Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1987

/ Nr.1

- S.24

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[Anfänge des Symphonieorchesters
Die Anfänge des Innsbrucker
Symphonieorchesters reichen
bis an das Ende des 19. Jahrhunderts zurück und stehen in
Zusammenhang mit der „Eisten Tiroler Landesausstellung"
1893 (vgl. Walter Frenzel, 90
Von Dr. Herbert Woditschka
Jahre Städtisches Orchester,
Teil 1, S. 1 ff.). Bezüglich dieser
Ausstellung, die vom 17. Juni
bis 9. Oktober 1893 auf dem
heutigen Innsbrucker Messegelände stattfand und 300.000
Besucher zählen konnte — sogar
Kaiser Franz Joseph wurde aus
diesem Anlaß für drei Tage in
der Stadt Innsbruck erwartet —,
faßte der Innsbrucker Gemeinderat am 30. Dezember 1892
folgenden Beschluß, der in etwa
als die Gründung des Innsbrukker Symphonieorchesters betrachtet werden kann: „Für musikalische Unterhaltung auf
dem Ausstellungsplatze wird
durch ein eigens unter der Leitung des Musikvereinslehrers
Herrn Spörr stehendes Orchester von 27 Mann gesorgt werden."
Martin Spörr, der Gründer des
Symphonieorchesters, wurde
am 16. Oktober 1866 in Wüten
als Sohn des gleichnamigen
Schuhmachermeisters und der
Maria Schindl geboren. Hans
Bruner schreibt über ihn: „Den

begabten Knaben führte schon
in der Volksschule sein Lehrer
Andrä Reinisch in die Geheimnisse der Frau Musika ein.
Dann kam er in die Schule
des Innsbrucker Musikvereines
(= heute Konservatorium der
Stadt Innsbruck) zur weiteren
Ausbildung (Waldhorn, Posaune und Kontrabaß) und schließlich erhielt er den letzten musikalischen Schliff durch Musikvereinsdirektor Josef Pembaur
d.Ä. (1848-1923)."
Am Eröffnungstag der Landesausstellung wurde „von 8 Uhr
ab in der Ausstellungs-Restauration ein Konzert der Liedertafel im Verein mit dem Ausstellungsorchester" gegeben; während der Dauer der Ausstellung
fanden täglich von 16— 18 und
von 20 — 23 Uhr Konzerte unter
Spörrs Leitung statt.
In der Gemeinderatssitzung
vom 28. August 1893 berichtete
Karl Kapferer als Obmann des
Finanz-Komitees über den ersten Punkt der Tagesordnung.
Danach „hätte sich der Musikvereinslehrer Martin Spörr bereit erklärt, das Ausstellungsorchester in eine städtische Musikkapelle umzuwandeln, wenn
ihm von der Seite der Gemeinde für das erste Jahr eine Subvention von 2000 fl. und für die
folgenden Jahre eine solche von
1000 fl. gewährt würde." Nach
lebhafter Debatte wurde das

Offert angenommen und hiemit
die Zukunft des Innsbrucker
Symphonieorchesters gesichert.
Am 4. November 1893 kündigte Spörr das „1. Concert des
Innsbrucker Stadtorchesters"
im Großen Saal des 1890 neu
erbauten Redoutengebäudes
(= Stadtsaalgebäude) an. Einen
Höhepunkt in der künstlerischen Wirksamkeit des jungen
Symphonieorchesters bedeutete 1899 die Innsbrucker Erstaufführung der IX. Symphonie
von Ludwig van Beethoven.
Während der Wintermonate
wirkte das Orchester im Innsbrucker Stadttheater. So konnte
am 13. September 1894 Thea-

terdirektor Richard Loewe bei
der Bekanntgabe des Spielplans
erstmals ankündigen: „Orchester — die Innsbrucker Stadlkapelle."
Der „Bote für Tirol" sehreibt
am 17. Mai 1899: „Früher hat
sich zu jener Zeit, wo draußen in
Wald und Flur alles /u leben
und zu singen beginnt, in den
Concertsälen eine unheimliche
Ruhe eingenistet. Nun ist das
anders geworden. Nun haben
wir einen musikalischen Sommerflor, der in den Städten des
In- und Auslandes seinesgleichen kaum antrifft."
Im Herbst 1899 übernahm Pml.
Martin Spörr als Musikdirektor
die Leitung des Gra/.ei Symphonieorchesters, wurde l"MU
Chef des Kurorcheslers in
Karlsbad und gründete im Jahre
1922 die Wiener Symphoniker.

1887 VOR HUNDERT JAHREN
15. Jänner: „In der Sitzung
des Gemeinderathes der Stadt
Innsbruck wurde zunächst dem
Renn vereine zu seinem auf dem
Saggen stattfindenden ersten
Schlittenwettfahren ein Beitrag
von 100 fl. und die Benützung
städtischer Decorationsgegenstände bewilligt. Auf der Tagesordnung stand der Antrag der
Bau- und Finanzsection auf Erwerbung des sich zu einem Stadthause vorzüglich eignenden Regierungsgebäude in der Herzog-

Friedrichstraße Nr. 3 mit seinen großen und zahlreichen
Räumlichkeiten und dem prachtvollen Saale, der Claudiana."
21. Jänner: „Am 17. ds. hielt
der hiesige Turnverein seine
diesjährige ordentliche Hauptversammlung in den Localitäten zum goldenen Löwen ab.
Die Betheiligung von Seite tier
Mitglieder war eine außerordentlich rege und gab ein glänzendes Zeugnis, welcher Beliebtheit die edle Kunst Jahns
sich erfreut. Die Zahl der Mitglieder beläuft sich derzeit auf
ca. 200, davon sind 62 neu eingetreten und zudem weiter noch
18 Turnzöglinge zu verzeichnen."

12. Februar: „Die Unternehmung des Stadt-Theaters in
Innsbruck wird vom 1. Oktober
1887 angefangen durch den
Stadtmagistrat im Konkurren/wege vergeben. Der Untemeli
mer ist verpflichtet: Eine den
Anforderungen einer Landeshauptstadt entsprechende Gesellschaft für Schau- und Lustspiele, Posse und Operette zu
engagiren und er hat zugleich
bei Uebergabe des Offertes zu
erklären, ob er beabsichtige,
auch eine Operngesellschaft zu
halten, oder zum wenigsten eine
Stadtsaalgebäude) in Innsbruck. Kolorierte Lithographie von vier- bis sechswöchige OpernDas neue Redoutengebüude (~W.
•. (Original: Stadtarchiv; Repro: Murauer)saison zu veranstalten."
C. A. Czichna, 1886.