Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.6

- S.24

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ebasTian Kandier zum 60. Todest
13jährigen Militärdienst/eil bewarb sich Kandier mit Erfolg um
den Betrieb der Kantine in der
ehemaligen Klosterkascrne der
Tiroler Kaiserjäger, die er von
1900 bis 1914 führte und dabei bewies, daß er auch einen gesunden
Sinn für das kaufmännische Gewerbe besaß. Bekanntermaßen
können gut geführte KasernenKantinen zu wahren „Goldmühlen" werden. Ungefähr um dieselbe Zeit errichtete Kandier 1899
ein Haus mit Restaurant an der
Claudiastraße, welches er aber
Von Archivdirektor
schon wenige Jahre später wieder
SR Doz. Franz-Heinz Hye
verkaufte. Hier zeigte sich erstDienst führender
Unteroffizier mals seine Taktik: Günstig kau(Oberjäger) bei der 13. Kompanie fen — besser verkaufen! Eine
des 1. Regimentes der Tiroler Taktik freilich, die — da sie meist
Kaiserjäger in Innsbruck. Schon mit Hilfe von Krediten betrieben
damals zeigte sich sein ebenso mu- wird — gefährlich werden kann,
tiger wie einsatz- und risikobereiter und bei der Kandier letztlich auf
( "harakter, als er beim verheeren- der Strecke blieb.
ilni Dorfbrand von Hötting 1895 Ohne nun im Detail auf alle seine
einem Kinde das Leben gerettet weiteren Realitäten-Transaktiohat. Kaiser Franz Joseph verlieh nen einzugehen, soll hier nur in
ihm dafür das Silberne Verdienst- Erinnerung gebracht werden, was
von Kandier blieb, — was wir
kreu/ mit der Krone.
Nach
Beendigung
seiner noch heute als sein Werk bestau-

Für ihn lag der „Goldene Westen"
auf der Hungerburg. Vergleichbar
den Goldgräbern in Nordamerika
engagierte sich der 1863 in Schwaz
geborene Sebastian Kandier mit all
seiner Hnergie und unter Aufwendung aller seiner Mittel für seine
große Idee: Die Erschließung der
Hungerburgterrasse als Erholungszentrum für Einheimische
und Gäste.
Als Jugendlicher im Bergbau tätig,
ging Kandier mit 18 Jahren zum
Militär und war dort zuletzt

nen und bedanken müssen. Hier
steht an erster Stelle der Ausbau
der alten, um 1840 errichteten
Jausenstation im Neuhof Mariabrunn zum Hotel (1904), welches
in dieser Gestalt allerdings am
29. Dezember 1930 einem Brande zum Opfer fiel. Unmittelbar
anschließend an den Hotelbau
betrieb er ab 1904 sein Hauptwerk, die Errichtung der Hungerburgbahn, die dann gleich bei ihrer Eröffnung im September 1906
gegen einen Kaufpreis von
600.000 Kronen in den Besitz der
Lokalbahn Aktiengesellschaft,
der Vorgängerin der 1VB, überging. An dritter Stelle zu nennen
sind schließlich die ersten Villen
auf der Hungerburg-Terrasse mit
Namen „Villa Felsen" (erbaut
1903, Höhenstraße 108), „Villa
Karwendel" (erbaut 1906/07,
Höhenstraße 122) und „Villa
Kandierheim" (erbaut 1906/07,
Höhenstraße 132), mit deren Bau

1888

Kandier den Anstoß zur 1 • ntwicklung der I Iungerburgsiedlung gegeben hat.
leider einem Brande des Jahres
1914 zum Opfer gefallen ist seine
originelle achteckige Pavillon
Gaststätte „Karwendelhof" (erbaut 1909), die sich östlich neben
der Bergstation der llungerbuig
befunden hat.
Bedauerlicherweise hat sich
Kandier durch seine Spekulatio
nen weitgehend selbst um die
Früchte seiner großartigen IAMstungen gebracht. Selbstverständlich hat dazu auch die naturgemäß heranwachsende, namentlich gastronomische Konkurrenz beigetragen, damit aber
andererseit auch sein Werk fortgeführt. Es ist daher ein schönes
Zeichen der Dankbarkeit, wenn
die
Interessengemeinschaft
Hoch-Innsbruck, HungerburgGramart, nunmehr zum 60. lödestage Sebastian Kandlers diesem Pionier der Hungerbuig bei
der Bergstation seiner Bahn eine
in Bronze gegossene Gedenktafel
setzen läßt. Die Enthüllung erfolgt am 30. Juni.

VOR HUNDERT JAHREN

18. Juni: Aus Anlaß des 40. Jah- 9. Juli: „Heute wurden hier über
restages der Besteigung des Pat- behördlichen Auftrag wegen
scherkofels durch Kaiser Franz häufiger vorkommender Fülle
Josef wird in Heiligwasser eine von Scharlach unter den Kindern
sämmtliche Schulen geschlosGedenktafel enthüllt.
sen!"
22. Juni: Der sehr rege Wiltener 10. Juli: Die Sektion Innsbruck
Verschönerungsverein war der des Deutschen und OesterreichiInitiator des Springbrunnens am schen Alpenvcreins feierte die ErWiltener Platzl, der bereits kri- öffnung der Solsteinhütte; nach
stallklares Wasser spendet und der Franz-Senn-Hütte im Stubaiam 26. Juni offiziell übergeben tal ist dies die zweite Unterkunftswird. „Die Errichtung dieses hütte, die im Sektionsbereich
Brunnens wurde hauptsächlich Innsbruck erbaut werden konnte.
durch die im Spätherbste eröffne- 11. Juli: „Das Gesuch um Conte neue BrunnenleiUing (Anm.: cession zur Errichtung der I ocalKlarerhof-Wasserleitung) ermög- eisenbahn-Verbindung
Halllicht, die auch schon vielen Par- Innsbruck, deren Geldbeschafteien in unserer Stadt vorzügli- fung durch Vertrag von mehreren
ches Trinkwasser spendet."
Banquiers von Augsburg sichergestellt wurde, liegt seit 27. v. M.
5. Juli: Die vor ca. einem Jahr be- im k. k. Handelsministerium. Die
gonnene Restaurierung der Vor- Gesellschaft beabsichtigt für eihalle und des Portals der Hof- gene Benützung und zur Benütkirche geht ihrem Ende zu. „Der zung der Innsbruekei Wasseilci
Hole" kommentiert: „Es gibt für tung den Bau einer schmalen
einen Künstler nicht leicht eine Brücke in nächster Nähe der
undankbarere Aufgabe . . . Line Mühlauer Kellenbi ueke. Wenn
Rcstaui ierung verlangt nicht nur nicht unvorhergesehene I linder
die ollste Hingabe an den Ge- nisse dazwischen kommen, dürfSebastian kandier in der Umjorm eines ()herja^ers der iiroler Kaiser- genstand, sondern auch ein Un- te die vielersehnte Bahmeihin
jäger, u. a. mit dem Silbernen Verdienst kreuz, welehes ihm als U"hens- terdrücken der eigenen künstleri- dung im Frühlinge des Jahies
1889 in Betrieb kommen."
retter vom Kaiser verliehen worden ist. (Into Sammlung Stadlarehivj schen I mp