Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.9

- S.8

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„ . . . und abends kann ich ja
zu meiner Mutter heimgehen!"

Hilfe mit Rat und Tat für Generationen von Müttern
Mutterberatung feiert ihren 70jährigen Bestand

Kinderheim Mariahilf wird zur Ganztagesstätte
(Th) Das städtische Kinderheim
Mariahilf, das durch viele Jahrzehnte hindurch Innsbrucker
Kindern ein Zuhause bot, wird ab
Herbst ganzjährig als Kindertagesstätte geführt. Zu dieser Umstrukturierung kam es, weil, wie
Frau Direktor Marianne Federspiel erläutert, die Zahl der die
Anstalt tagsüber besuchenden
Kinder ständig gestiegen ist, während die Nachfrage nach Heimplätzen zurückging.
Ich gehe zum Einkauf mit eigenem Behälter oder mitgebrachtem Plastiksack, um Rohstoffe zu
sparen undPlastikmüllzu vermeiden. Und Sie?
Es kommt auf jeden einzelnen an.
Standen bisher 46 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen drei
und 15 Jahren — eingewiesen
vom städtischen Sozialamt — in
der Obhut der Erzieherinnen, so
kann diese Zahl ab Schulbeginn
auf 70 erhöht werden. Die dieses
Haus besuchenden Kinder, die
selbstverständlich volle Verpfle-

Müttern entgegen: Die Kinder
werden von Montag bis Freitag
von 6.30 bis 19.30 Uhr, am Samstag von 6.30 bis 15.00 Uhr aufgenommen. An Sonn- und Feiertagen bleibt das Haus geschlossen.
Wenngleich die in Frage kommenden Eltern bzw. Mütter untertags für ihre Kinder nicht
sorgen können, so ist doch zunehmend ihr Bemühen festzustellen, ihren Sprößlingen wenigstens am Abend und am Wochenende ein familiäres Zuhause zu
bieten.
Allerdings wird es immer auch
wieder schwierige Jugendliche
bzw. Kinder ohne familiären Hintergrund geben, für die nur ein
Heimaufenthalt, in Innsbruck im
Kinderheim Pechegarten in Wüten, in Frage kommt. Hier werden
rund 50 Drei- bis Achtzehnjährige betreut, wobei die größeren
Mädchen, die zumeist Lehrlinge
sind, seit fünf Jahren ihr Leben in
einer Wohngemeinschaft etwas
selbständiger gestalten können.
Dies im Hinblick auf die Entwicklung der Fähigkeiten, später

(Th) Fine der erfolgreichsten städtischen Einrichtungen, die Innsbrucker Mutterberatung des Gesundheitsamtes, feiert in diesem Jahr
das Jubiläum des 70jährigen Bestandes. Die zum Wohle der jüngsten
Mitbürger geschaffene Institution erfreut sich in der Tiroler Landeshauptstadt seit Anbeginn größter Beliebtheit. Wie sehr das Aufsuchen
der Beratungsstellen in der Bevölkerung verankert ist, zeigt die Tatsache, daß achtzig bis neunzig Prozent der in Innsbruck geborenen
Kinder in der Mutterberatung vorgestellt werden. Dies bedeutet, daß
Innsbruck damit eine Spitzenstellung in Österreich einnimmt! Zurückzuführen dürfte dies auf die Tatsache sein, daß es die verantwortlich Tätigen durch all die Jahre verstanden haben, den Bedürfnissen
von Mutter und Kind auf der Spur zu bleiben.

Der Säuglingspflegekurs wird immer mehr von zukünftigen Vätern besui
übrigens als sehr geschickt erweisen. Hier wird gerade das Wickeln des Ki

Hier ist ein „Blick zurück" angezeigt. Die Säuglingssterblichkeit,
die heute österreichweit ein Prozent beträgt, im 19. Jahrhundert
aber noch 23 Prozent erreichte,
führte in Österreich zu einer Reihe
von Aktivitäten, die in Innsbruck
im Jahre 1918 die Eröffnung der
ersten Mutterberatungsstelle am
heutigen Bozner Platz zur Folge
hatten. Der damalige ärztliche
Leiter, der Kinderfacharzt Dr. Alfred Soppelsa, hatte, den Richtlinien des Bundesministeriums entsprechend, für die „Belehrung der

ehe ärztliche Untersuchung des
gesunden (!) Kindes, die Verfolgung der Gewichtszunahme, des
Impftermines sowie der Vitaminund Fluorprophylaxe usw. im
Vordergrund, in zunehmendem
Maße wird die Mutterberatungsstelle für viele junge Paare auch
Auch Erziehungsberatung

Das Wachsen der Stadt machte
weitere Beratungsstellen in den
einzelnen Stadtteilen erforderlich,
1948 wurde in zehn Stationen beraten, 1967 bereits in 14. Heute

groß, „altüberlieferte" Ratschläge
stehen häufig modernen kinderärzflichen und kinderpsychologischen Erkenntnissen gegenüber.
Von ganz besonderer Bedeutung

Mütter über die richtige Ernährung sowie die Ausbildung für
Fürsorgearbeit von Ärzten, Fürsorgerinnen und Hebammen"
Sorge zu tragen. Der große Zulauf

gung erhalten, werden nicht nur
schulisch betreut und bei Bedarf
auch gefördert, sondern sie lernen auch ihre Freizeit sinnvoll zu
gestalten. Im Rahmen von kulturellen und sportlichen Aktivitäten, Ausflügen und Veranstaltungen z. B. auch in den Ferien, werden ihre Interessen geweckt.
Die Öffnungszeiten der Tagesheimstätte kommt den fast
durchwegs arbeitenden Eltern
bzw. vielfach alleinerziehenden
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auf eigenen Beinen stehen zu
können.
Die Adaptierung des Kinderheimes Mariahilf in der Höttinger
Au Nr. 8, des in historischen
Unterlagen sogenannten „Spielmannschlößls", begann im Juni
und umfaßte neben den Baumeister- und Malerarbeiten auch
den Einbau von einer neuen Gasheizzentrale und 36 Heizkörpern.
Die Kosten insgesamt belaufen
sich heuer auf 1 Million Schilling.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 9

Salurner Straße 4, 1. Stock
Innallee 3
Wömdlestraße 2
Pembaurstraße 33
An-der-Lan-Straße 39
Speckbacherstraße 40
Roseggerstraße 1
Karl-Innerebner-Straße 70
Siegmairstraße 1
Hötting-West, Viktor-FranzHeß-Straße 7
Igls, Postgebäude
Arzl, Krippengasse 4
Mühlau, Anton-Rauch-Str. 30

Sadrach b. Kindergarten
Hötting, Schulgasse
Amras, Philippine-Welser-Str.
Sieglanger, Kirche
Fischnalerstraße, Kirche
Kranebitten, Hans-Untermüller-Straße 17
Ibk.-West, Kirche zum Guten
Hirten

von rat- und hilfesuchenden Müttern führte 1920 zur Errichtung
der zweiten Beratungsstelle an der
Kinderklinik. Darüber hinaus waren Fürsorgerinnen im Rahmen
von Hausbesuchen bemüht, der
enormen Unkenntnis der Mütter Auch der Vergleich mit den anderen Kindern und der Erfahrungs- Säuglingsschwimmen oder die
über die Bedürfnisse ihrer Kinder austausch zwischen den Müttern gehören zu einem Besuch in der Spiel- und Turngruppe für Mutter
(Fotos: Murauer) und Kind hingewiesen wird.
entgegenzutreten. Der Schwer- Mutterberatung.
findet das ärztlich-pflegerische
Gespräch nicht nur in diesen Stellen statt, denn, um die weniger
dicht besiedelten Stadtrandgebiete optimal versorgen zu können,
erwarb die Stadtgemeinde — als
Mit der Übersiedlung der Mutter- Sonderanfertigung — 1973 den

Beim Säuglingsschwimmen, das Kindern und Müttern Spaß macht, soll das l
die Freude am nassen Element erfahren und sich darin wohlfühlen lernen. I

Mutterberatungsstellen:

Mutterberatungsbus:

punkt der Beratung lag dabei in
der richtigen Ernährung (auch
schon damals in der Propaganda
für das Stillen!), in der Krankheitsvorbeugung und in Hygienemaßnahmen.

Dasfrühere Kinderheim Mariahilf in der Höttinger Au, in dem jetzt die
Kinder nur mehr tagsüber betreut werden.
(Foto: Eliskases)

Die ersten Besuche der Fachkraft
aus der Mutterberatung, zuerst
bei der Wöchnerin in der Klinik
und dann während der darauffolgenden Woche zu Hause, bedeuten für viele junge Mütter in dieser
schwierigen Phase eine große
Hilfe

Es liegt auf der Hand, daß im
zur Erziehungs- und Lebensbera- Rahmen dieser Begegnung auch
Kriegs- und Nachkriegsjahre, tung.
auf das umfassende Angebot an
Schweizer und internationale Die Verunsicherung der jungen Möglichkeiten für Mutter und
Hilfswerke halfen die Not zu Menschen im Umgang mit Neu- Kind, wie z. B. Stillberatung,
überwinden.
geborenen und Kleinkindern ist

Große Unkenntnis der Mütter

In der Spiel- und Turngruppefür Mutter und Kind werden nicht nur die kör,
weglichkeit sondern — im Spiel — auch die Geschicklichkeit gefördert.

schwimmens oder der Schwangerengymnastik.

beratungsstelle Bozner Platz in
die heute noch benützten Räumlichkeiten in der Salurner Straße 4
wurde es möglich, eine zentrale
Schaltstelle aufzubauen. Damals
wie heute laufen hier alle Fäden
zusammen, werden Sprechstunden angeboten und Kurse abgehalten. Einen gewaltigen Rückschlag erfuhr die Arbeit durch die

1973: Der Mutterberatungsbus
Mutterberatungsbus, der regelmäßig an festgelegten Plätzen seine kleinen Besucher erwartet

In den vergangenen Jahrzehnten
haben sich auch die Aufgaben der
Mutterberatung gewandelt. Wohl
stehen nach wie vor die gründli-

Daß die Mutterberatung in Innsbruck diesen hohen Stellenwert
bei der Bevölkerung einnimmt, ist
nicht zuletzt auf die seit jeher
große Einsatzbereitschaft aller in
diesem Bereich Tätigen zurückzuAber auch der Erfahrungsausführen.
tausch der Mütter untereinander,
sei es in den Beratungsstellen oder Auch die heutigen Mitarbeiter, an
in den Kursen, ist für das psychi- der Spitze Dr. Birgit Streiter als
sche Wohlergehen der jungen Leiterin sowie die acht hauptamtFrauen von größter Bedeutung. lichen Fachkräfte, die beratenden
Die Mutterberatung tritt aber Arzte und beigezogenen Physinicht erst mit der Geburt des Kin- kotherapeutinnen, sind mit liebe
des auf den Plan, sie hilft auch in zum Beruf und Engagement beder Phase der Geburtsvorberei- müht, diese traditionsreiche Eintung: im Rahmen des Säuglings- richtung auf ihrem hohen Niveau
pflegekurses, des Schwangeren- weiterzuführen.
ist daher das Eingehen der Fachkraft auf die Probleme der Mutter, die zudem im sozialen oder
partnerschaftlichen Bereich liegen
können.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 9

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