Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1986

/ Nr.4

- S.24

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1986_Innsbrucker_Stadtnachrichten_04
Ausgaben dieses Jahres – 1986
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Ein Schalenstein am Paschberg
Innsbruck kann noch innerhalb
der Stadtgrenzen seit kurzer
Zeit auf einen kulturgeschichtlichen Wert ganz besonderer
A r t hinweisen: einen Schalenstein.
Unzählige Wanderer sind schon
Von Edwin Pölt
an dem vom Inntalgletscher
während der letzten Eiszeit
rundgeschliffenen Pyrithfelsen
vorbeigegangen, der sich links
vom Weg, der von der Haltestelle Tantegert der Igler Bahn
nach Aldrans f ü h r t , unscheinbar erhebt. E i n e rote Bank lädt
an seiner Westseite zum Verweilen an heißen Sommertagen
ein, i m Winter ist der Platz
schattig und kalt.
Dieser Felsen ist ein Schalenstein und wurde erst vor kurzer
Zeit vom Verfasser als solcher
erkannt. Besser würde man sa-

gen: Stein mit Schalen, denn
unbekannte Menschen haben
vor unbekannter Zeit, zweifellos in E r f ü l l u n g eines kultischen
Auftrages, Schalen verschiedener G r ö ß e und Tiefe in den harten Fels mit einem noch härteren Stein oder vielleicht schon
mit einem Bronzewerkzeug geschabt. War man bis vor kurzer
Zeit noch der Meinung, es
handle sich bei Schalensteinen
um das Werk gelangweilter H i r ten oder, wie die Sagen berichten, die Spuren tanzender H e xen, so hat sich die Ansicht über
den Sinn der scheinbar regellos
verstreuten Schalen wesentlich
geändert. Es ist nun möglich,
aus der Anordnung der Schalen
die Himmelsrichtungen und die
Richtungen der Sonnenaufund -Untergänge am längsten
und am kürzesten Tag des Jahres und die Tage der Tag- und
Nachtgleiche zu bestimmen.

Sogenannte Ortungslinien, welche sich ebenfalls aus der A n ordnung der Schalen ergeben,
weisen über Berg und Tal zu anderen Schalensteinen, Kultplätzen oder Kultquellen hin. So etwa nach Judenstein als prähistorischem Kultplatz und dem
„Geschriebenen Stein" im V i k kartal, jenem Monolithen, dem
als Zentrum von Ortungslinien
und zur Bestimmung des Sommerbeginns große Beachtung
zukommen m u ß . Bestimmte,
immer wiederkehrende Winkel
spielen hierbei eine wesentliche
Rolle.
„Sternbilder",
mehr
„Sternkombinationen",
nicht
unbedingt ident mit dem, was
wir heute als „Sternbild" be-

1886

Schalensteine sind derzeit in
Nordtirol im Bereich der Ellbögener Straße, im ö t z t a l und seinen Seitentälern, bei Wenns, in
Fließ und Prutz bekannt. In
ganz Südtirol kommen Schalensteine zahlreich vor, auch dort
gleicht niemals ein Stein dem
anderen.
So besitzt Innsbruck ein Relikt
aus ferner Vergangenheit, dem
Menschen Verehrung gezollt
und bei dem sie vermutlich die
G ö t t e r um Sonne und Wasser,
vielleicht am 21. Juni, gebeten
haben. Der heutige Besucher
sollte den Platz mit Staunen und
Ehrfurcht vor einer fernen Vergangenheit
betrachten.
Die
Stadt Innsbruck sollte sich den
Schutz und die Pflege angelegen sein lassen.

VOR HUNDERT JAHREN

21. April: Nachdem die G e b ä u d e - G e b ü h r auf nur 262 f l .
50 kr. festgesetzt wurde, beschließt der Innsbrucker G e meinderat nun doch die Übernahme des k. k. Nationaltheaters in das städtische Eigentum.
27. April: „Schon seit mehr als
einem
Decennium strömen
Italiener nach Innsbruck, um
Arbeiten bei den Bauten und
Verdienst beim Handel und
Gewerbe zu finden; auch eine
bedeutende A n z a h l Beamter
italienischer Zunge sind bei
den verschiedenen Aemtern
und Behörden angestellt." D a
bei diesen
„Gastarbeitern"
der Wunsch fühlbar wurde, einen gesonderten Gottesdienst,
christliche Unterweisung in i h rer Muttersprache und ein Institut zu haben, vereinigten sie sich
zu der in Innsbruck ansässigen
Confraternità italiana.

Auf diesem Schalenstein am Paschberg sind deutlich die in den Fels
geschabten Schalen verschiedener Größe zu erkennen. Sie dienten
nach heutiger Auffassung kultischen Zwecken.
(Foto: Murauer)

zeichnen, können mit Hilfe der
Schalen in den Stein projeziert
sein.

28. April: Der Verein der Ärzte
Deutschtirols schlägt dem G e meinderat die Errichtung eines
Ortsgesundheitsrates vor. Z i e l
dieses Rates wären die E i n d ä m mung von Epidemien und Infektionskrankheiten, die Verbesseruiig der hygienischen
Verhältnisse in der Stadt und
„daß Innsbruck nicht blos eine
der schönsten Städte der Alpen

bleibt, sondern auch, d a ß Innsbruck eine der gesundesten
Städte wird." Die Errichtung
dieses Gesundheitsrates wurde
vom Gemeinderat am 4. M a i
beschlossen.
7. Mai: Im Gemeinderat wird
das Vorgehen einiger Innsbrukker Baufirmen kritisiert: „Bei
der jüngst erfolgten Ausschreibung des Baues der chirurgischen Abtheilung des neuen
Spitales sei ein Vorgehen der
Baumeister erfolgt, welches das
Baucomité veranlaßt habe, die
Offerten derselben zurückzuweisen. Trotz des sehr rücksichtsvollen Vorgehens, das der
Magistrat bisher bei Bau-Ausschreibungen den hiesigen Baumeistern gegenüber geübt, indem er stets fremde Concurrenz
ausgeschlossen hat, haben sich
die Baumeister zusammen gethan und mit den Offerten einen
Tarif vorgelegt, mit dem Bemerken, d a ß sie fernerhin nur
mehr nach den in demselben
verzeichneten Preisen bauen
werden. . . . die Baumeister betrachten also die Behörden als
das Leder, aus denen sie ihre
Riemen schneiden wollen. M a n
habe es nun mit keiner freien
Concurrenz mehr, sondern nut
einem geschlossenen Ringe zu
thun . . . "
.1.