Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1985

/ Nr.8

- S.15

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1985_Innsbrucker_Stadtnachrichten_08
Ausgaben dieses Jahres – 1985
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Im Stadtarchiv läuft noch bis
Ende September eine die Jahre
1932-1938 umfassende zeitgeschichtliche Ausstellung, die
neben zahlreichen Dokumenten zur politischen Situation
auch Pläne, Fotos u. a. zum
Von Josefine Justic

städtischen Geschehen dieser
bitteren Zeit zeigt. Dazu zählt
die Erbauung zweier „Stadtrandsiedlungen": es sind dies
die im Jahre 1934 fertiggestellte
„Siedlung am Anger" (Sieglanger) und die heuer 50jährige
Lohbachsiedlung im Süd- und
Nordwesten der Stadt.
Arn Sieglanger wurden im Jahre
1934 fast gleichzeitig zwei Siedlungen von verschiedenen Bauträgern errichtet. Einerseits war
dies die Stadtgemeinde, die 20
Siedlungshäuser auf städtischem Grund (westlich des
Gasthofes „Peterbrünnl") baute, und andererseits die von der
Landesleitung der christlichen
Gewerkschaft beauftragte Baugenossenschaft „Heim", die auf
dem westwärts anschließenden
Areal den Bau von weiteren 33
Häusern in Angriff nahm.
Der eigentliche Baubeginn bzw.
die Finanzierung durch den
Bundes-Wohn- und -Siedlungsfonds des Sozialministeriums in
Wien war aber an bestimmte

Bedingungen geknüpft: In diesen von Arbeitslosigkeit und
wirtschaftlicher Not geprägten
Jahren suchte die österreichische Bundesregierung u. a. auch
durch Schaffung von sogenannten Nebenerwerbssiedlungen
der Lage Herr zu werden. Die
diesbezügliche Zielsetzung war
somit, sowohl Arbeitsplätze zu
schaffen als auch durch die entsprechende Ausstattung dieser
Siedlungen (mit einem Garten
und Stall für Kleintierhaltung)
eine zumindest teilweise Nahrungsmittelselbstversorgung
der dort wohnenden Menschen
zu gewährleisten.
Die wichtigsten Bedingungen
für die Ermittlung der künftigen Siedler waren: 1. österreichische Staatsbürgerschaft;
2. Vorhandensein einer Familie
mit mindestens einem unversorgten Kind; 3. das gesamte
verfügbare Monatseinkommen
mußte kleiner als S 270,— sein;
4. Ausschluß von selbständig
Berufstätigen; 5. Besitz der notwendigen verlangten Eigenmittel von mindestens S 500,— je
Siedler; 6. eigene Mitarbeit
des Siedlers bei der Herstellung
der Häuser oder Beistellung eines Vertreters für solche Siedler, welche selbst nicht mitarbeiten konnten; 7. die Genehmigung der vorgeschlagenen Siedler durch das Bundesministe-

rium für soziale Verwaltung.
Nachdem alle Voraussetzungen
erfüllt waren, konnte ans Werk
gegangen werden. Am 30.
April 1934 wurde mit den Bauarbeiten an der städtischen
Siedlung begonnen, wobei auch
Kräfte des freiwilligen Arbeitsdienstes mitwirkten, und bereits
am 7. November desselben Jahres waren sie vollständig beendet; 10 Siedler konnten sogar
schon im Laufe des Monats Oktober einziehen. Das benachbarte Siedlungsvorhaben wurde
unter Einhaltung derselben Bedingungen im März 1934 begonnen. Die zukünftigen Bewohner der 33 Häuser gründeten bald nach Baubeginn eine
Siedlergemeinschaft auf Vereinsbasis und konnten am 28.
Oktober 1934 ihr neues Zuhause einweihen.
Wurde der „städtische" Siedlungsbereich anfangs nach dem
damaligen Innsbrucker Bürgermeister
Franz
Fischer
(1929-1938) benannt, so beschloß die Siedlergemeinschaft
die Benennung ihres Wohnbereiches nach dem ehemaligen
österreichischen Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß (ermordet am 25. Juli 1934).
Schon während der Errichtung
der Stadtrandsiedlung am Sieglanger faßte Bürgermeister Fischer den Gedanken, auch auf

dem damals bereits städtischen
Grund „in der Ulfiswiese" (auf
Höttinger Gemeindegebiet) eine Siedlung nach den Richtlinien des Bundesministeriums
für soziale Verwaltung zu erbauen. Auch hier fungierte die
Stadtgemeinde als Bauträger,
und fleißige Siedlerhände arbeiteten an der Errichtung von
56 Häuschen mit Garten, Stall
und Heutennen mit. Die Bauzeit war kurz, von Oktober
1934 bis September 1935 „entstand" die Siedlung am Lohbach. Ein Jahr danach gründeten die Bewohner eine Siedlergemeinschaft, durch deren Aktivität im weiteren ein Magazin
für Futtermittel und eine Saftpresserei für alle Siedler errichtet wurden. Auch die Namensgebung dieses Stadtgebietes änderte sich im Zuge der politischen Ereignisse. In den Anfängen war die Lohbachsiedlung
nach dem 1935 amtierenden
Sozialminister Odo Neustädter-Stürmer benannt.

VOR HUNDERT
JAHREN
17. August: „Circus Althoff
gibt während der Dauer des
11. österreichischen Bundesschießens einen Cyklus von
Vorstellungen in der höheren Reitkunst und Pferdedressur. Non plus ultra. Jokei Althoff jun. produzirt sich in seinen Saltomortalen, wird frei
vom Boden aufs Pferd springen."
31. August: „Kindertausch. Eine sehr anständige Familie in
Ala sucht einen Tausch mit einem Knaben oder Mädchen aus
Innsbruck auf ein oder zwei
Jahren einzugehen."

12. September: „In der Laubenwölbung des ehemals Oschlinger"schen, jetzt Kohlegger"schen Hauses, HerzogFriedrich-Straße 35, ist nach
Beseitigung der Kalktünche ein
interessantes altes Frescobild
zutage getreten. Man sieht bis
jetzt einen Theil des deutschen
Reichsadlers mit den Wappen
der deutschen Länder und
Reichsstädte auf seinen Federn
Altes Foto der Lohbachsiedlung, von Norden gesehen. Im Hintergrund die Bäume der Kranebitterund in der Mitte des Adlers ein
W.
Allee.
(Originalim Stadtarchiv, Repro: Murauer)Crucifix."