Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1987

/ Nr.12

- S.23

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50 Jahre Doppelhauptschule Pradl
Keine der städtischen Schulen
Innsbrucks wurde vein den politischen Wandlungen der letzten
Jahrzehnte dermaßen in Mitleidenschaft gezogen wie die Pradler Hauptschule. Geplant und beschlossen noch in der Zeit der demokratischen Verfassung, wurde
sie bei ihrer Fertigstellung nach
dem zweiten Kanzler der autoritären Ära Österreichs als „Dr.
Schuschnigg-Schule" bezeichnet.
Die neuen NS-Machthaber hatten es dann wenige Monate später
eilig, eben diesen Namen zu tilgen
und ihn durch den des alten Parteigenossen Hans Schemm (gest.
1935), den Begründer des NSVon SR Univ.-Doz. Dr. F. H. Hye
I.ehrerbundes, zu ersetzen. Diese
Umbenennung bzw. „Festfeier
anläßlich der Namensgebung der
Hans-Schemm-Doppelhauptschule" wurde bereits am 7. Mai
1938, nicht ganz zwei Monate
nach dem Einmarsch der deutschen Truppen, zelebriert. Bei
dieser Gelegenheit wurde in der
Schule auch eine Porträtbüste
Schemms enthüllt. Die Umbenennung war übrigens „für immerwährende Zeiten" vorgesehen, entsprach also ganz der Zeitrechnung des „Tausendjährigen
Reiches".
Nach dem Zusammenbruch des
NS-Regimes (1945) — die 1000
Jahre endeten für Österreich
glücklicherweise bereits nach sieben Jahren — konnte die nun
wieder auf dem Boden der demokratischen Verfassung stehende
( iemeindeführung
Innsbrucks

weder den Namens Schemms beibehalten, noch auf jenen
Schuschniggs
zurückgreifen.
Vielmehr entschloß man sich
nach dem Tode Dr. Karl Renners
(5. Jänner 1951) die Schule nun
nach diesem ersten Staatskanzler
der Republik Österreich und ersten Bundespräsidenten
der
Zweiten Republik umzubenennen, welcher Vorgang jedoch ohne besonderes Zeremoniell vor
sich ging. — Soweit die „politische" Geschichte dieser Schule.
Die Baugeschichte dieser ersten
Doppel-Sehulanstalt in Innsbruck ist von den wirtschaftlichen Verhältnissen der damaligen Zeit geprägt. Projekt, Pläne
und Entwürfe von Theodor Prachensky für diese Schule datieren
bereits aus dem Jahre 1928. Der
Beschluß zum Bau folgte dann
drei Jahre später, und im Sommer
1931 war endlich Baubeginn.
Am 23. September berichtete damals die in Innsbruck erscheinende Neueste Zeitung: „Der
Bau der neuen Schule in Pradl
schreitet trotz der schlechten Witterung rüstig weiter . . . Das Gebäude der Mädchenschule wird
auf der Westseite des Platzes, das
der Knabenschule gegen den Kindergarten hin errichtet werden.
Die beiden Schulen samt ihren
Spielhöfen werden durch zwei
Turnhallen verbunden werden.
Jeder der beiden Flügel, denen eine sieben Meter breite Rasenfläche vorgelagert ist, enthält zehn
Hauptschulklassen und vier
Volksschulklassen, einen großen
Physiksaal, einen Zeichensaal,
einen Lichtbild- und Simjsaal."

„Die Mädchenschule wird im
Souterraine eine Schulküche mit
Nebenräumen bekommen etc....
Man hofft, zu Beginn des nächsten Schuljahres (1932/33) den
Betrieb aufnehmen zu können."
Soweit die Neueste Zeitung. Die
Wirklichkeit sah dann allerdings
anders aus. Schon bald fehlten
die Mittel für den Bau, 1935 wurde bezüglich dieses ewigen Rohbaues bereits offen diskutiert,
„ob der Bau der Doppelhauptschule in Pradl überhaupt notwendig sei?" — Die Schülerzahlen in den aufstrebenden, damals
jungen Stadtteilen Pradl und
Saggen — seit 1928 durch zwei

neue Brücken miteinander verbunden — ließen diese Fragestellung jedoch sehr schnell wieder
verstummen.
Die Notwendigkeit war eident,
— am Geld fehlte es abei noch
immer. So beschloß die Stadtgemeinde am 4. August 19.V> eine
„Baustein-Anleihe . .. zum Ans
bau der Doppel I laupl
und
Volksschule in l"radl" aul/ule
gen. Das damit erziehe livcbnis
blieb jedoch weit hinter dem erhofften zurück. Dessenungeachtet raffte sich die Stadt im Jahre
1937 zur Fertigstellung der Schule
auf, die endlich mit Beginn des
Schuljahres 1937/38 eröffnet
und am Sonntag, den 21. November 1937, in Anwesenheit zahlreicher Prominenz von.Abt Heinrich Schuler von Wüten eingeweiht worden ist.

1887 VOR HUNDERT JAHREN
27. Dezember: Gestern nachmittags 3 Uhr 24 Min. war hier ein
Erdbeben mit auffallend langer
Dauer, deutlichem Heranrollen
und undeutlichem Wegrollen zu
beobachten. Die Stoßrichtung
war genau Ost-West. Im östl.
Stadttheile machte es den Eindruck, wie wenn ein Eisenbahnzug senkrecht auf die Meinhardstraße — nicht wie sonst parallel
— heran fahren würde!"
29. Dezember: Die Einführung
der Straßenbespritzung in der
Gemeinde Wüten wird beschlossen, „wodurch einem allseits gefühlten Bedürfnis und sehnlichsten Wunsch der Stadt Innsbruck
wird entsprochen werden."
7. Jänner: Der Innsbrucker Trabrennverein veranstaltet am Wo-

Die Doppelhauptschule l"radl, ursprünglich „Schuschnigg-Schule" gcminnt, aul einer alten l"hologruphie.

dienende, 7./8. Jänner, ein
Pferde-Schiittenrenncn auf der
Saggener Rennbahn.
13. Jänner: „Gestern kurz vor
10 Uhr nachts signalisierte der
Thürmer (Anni.: am Stadtturm)
einen in der Altstadt ausgebrochenen Brand. In der Schlossergasse, im Hause des Schlossermeisters Franz Kürschner war
Feuer ausgebrochen... .Trotz der
schwer zu überwindenden C"alamität der Wasserbeschaffung, —
es war nämlich in den Ritsehen
wohl Wasser vorhanden, dieses
aber auch so voll Unrat h, daß der
Kolben der Saugschläuclie zu
seicht aufzuliegen kam — gelang
die Localisierung überraschend
schnell, so daß um 11 Uhi" die Gefahr behoben war."
J.

(Sitidtanluv

I olosununluiig)