Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.7

- S.10

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VJNIVI RSITATSSTADT INNSBRUCK

Ein rettender „Pieps" für verschüttete Bergleute
Patent für neues Innsbrucker Ort unu,sver fahren weltweit angemeldet
Verfahren zur Ortung von Bergleuten vorzuführen. Die Innsbrucker waren dabei eines von
vielen Teams aus der Forschung
und auch aus der facheinschlägigen Industrie, die europaweit eingeladen waren, die Sicherheit und
Funktion ihrer Verfahren und
Geräte an Hand eines gestellten
Unglücksfalles zu demonstrieren. Daß dabei besonders schwierige Verhältnisse simuliert wurden, versteht sich aus der Problemstellung. Wie uns Dr. Nessler nicht ohne Stolz mitteilte, war
es der Innsbrucker Gruppe gelungen, „beste Bewertung" zu erzielen.
Das Ortungsverfahren hat Ähnlichkeit mit dem unter Tourenschifahrern bekannten Lawinenpieps, ist aber wesentlich empfindlicher und genauer. Auch bei
dem Innsbrucker Verfahren trägt
jeder Bergmann einen kleinen,
leichten, aber sehr leistungsfähigen Sender bei sich, der im Nor-

malfall über eine eingebaute Sendeantenne verfügt. Die Sendeleistung reicht aus, um einen verschütteten Bergmann auch noch
durch 40 m massiven Felsen hindurch genau zu orten. Bergleute,
die nach einem Grubenunglück
eingeschlossen sind, können eine
größere Drahtschleife als Antenne auslegen und die Sendeleistung damit so erhöhen, daß eine
Ortung auch noch durch einige
100 m massiven Fels hindurch
möglich ist.
Die Rettungsmannschaft benötigt dazu ein für diese Aufgabe in
Innsbruck entwickeltes, spezielles Präzisions-Empfangsgerät,
mit dem nicht nur die Feldstärke
(„Lautstärke") des vom Bergmannsender kommenden Signales, sondern auch die Richtung
mit sehr hoher Genauigkeit gemessen werden kann. Der komplizierte Rechenvorgang zur Auswertung der Meßergebnisse bis
zur Berechnung des Standortes
eines Bergmanns wird in einem
speziell dafür angepaßten Computer durchgeführt. Die notwendige Software — das Computerprogramm — wurde ebenfalls
von der Innsbrucker Gruppe entwickelt. Mit diesem Gerät wird es
in Zukunft möglich sein, nach einem Grubenunglück jeden einzelnen Bergmann in kürzester
Zeit zu orten und gezielt geeignete
Maßnahmen zu seiner Bergung
zu starten.
Derzeit wird an einem tragbaren,
im rauhen Bergwerksbetrieb einsetzbaren Gerät gearbeitet. Die
großen Probleme dabei sind aber
nicht sosehr technischer Natur,
Lin „Schnapst" zum Au/taki: Rektor Sprung (Mitte) nut Chancellor sondern die Schwierigkeiten bei
O"Brien und Kollegen von der Universität New Orleans. (F.: Murauer) der Beschaffung der für die Entwicklung benötigten Geldmittel.
Interesse für dieses Innsbrucker
Verfahren besteht bereits weltweit,
13. Sommersemester der Universität New Orleans wie Anfragen aus allen bekannten
(Eiz) Seit 4. Juli büffeln wieder Wochenenden. Zum akademisch- Bergbaugebieten beweisen.
junge US-Studenten in Innsbrucks festlichen Empfang hatten sich Das neue Innsbrucker Ortungsalter Universität: Die University of Rektor Sprung, Prorektor Krömer verfahren ist im Bergbau nicht
New Orleans hält zum 13. Male mit Professoren sowie Bürger- nur im Katastrophenfall einsetzihre „Summer School" bei uns ab meister R. Niescher eingefunden, bar, es können auch alltäglich
— diesmal mit 320 Teilnehmern, der die Studenten in Innsbruck auftretende Suchprobleme damit
davon 24 Professoren. Es ist alles willkommen hieß, die Bedeutung gelost weiden. Selbst im Tiefhau
andere als ein „Bummelsemester": des gegenseitigen Kennenlernens hat sich das Verfahren zur Suche
44 Kurse füllen den Stundenplan und Verstehens hervorhob und die von Kanalschächten bereits besechs Wochen lang von früh bis Stadt sowie Österreichs Brücken- währt, wie Anwendungsbeispiele
spät; zum Kennenlernen von I*UKI Funktion zwischen West und ()si im Arlbergtunnel und am Innsbrucker Flughafen gezeigt haben.
und Leuten bleiben die Nächte und den Amerikanern näherbrachte
l);is Iter^worksiin^liick in Borken
in Deutschland hat mit schrecklicher Deutlichkeit gezeigt, wie
wichtig eine Methode sein kann,
mit der man den Standort verschntteter oder eingeschlossener
Bergleute durch Fels und Gestein
hindurch feststellen kann.
An der Universität Innsbruck arbeiten am Institut für Experimentalphysik (Vorstand Prof.
Dr. Erich Gornik) eine Gruppe
von Physikern unter der Leitung
von O.-Ass. Dr. Norbert Nessler
an einem solchen Ortungsverfahren. Das inzwischen weltweit zum
Patent angemeldete Verfahren
konnte bereits bei einigen internationalen Fachtagungen und
Kongressen der Öffentlichkeit
vorgestellt werden.
kür/lieh wurde die Innsbrucker
Ciruppc im Auftrag der deutschen Beigbaubehörde von der
Dortmunder Versuchsgrube eingeladen, im Rahmen eines Projektes „Sicherheit für Bergleute" ihr

320 US-Studenten in Innsbruck

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Innsbruck fordert
Anteil an der
Kapitalertragssteuer!
Die Steuerreform wird einen I in
nahmenentfall von insgesamt
11,2 Milliarden Schilling mit sich
bringen. Nach den Vorstellungen
des Finanzministeriums soll davon alleine auf die österreichischen Gemeinden ein Betrag von
2,5 Milliarden Schilling Verlust
an gemeinwirtschaftlichen Bundesabgaben entfallen. Da/u kämen noch weitere 279 Millionen
Schilling, die die Gemeinden aus
eigenen Abgaben zusätzlich in
die Steuerreform einzuzahlen
hätten. Der Verlust für die Gemeinden würde sich also au f rund
2,8 Milliarden Schilling belaufen.
„F>s geht nicht an, daß die
Schwächsten im Finanzausgleichssystem, nämlich die Gemeinden, die relativ größten Opfer zu bringen haben", stellt dazu
Bürgermeister Romuald Niescher fest, und beziffert den Verlust allein für Innsbruck mit etwa
50 Millionen Schilling. Kbcnso
wie der Präsident des Städtcbimdes, Bürgermeister Dr. Helmut
Ich lehne das Angebot überflüssiger Verpackungen von Waren ab,
um Rohstoffe zu sparen und Müll
zu vermeiden. Und Sie? Helfen
Sie mit, es kommt auf jeden einzelnen an.
/ilk, fordert auch das Innsbrucker Stadtoberhaupt einen
Anteil von 28 Prozent an der neuen Kapitalertragsstcuer. Derzeit
ist keine Beteiligung der Gemeinden an der Kapitalertragssteuer
vorgesehen.
Der Einnahmenentgang von 2,8
Milliarden Schilling würde 25
Prozent der für das Jahr 1989 insgesamt zu erwartenden Steuerausfälle ausmachen, obwohl die
Gemeinden nur 13,5 Prozent Anteil am Steuerertrag haben. Beim
Österreichischen
Städtebund
wurde stets betont, daß die österreichischen Gemeinden durchaus
bereit sind, an einer Steuerreform
mitzuwirken, dies jedoch hoch
stens im Verhältnis ihres Anteils
am Steucrertrag.
I.ängerf ristig befürchtet der
Österreichische Städtebund auch
beträchtliche Ausfälle bei der (Gewerbesteuer, die mit einem jährlichen Aufkommen on sieben
Milliarden Schilling zu den wichtigsten Gemeindcabgaben zählt.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 7