Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.10

- S.2

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Amtsblatt Nr. 10

Das lnnsbrucker stadtarckiv
Vie lnnsbrucker Clironik des
Gottfried ?uscli von 1765 bis 17S1
Von Dr. KarlTchadelbauer
l14. Fortsetzung)
(1765.) 21. August: Heute um 4 Uhr früh wurde der Leichnam
S. M. des Kaisers in dem Riesenfaale, wo vor kurzem erst das
so festliche Hochzeitsmahl stattfand, öffentlich ausgefetzt. Diefer Saal
war daher ganz mit schwarzen Tüchern behängt, an welchen kaiserliche, lothringische und toskanische Wappen angeheftet wurden. Der
Saal war dergestalt verfinstert, daß nur von den mittern Rondellen auf der Seite des Rennplatzes das Tageslicht hereinkam.
Links, wie man vom Gardefaal eintritt, beinahe in der Mitte des
Saales, war ein vier Stufen hohes Trauergerüst aufgestellt, über
dem sich ein schwarz sammetner Baldachin erhebt. Der verewigte
Kaiser lag in seinem spanischen Mantel Kleide, das Haupt mit
seinem Hute und mit einer großen Perücke bedeckt, die Hände in
weißen Handschuhen emporhaltend auf einem schwarzen Paradebette mit Goldstoffen, zu beiden Seiten auf schwarzen mit
Gold verbrämten Kissen die kaiserliche Krone, das Szepter und
Reichsapfel, dann die Ordenskette vom goldenen Vließe und der
Maria-Theresien-Orden, dann Stock und Degen, über dem Haupte
befindet sich ein großes, silbernes Cruzifix zwischen vier Leuchtern
und zu den Füßen auf der untersten Stufe ein großer, silberner
Weihbrunnen Kessel. Das Trauergerüst selbst ist mit 122 aus verschiedenen Kirchen geliehenen, silbernen Leuchtern besetzt, jeder von
einpfündigen Wachskerzen. 6 größere von 2pfündigen stehen unten
herum am Boden. Zwei Mann, einer von der deutschen und einer
von der ungarischen adelichen Leibgarde halten dabei mit umgekehrten Carabinern die Wache. Die Eingangstüre besetzte eine
doppelte Wache des tirolischen Land und Feld-Regiments. Auf vier
in diesem Saale aufgerichteten Altären gegenüber dem Leichnam
werden von 4 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags h. Messen ununterbrochen fort gelesen. Von den ??. Franziskanern und von einer
Hofdame und k. k. Kämmerer werden durch diefe drei Tage
abwechslungsweise sowohl bei Tage als Nacht Betstunden gehalten.
Von 12 Uhr mittags bis 1 Uhr wurde in der Stadt und umliegenden
Orten mit allen Glocken Scheidung geläutet, welch alles morgen
und übermorgen fortgesetzt wird.
Anmerkung: Während dieser drei Tagen verrichtete S. Kön. Höh.
der Prinz Carl von Lothringen dreimal und die Prinzessin Charlotte
zweimal ihr Gebet bei der brüderlichen Leiche. Vom Kais. Hofe aber
wurde niemand hineingelassen.
22. August: Heute abends ist der Leichnam in Gegenwart des
k. k. H. Hofrats und Kammerzahlmeisters von Maier entkleidet,
nochmals einbalsamiert und in gelbseidnem Zeuge eingewickelt,

blatt der 6aunaupt5tadt Innsbruck

dann wieder mit dem spanischen Mantel angetan und in einen
inwendig mit gelbem Damast ausgefütterten, außen her aber braun
angestrichenen Sarg aus weichem Holz gelegt worden, diefer wurde
dann in einem zweiten Sarg von Nußbaumholz verschlossen, welcher
auf 8 messingenen Kugeln ruhet. Nach geschehener Verschließung
wurde der Sarg wieder auf das Trauergerüst gestellt, die Schlüssel
hiezu sind T. Exc. dem H. Obersthofmeister Grafen von Uhlefeld übergeben worden.
23. August: Freitag. Wie vorgestern und gestern wurde auch heute
mit Lesung der h. Messen und mit dem Scheidung Läuten fortgefahren. Abends um 8 Uhr wurde die kaif. Leiche auf einem
mit 6 Pferden befpannten Trauerwagen unter Begleitung zweier
k. k. Kämmerer und unter Bedeckung sowohl einiger von der
adelichen deutschen und ungarischen Leibgarde, als einer Escadron
Löwenstein Dragoner nach Hall gebracht, wo sie dann morgen früh
zu Schiffe nach Wien abgeführt und dann daselbst das förmliche
Leichenbegängnis stattfinden wird.
25. August: Heute nachmittags war für weil. S. Maj. Franz I. die
Vigil in der hiesigen Pfarrkirche, deren Seitenwände durchaus mit
schwarzen Tüchern behangen waren.
28. August: Um 9 Uhr war das Seelenamt, welches der hw. H. Abt
von Stams und dann das Lobamt, welches der hw. H. Prälat von
Wilten hielt. Die allerh. Herrschaften fanden sich hiebet in tiefster
Trauer im Oratorium ein, während die H. Fürsten, Minister, auch
die von den auswärtigen Höfen, die Behörden, Universität und
Stadtmagistrat diesem Trauergottesdienste in der Kirche herunten
beiwohnten.
Anmerkung: Mittelst Umlaufschreiben des fürstbischöfl. Brixnerischen Ordinariats vom 20. dies wurden für die Seele des Abgeleibten in der ganzen Diöcese Trauergottesdienste angeordnet. Auch
hat I . Maj. die Kaiserin für die Seelenruhe ihres Ehegemahls
1600 HI. Messen durch die VistumsgeistlichKeit lesen zu lassen
anbefohlen.
An diefer Stelle sind die Beilagen 5—7 zu erwähnen. Veil. 5 ist eine
Höchstpreisliste, nach der »Hinach benannte Gattungen Victualien bei Anwesenheit des allerh. Hoflageis gesamtem Publico verlaufet werden müssen". Ein Pfund Rindfleisch „von gut gemasten Sichrer- oder PustererOchfen" kostete danach 6 lr., Kalbfleisch 7 lr., Lämmernes 8 lr., geselchter
Svecl 16 lr. Eine Henne durfte um 24 lr., eine Gans um 36 l r . und ein
Paar junge Enten um 45 lr. verlauft werden. Vier Eier kosteten 3 lr. und
ein Pfund frischer Butte 1254 l r .
Beilage 6 ist eine Preisliste von Waren, „welche i n dem K. K. HofMagazin unter der alten Hoftammer von bester Qualität gegen bare Bezahlung zu haben sind". Darin werden verfchiedenc Arten Zucker von 58 fl.
36 lr. der Wiener-Zenten bis zu 46 fl. 6 lr. angeboten, dann Kaffee (z. V.
Caffee d"Alexandria 112 f l . der W. Z^>, Thee, Mandeln. Gewürze, Oel.
Mmergersten, Käse. Weine, Weinbeer, Hausenblasen und Papier.
Beilage 7 ist ein Erlatz vom 21. August 1765, durch den mit Rücksicht
auf die Ende des Monats bevorstehende Abreise des Hofes die wetteren
Lebensmittetlieferungen eingestellt werden.

tin fettlpiel im ßauerntlieater in der
Dr. Karl S c h a d e l b a u e r .
Als vor hundert Jahren, im August 1838, der Kaiser mälde in zwei Aufzügen mit Arien und vorhergehenden
Ferdinand und die Kaiserin Maria Anna zur Erbhuldi- mimischen Darstellungen versehen". Die Handlung spielte
gungsfeier in Innsbruck weilten, nahmen sie amim Passeiertale, und zwar eingangs in der Gaststube des
15. August auch an einer Festvorstellung im Bauern- Hoferwirtshauses. An Personen traten auf: Andreas
theater beim „Rößl in der Au" teil. Gottfried Pusch be- Hofer, Offiziere, Schützen, ein wohlhabender Bauer Stefrichtet dies in seiner Innsbrucker Chronik (VII. Bd. 660). fel mit feiner einzigen Tochter Liesl, eine Sennerin, eine
wie folgt: 15. August 1838: „Nachmittags 5 Uhr fuhren Kellnerin, ein Genius und Volk. Das Spiel eröffnete der
I . Majestäten und Erzherzoge in das Vauerntheater bei Genius mit den Worten: „An einem ernsten Ziele stehet
dem Rößl in der Aue, welches mit Fahnen zierlich deko- der Tiroler heute..." Der erste Aufzug behandelt den
rirt (war) und wo das Stück „Andreas Hofer", jedoch Auszug Zum Freiheitskampf. Der reiche Bauer Steffel
unter dem Namen „Das durch Vaterlandsliebe beglückte verspricht dem armen Schützen Mich! die Hand seiner einEhepaar", gegeben wurde. Von hier aus begaben sich Aller- zigen Tochter Liest samt Haus und Geld, wenn er sich im
höchstdieselben mit den Erzherzogen und Hofstaat nach Kampfe wacker hält. Den zweiten Aufzug eröffnet wieder
dem Militair Schießplatze. Es waren gegen 70 Wägen." der Genius, dann folgt ein Lied der Sennerin, die anDa das bei Felician Rauch gedruckte Textbuch eben- schließend Innsbruck mit folgenden Verfen schildert:
falls in den Beilagen zur Pusch-Chronik erhalten blieb,
„Ja, wie i sag, auf der Alm dunkts mi fein,
Denn in ar Stadt möcht i schoan gar nit fein.
kann über die Vorstellung Näheres berichtet werden. Das
I bin a ainzigsmal gar auf Innsbruck kommen,
Festspiel, welches noch einen dritten Titel „Das Jahr
Na dort kannt i nit fein, mi that man dergremmen,
1808" führte, hatte der 1790 in Fulpmes geborene Vitus
Da machen sie Gesichter und schneiden dir Kompliment.
Augetti verfaßt. Er bezeichnete es als „ländliches GeUnd die Buebn nacher gar Verdrucken dir glei die Hand,