Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1987

/ Nr.7

- S.23

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Zur Geschichte der Hungerburg
His /UI Mute des 19. Jahrhunderts trug die Terrasse oberhalb
des steilabfallenden grauen Gesteins tier Höttinger Breccie den
Namen „auf Grauenstain". Das
älteste Vorkommen dieser Waldflurbezeichnung findet sich in
Von Dr. Herbert Woditschka
einem von Erzherzog Sigmund
dem Münzreichen 1454bezüglich
eines Wald- und Weidestreites erlassenen Spruchbrief. Auch auf
einer im Stadtarchiv Innsbruck
verwahrten
handgezeichneten
Karte der Wälder am Höttinger
Berg von ca. 1714 ist dieser Flurname eingetragen.
Am 26. Juni 1836 erhielt die Gemeinde Hötting vom Tiroler Landesgubernium eine Rodungsbewilligung für einige ihrer Waldpar/.ellen „auf Grauenstain";
und am 4. April 1840 erfolgte deren Versteigerung, bei welcher als
einer der Meistbieter auch der
k.k. Landrat Dr. Joseph Andreas
von Attlmayr, Besitzer der Weiherburg, im betreffenden Protokoll aufscheint. Nach einer von
Attlmayr auf der ehemaligen
Waldparzelle Nr. 9 seit 1840
durchgeführten teilweisen Rodung wandte er sich 1842 der Erschließung von Trinkwasser zu.
In seinem Tagebuch, den „Weiherburger
Memorabilien",
schreibt er: „1842 Von Josephi bis
Jakobi am Grauenstein Vorarbeiten und glückliches Brunnengra-

ben." In den Jahren 1845/46
wurde der Bau eines zweigeschossigen Wohngebäudes mit
Stadel und Stallungen errichtet
— diesem gab Attlmayr mit Bezug auf die neu gegrabene Quelle
den Namen „Neuhof Mariabrunn" —, dessen Obergeschoß
„für Herrschaften zum Aufenthalte im Sommer geeignet" war.
Im Neuhof Mariabrunn befand
sich auch eine Jausenstation;
doch das Angebot dürfte eher bescheiden gewesen sein — so entstand der Spitzname „Hungerburg", welche Bezeichnung erstmals auf einer von Edmund von
Wörndle gezeichneten Ansicht
der Weiherburg und ihrer Höfe
von 1850 sowie auf der Katastermappe der Gemeinde Hötting
von 1856 begegnet.
Am 22. September 1903 kam der
Neuhof Mariabrunn in den Besitz von Sebastian Kandier, Kantineur der Klosterkaserne in Innsbruck. Über ihn schreibt Hugo
Klein folgendes: „Schon bei militärischen Übungen auf der Hungerburg erwachte sein Interesse
für dieses Gebiet und er erkannte
bald, daß der prächtig gelegene
Punkt mit dem großartigen Panorama für einen Kurort geradezu vorbestimmt sei. " Bereits 1904
begann Kandier mit dem Umbau
des Neuhofs Mariabrunn in ein
Hotel, wobei der Nord-Süd
orientierte Altbautrakt durch
einen West-Ost gerichteten Neu-

Hungarourgi gegen das Innta

bautrakt ergänzt wurde. Abgesehen vom Hotel Mariabrunn
stammen noch folgende Bauten
in der Höhcnsiedlung Hungerburg von ihm: die „Villa Kandierheim" (= Höhenstraße 132), die
„Villa Karwendel" (= Höhenstraße 122) und die „Villa Felsen"
( = Höhenstraße 108). Kandier
war auch der Initiator der Erschließung der Hungerburgterrasse durch die Hungerburgbahn (erbaut 1906). Demselben
Zweck dienten auch die Anlegung des Wilhelm-Greil-Weges
(1913 /14) und der Bau der Höttinger Höhenstraße (1927—
1930).
Im Herbst 1911 traten die Brüder
Karl und Franz Schwärzler mit
einem faszinierenden Projekt an
die Öffentlichkeit: Im ehemaligen Spörr"schen Steinbruch sollte
der Hungerburgsee entstehen,
dessen feierliche Eröffnung dann

am 4. August 1912 erfolgte. Vor
dem über zwei Meter tiefen Badesee — der Zufluß u nule aus den
Prantlschrofenq uellen gespeist
— befand sich das Gasthaus
„Seehof". Aus Anlaß der Eröffnung schreiben die „Neuen Tiroler Stimmen": „Den Glanzpunkt
der Anlage bildet der Aussiehtsturm, der sich hoch ubei den jen
seitigen Uferwänden erhebt. Der
Hauptzugang befindet sieh liei
einer Felsenhöhle am jenseitigen
Ufer, wohin die Gaste durch
einen Fährmann über den See gebracht werden. Ein 40 Meter
hoher Lift bringt uns zueist /um
Tore des Turmes. Die leinsieht
aber, die man schon von duri aus
genießen kann, wird staik überboten von jener, die man dann
vom Söller des Turmes genießt.
Weit rundherum bis hintci die
Martinswand und den Bettcluui f
können unsere Blicke schweifen." (Literatur: Franz-Hein/
Hye, Vom „Grauenstain" /in
Hungerburg. Geschichte des
Stadtteiles Hoch-Innsbruck. Ibk.
1982).

1887 VOR HUNDERT JAHREN
15. Juli: „Um einen mehrseitig geäußerten Wunsche zu entsprechen,
hat
die
SüdbahnGesellschaft beschlossen, vom
17. Juli I. Js. an allen Sonn- und
Feiertagen bis auf weiteres einen
Separat-Personenzug von Innsbruck nach Kufstein einzuführen: ab Innsbruck 5 Uhr 30 Min.
früh. Durch diesen Zug wird dem

Publicum Gelegenheit geboten,
größere Partien in das schöne Unterinntal zu unternehmen."
11. August: „Der Wiltener I.aurentiusmarkt, von jeher ein großer Markt, war diesmal besonders von weit und breit besucht,
der Auftrieb war so groß, daß der
gewiß geräumige Marktplatz ( =
der Platz vor der Basilika) vollkommen ausgefüllt wurde!"

13. August: „In der Sitzung des
Gemeinderat lies kamen zuerst
Anträge des Baucomités zur Behandlung. Für das Theater ergibt
sich die Notwendigkeit mehrerer Reparaturen, als: Fensteranstrich, Ausbesserung der Facade
und der Seiten, Herstellung von
Dachrinnen und Ablaufröhren.
Die Arbeiten, deren Gesamtkosten 2128 II betragen, wurden
genehmigt. — Der 3. Punkt der
Tagesordnung, der Antrag des
Schuleomitcs, der Gemeinderath
möge beschließen, es seien im
kommenden Schuljahr Kiiulei
aus den Vororten in unsere Seh nie
unter Bezahlung des doppelten
Schulgeldes wieder aiil"/iineh
men, aber nur insoweit, als die
Schülerzahl einer Ciasse 60 nicht
Mick vom Aussichtsturm des Scchojs uuj""Hungerburg und Imitai um 1913. Links vom Innknie steht heute übersteigt, rief eine längere DeW.
das Olympische Dorf.
(Foto: Stemple, Repro: Murauer) batte hervor!"