßig kanalisiert werden, da die Abwässer von Hötting Arbeiterbevölkerung wohnt, bringt selbstverständlich eine
unbedingt in den neu zu schaffenden in der Mariahilf- teilweise Umschichtung der Bevölkerung vom Standpunkt
und in der Innstraße anzulegenden Kanal geführt wer- der Statistik und Verwaltung gesehen mit sich. So gab
den müssen. So stieß Problem auf Problem. Die Ver- es in Innsbruck nach der Volkszählung im Jahre 1934
einigung konnte nicht mehr ausbleiben.
nur 622 Bewohner, die zur Land- und Forstwirtschaft
Da trat im März dieses Jahres für die deutsche Ost- zählten, dagegen in Hötting 854, in Mühlau 120 und in
mark der große, geschichtliche Wendepunkt ein, der Füh- Amras 339, so daß ein bedeutender Zuwachs an bäuerrer und Reichskanzler Adolf Hitler vereinigte sie mit licher Bevölkerung mit dem ihr eigenen Grundbesitz festdem deutschen Mutterlande, der Nationalsozialismus trat zustellen ist. I n Hötting mit bisher 11.296 Bewohnern
in der Ostmark die Herrschaft an. Sogleich tauchte der und Mühlau mit 2325 Seelen heben sich die Zahlen der
Gedanke des Zufammenschlusses der drei Innsbruck um- in Industrie und Gewerbe sowie in Handel und Verkehr
gebenden Gemeinden Hötting, Mühlau und Amras mit beschäftigten Personen mit 6694 Menschen in Hötting,
dem bisherigen Stadtgebiet wieder auf. Übergangsweise bzw. 1450 in Mühlau sehr heraus, machen also in jedem
wurde der Oberbürgermeister von Innsbruck auch zum der beiden Fälle mehr als 50 o. H. der Gesamtbevölkekommissarischen Bürgermeister von Hötting und Mühlau rung dieser Orte aus, während in Amras unter 1313 Beernannt; bald schuf die aufbauende Hand der national- wohnern 626 Personen den genannten Berufsgruppen
sozialistischen Führung die langersehnte Tat: Auf Grund angehören.
der Verordnung des Landeshauptmanns von Tirol vom
Dem neuen Gemeindegebiete entsprechen auch Neuauf29. September 1938, Verordnungsblatt für den Amts- gaben. Die nationalsozialistische Wirtschaft und Verwalbereich der Landeshauptmannschaft für Tirol Nr. 14, tung werden im Geiste des großdeutschen Aufbaues an
wurden die Gemeinden Hötting, Mühlau und Amras mit sie herantreten. Die Förderung des ganzen Kulturlebens
Innsbruck vereinigt. G r o ß - I n n s b r u c k ist ge- der Stadt muß auf die neueingemeindeten Stadtteile ausschaffen!
gedehnt werden. Das Schulwesen hat sich dem Stande der
Tatkräftig und rasch übernahm Oberbürgermeister Stadt anzupassen. Durch Erbauung neuer Wohnungen
Dr. Denz mit seinem Beamtenstabe die Amtsgeschäfte in ist der drückenden Wohnungsnot besonders in Hötting
den drei Gemeinden, um sie in den größer organisierten und Amras zu steuern. Neue Aufgaben bedeuten die drinBetrieb des Stadtmagistrates überzuleiten. Anfängliche gend nötige Kanalisierung des Stadtteiles am linken
Schwierigkeiten, die mit der vergrößerten Wirtschaft Innufer, wovon auch das bisherige Gemeindegebiet von
zwangsläufig verbunden sein werden, müssen und wer- Hötting nebst der Mariahilf- und Innstraße erfaßt wird.
den schnell überwunden sein. Die Bevölkerung der drei Die Aufschließung Höttings durch eine dem jetzigen VerGemeinden wird sich bald an die neue Verwaltung ge- kehr gerecht werdende Auffahrtsstratze, beginnend von
wöhnen, wie aber auch umgekehrt diese den berechtig- der Innbrücke bis zur Höhenstraße auf die Hungerburg,
ten Wünschen der neu eingegliederten Bevölkerung ent- muß baldigst in Angriff genommen werden. Die Verbin-