Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.2

- S.27

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Alte Tiroler Schiitzenfahnen
Nachdem das Stadtarchiv bereits
in den Jaliren 1*>S4 bis 1986 einen
vicrl eiligen Aiisstellungs/.yklus
zur Zeitgeschichte von 1918 bis
1955 veranstaltet hat, kann es im
heurigen (iedenkjahr von einer
cu-cnen .Ausstellung zum Thema
1938 abseilen und zeigt nun eine
Reihe von 25 Original-Aquarellen
von Thomas Walch, einem Schüler von Franz Defregger.
Von SR Univ.-Doz. Dr. F. H. Hye
Es sind jene Darstellungen alter
Tiroler Schützenfahnen, die vor
genau 80 Jahren von den Tiroler
Schützen dem österreichischen
Kaiser, Franz-Joseph I., zu seinem 60. Regierungsjubiläum verehrt worden sind. In gewisser
Weise dokumentiert sich auch
darin österreichische Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts,
zumal uns die Erinnerung an dieses Regierungsjubiläum einmal
mein bewußt werden läßt, welche

fundamentalen
Wandlungen
Österreich in diesen letzten 80
Jahren durchgemacht hat. Andererseits führt uns diese Fahnenserie mit absoluter Selbstverständlichkeit auch zurück in die Zeit
des ungeteilten Tirol; so soll diese
Ausstellung auch einen Schritt
zur geistigen Überwindung der
Grenze von 1919 bilden.
Einige Originale der hier gezeigten Fahnen sind heute leider nicht
mehr erhalten. Zu den Verlusten
zählt z. B. die alte Höttinger
Schützenfahne (am Ausstellungsplakat) von ca. 1750/60,
welche 1969 einem Brand zum
Opfer fiel. Von der hier noch in
gutem Zustand gezeigten Fahne
von Stumm existieren praktisch
nur noch die Fahnenbänder, auch
die Fahnen von Dölsach und Kufstein haben unterdessen erheblich
an Substanz eingebüßt. Die jüngste der hier gezeigten Fahnen — es
ist jene von Sand in Tau fers —

entstand in den Jahren 1804/06,
— die älteste datiert von 1684: Ms
ist die Fahne des alten Stadt- und
Landgerichtes Kufstein, llic/u
muß allerdings festgestellt werden, daß man im Jahre 1908 manche ältere, noch heute existierende Schützenfahne übersehen
oder nicht gekannt hat, so z. B.
die großartigen historischen Fahnen von Gargazon und Girlan,
vom Ritten und von Grins. Der
für 1908 angegebene Verwahrungsort der Fahnen, nämlich
vorwiegend der jeweilige Schießstand, läßt die bis 1918 bestehende, weitgehende Einheit und
Identität zwischen „Brettlbohrern" und „Paradeschützen" erkennen. Die alten in den Schießständen verwahrten Fahnen waren eben die Standschützenfahnen, also die Fahnen jener Tiroler
Landesverteidiger, die 1915 letztmals dem Feind entgegengetreten
sind, um die Heimat zu schützen.
Hinsichtlich der dargestellten
Motive auf den Fahnen dominieren der alte kaiserliche Doppeladler mit den Nimben des Heiligen
Römischen Reiches (bis 1806)
und der Tiroler Adler, wobei beide Wappentiere häufig mit religiösen Motiven verbunden erscheinen. Neben dem Herzen Jesu in
Anspielung auf das Bozner Landesgelöbnis von 1796 sind hier be-

sonders Marienbilder von Tiroler
Wallfahrtskirchen zu nennen, wie
z. B. das Innsbrucker Gnadenbild
oder jene von der Waldrast und
von Kaltenbrunn. Besonders bemerkenswert an diesen alten Fahnen ist deren starke Gliederung in
bis zu sieben parallel verlaufende,
meist weiße und grüne oder rote
und weiße Streifen. An harmonischer Buntheit nicht zu übertreffen ist dabei die grün-rot-weißgold-grün gestreifte Fahne von
Kastelruth von ca. 1740. Gegen
Ende des 18. Jahrhunderts geht
die Zahl der Streifen zurück. So
zeigen die 1796/97 entstandenen
Fahnen von Innsbruck, Ried im
Oberinntal, Hall, Stubai und Meran nur noch die seither dominierenden drei Bahnen grün-weißgrün bzw. die Fahnen gleichen
Alters von Kitzbühel, Schwaz
und Achental die Farben rotweiß-rot.
Eigens erwähnt zu werden verdienen endlich die in ihrer Gestaltung sehr ähnlich gearbeiteten
Fahnen von Imst und Wenns (kaiserlicher Doppeladler und breite
weiß-grün geflammte Bordüre),
die Fahnen von Lienz und Thaur
mit dem landesfiirstlichen Wappen der Kaiserin Maria Theresia
sowie die bereits erwähnte Fahne
von Sand-Tau fers, welche als einzige über dem Doppeladler die
ottonische Reichskrone präsentiert. Die Ausstellung ist bis zum
10. Juni (Mo. — Do. von 8 bis 12
und 14bis 18Uhr, Fr.8bis 13 Uhr)
bei freiem Eintritt zu besichtigen.

1888 VOR HUNDERT JAHREN

Die alle, JV6lj> verbrannte Fahne der
A(/uure//v. ih. Walch; i"oto: Doz. I lye)

Siand.sehuizen. (Ong.

25. Februar: Vom Gemeinderat
wurde der weitere Ausbau des
Innsbrucker Trinkwassernetzes
diskutiert und u. a. beschlossen:
1. die definitive Rohrleitung vom
Hochreservoir an der Schweinsbrücke bis in den Saggen und dessen Verbindung mit dem bestellenden Stadtrohrnetz, 2. die Herstellung eines Sammelstollens an
der Wurmbachquelle und einer
1 eilung von der Quelle in der
Muhlauer Klamm zu der dortii"cn schon bestehenden Eisenlei[ini!" und 3., daß die Brandlsclnolcii und Ix"hnerquelle in
eiserner leilung abgeführt werden und daß in der Nähe der I lötliiii"ci kiiche ein kleines Reservoir zur Sammlung der genannten Quellen und Frzielung von
Ilocluhuck hergestellt weide.

8. März: „Ein hochherziger Bürger von Innsbruck hat dem Ferdinandeum in Würdigung der auf
strebenden Entwicklung und der
Bedeutung dieses valerläiuli
sehen Institutes für die Stach
Innsbruck die Summe von 3.000
fl. /um Geschenk gemacht."
13. März: Fs wird hiemil kundgemacht, daß „zum /wecke der
Vornahme der Untersuchim,!." der
Miihlauer Kettenbrücke der Gc
samt verkehr über diese Biucke
mit 14. März 1. .Is. bis auf weiteres
eingestellt wird. K.K. Statthalte
rei für Tirol und Voiailberg."
15. Mar/: Aus Aula 13 des Todes
des deutschen Kaiseis Wilhelm I.
wird in Innsbruck eine außerordentliche Gcineinderats-TrauerSit zu im abgehalten.