Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1985

/ Nr.12

- S.16

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Zur Geschichte des Jesuitenkollegs
Im Jahre 1554 äußerte Kaiser
Ferdinand I. gegenüber Petrus
Canisius, dem Provinzial der
Oberdeutschen Provinz der
1540 gegründeten Gesellschaft
Jesu, die Bitte, im Zuge der katholischen Restauration auch in
Von Dr. Herbert Woditschka
der Stadt Innsbruck ein Jesuitenkolleg zu errichten. Am 18.
Juni 1561 schrieb Canisius dem
Ordensgeneral Jakob Laynez in
Rom, daß dem Orden in Innsbruck das sogenannte Kaiserliche Hofspital an der Silbergasse
(= Universitätsstraße) zur Verfügung stehe. Nach Adaptierungsarbeiten unter Leitung des
Tiroler Jesuiten Karl Grimm
zog hier noch im selben Jahr
Rektor Nikolaus de Lanoy
mit zwanzig Jesuiten ein. In
den Jahren 1562—1573 wurde
dann das erste Jesuitenkolleg
(= Westtrakt der Alten Universität) nach Plänen von Karl
Grimm errichtet. An der Ecke
Universitätsstraße-Angerzellgasse erinnert noch daran ein
mit dem österreichischen Bindenschild und der Jahreszahl
1562 gezierter Wappenstein.
Als provisorische Kollegiumskirche diente von 1568/71 bis
zu ihrem Abbruch 1643 die zu
diesem Zwecke parallel zum

Straßenrand nordwärts in die
heutige Universitätsstraße hineingebaute bzw. erweiterte, bereits seit ca. 1499/1511 nachweisbare Salvatorkirche (vgl.
Franz-Heinz Hye, Innsbruck.
Geschichte und Stadtbild, S. 55
f.). Der Bau der heutigen Jesuitenkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit erfolgte 1627-1640. Er
blieb damals allerdings ein
turmloser Torso (bis 1900/01),
nachdem der Rohbau einer bereits 1619 begonnenen Jesuitenkirche anstelle des Vorplatzes der heutigen Kirche im Jahre 1626 eingestürzt war. In die
seit dem Abbruch der Salvatorkirche bestandene Baulücke
wurde in den Jahren 1672/73
der Erweiterungsbau des Jesuitenkollegs zwischen dem Altbau und der heutigen Kirche
durch den Innsbrucker Baumeister Johann Martin Gumpp
d. Ä. (1643-1729) errichtet
und der Gesamtbau einheitlich
fassadiert. Georg Tinkhauser
schrieb darüber: „Die Gebäude, worüber nun die Jesuiten
verfügten, bildeten die ganze
Seite einer schönen und ansehnlichen Gasse, welche mit
Recht von ihnen den Namen
führte. In der Mitte erhob sich
die majestätische Kirche, links
(= westlich) schloß sich etwas
vorspringend das langgedehnte

Gebäude des Collegium an,
und rechts (= östlich) in gleicher Linie das Gymnasium (erbaut 1606) und das Nikolaihaus
(erbaut 1587)."
Im Jahre 1773 erfolgte in der
Zeit des Josephinismus eine
Aufhebung des Jesuitenordens
und die Übergabe des ersten Jesuitenkollegs an die Universität
Innsbruck (= heute Alte Universität). So mußte sich die Gesellschaft Jesu nach ihrer Wiederherstellung 1838 durch den
Kauf einer Reihe von Häusern
an der Sillgasse ein neues Kolleg
schaffen. Am 2. Mai 1839 gelang ein erster beziehungsweise
nach einer neuerlichen Ordensaufhebung 1848-1853 am 15.
November 1854 ein zweiter
Rückkauf des Nikolaihauses,
welches — an der Ecke Sillgasse—Universitätsstraße gelegen
— von 1587 bis 1773 das von
Rektor Nikolaus de Lanoy gegründete erste Innsbrucker
Schülerheim beherbergte. In
diesem Gebäude waren von der
Wiederherstellung der Theologischen Fakultät 1857 bis zur
Eröffnung des Canisianums
1911 auch Theologiestudenten untergebracht. 1843-1846
wurde von den Jesuiten auch
das „Bürgerliche Konvikt",
Museumstraße 30, erbaut. Weitere Hauskäufe an der Sillgasse

erfolgten dann zwischen 1865
und 1893, bis 1898 auch das Palais Pfeiffersberg von der Stadt
Innsbruck erworben wurde. So
konnte 1911/12 die Häuserfront einheitlich gestaltet und
ein Seitentrakt mit Hauskapelle
und Speisesaal gebaut werden.
Im Jahre 1939 erfolgte eine
Aufhebung des Jesuitenordens
und die Besetzung des zweiten
Jesuitenkollegs durch die Polizei, welche nach 1945 das Gebäude erst nach und nach den
Jesuiten zurückzustellen in der
Lage war. Am 30. Mai 1964
wurde der Grundstein für das
ursprünglich Kennedy-Haus,
heute
Sigmund-Kripp-Haus
genannte Jugendheim gelegt
und der westlich an das Palais
Pfeiffersberg
anschließende
Bau bereits im Herbst desselben
Jahres vollendet. Die 1578 am
Jesuitengymnasium (= Akademisches Gymnasium) gegründete Marianische Kongregation
fand hier ein modernes Heim.
Eine vorbildliche Altbausanierung des Jesuitenkollegs wurde
1977-1982 durchgeführt.

"TtJM
JAHREN
18. Dezember: Im Zusammenhang mit mehreren Bauarbeiten, die der Innsbrucker Kaufmann und Besitzer des Schlosses Martinsbühel, Louis Hepperger, dort ausführen ließ,
wurden neue Funde gemacht,
die bis in die Römerzeit zurückreichen.

21. Dezember: Über Ladenschlußzeiten des Jahres 1885:
„Auf unsere (= Redaktion des
Boten für Tirol) Anfrage, wann
die im § 2 der Ministerialverordnung vom 27. Mai 1885 zu
subsumierenden Handelsgewerbe — nämlich alle Handelsgewerbe, mit Ausnahme des
Lebensmittelshandels, der Fragner, Greisler, Höckler, Obst-,
Milch-, Mehlhändler, Greisler,
Spezerei-, Colonialwaren-, Delicatessen-, Mineralwässer- und
Blumenhändler — in der Stadt
Innsbruck an Sonn- und Feiertagen zu schließen seien, hat der
hiesige Stadtmagistrat unterm
5. December 1. J. mitgetheilt,
daß diesen Handelsgewerben
©ritnfevife twt H©H?& unb ftir$e in 3tm$&rtu! {(£«bc bct u. ^
nach der Ministerialverordnung
u .ViifdK, I» .Stolicfl, c yied)tcuitriuifd)cr palati, ti SBirtidmmnKl"äu&c, <•
vom
21. September 1885 der
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Warenverkauf dahier an Sonntagen längstens bis 5 Uhr
Grundriß des ersten Jesuitenkollegs und der ersten Jesuitenkirche. Wiedergegeben nach Bernhard
abends gestattet sei."
J.
Duhr, Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge.
(Repro: Murauer)