Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1985

/ Nr.7

- S.12

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Das feige Hakingergesindel,
das unbewaffnete Arbeiter
überfiel, verkroch sich dann in
den verwüsteten Bärensaal und
wagte sich lange Zeit nicht mehr
heraus. Nach und nach versuchten die Nazi in kleineren Trupps
den „Bären" unter dem Schütze
der Gendarmerie möglichst unauffällig zu verlassen; zum Teil
in Privatautos, zum Teil in den
Autobussen der Höttinger Linie. Dabei kam es natürlich jedesmal zu stürmischen Entrüstungskundgebungen der Menschenmassen. Erst als gegen
halb 11 Uhr von Innsbruck aus
zwei Kompanien der Alpenjäger nach Hötting aufgeboten
wurden, trauten sich die im Saal
noch anwesenden Nazi
unter dem Schütze von Polizei,
Gendarmerie und Militär
nach Innsbruck herunterzumarschieren, um schließlich vor
dem „Braunen Haus" in der
Müllerstraße mit einem dreimaligen „Rache"-Geschrei wider
die Marxisten ihren blutigen
Ausflug nach Hötting abzuschließen.
Ein Vergleich des Inhalts und
der Form der Berichterstattung
zwischen diesem Parteiorgan,
der zeitgeschichtlichen Darstellung von G. Botz und der Berichterstattung in den „Innsbrucker Nachrichten" wird
empfohlen.
Schließlich soll noch die
„Volks-Zeitung" vom 30. Mai
1932 zitiert werden („Die
Schuldigen am Höttinger Blutbad!"); bei deren Ausführungen es sich nicht um eine Schilderung der Vorgänge am 27.
Mai, sondern um einen politischen Kommentar handelt, dessen Tenor es ist: „Die organisierte Arbeiterschaft hat es seit
jeher verschmäht, bei politischen Auseinandersetzungen
mit ihren Feinden an die Mittel
der Gewalt zu appellieren,
die Arbeiter haben es noch immer vorgezogen, mit geistigen Argumenten zu kämpfen.
Es ist eine alte und bewährte
Tradition der Arbeiterklasse,
daß sie selbst zu Zeiten, wenn
die Wogen des politischen
Kampfes hoch gingen und alle
politischen Leidenschaften entfesselt waren, in vorbildlicher
Disziplin, beseelt von höchstem Verantwortungsbewußtsein, jede physische AustraSeite 12

gung der Gegensätze vermied."
„Zur Schuldfrage zitiert die
gleiche Ausgabe der „VolksZeitung" unter anderem einen
Augenzeugenbericht: „Nach
der bekannten gegenseitigen
„Begrüßung" der Nazi und
Kommunisten war es der dritte
uniformierte Nazi hinter der
Fahne, der den ersten Sessel gegen die Kommunisten warf. Das
war das Zeichen, und schon flogen gegen 30 Bierflaschen von
der Bühne, die die Nazi dort
hinter dem Vorhang bereit hatten."
Andererseits liegen über den
Verlauf der Auseinandersetzungen Berichte vor, denen zu
entnehmen ist, daß bereits vorsorglich von den Sozialdemokraten ein Stafettendienst eingerichtet worden war, um zwischen den im Gasthaus „Reiter", Mariahilf, versammelten
Sozialdemokraten und ihren
Gesinnungsgenossen im „Goldenen Bären" Kontakt zu halten und notfalls für Verstärkung
sorgen zu können.
Kurz gefaßt kann festgestellt
werden: Eine öffentliche Veranstaltung der NSDAP im
Höttinger Gasthof „Goldener
Bär" war amtlich angemeldet
und vom sozialdemokratischen
Bürgermeister der damals selbständigen Gemeinde Hötting
zur Kenntnis genommen worden. Der Bürgermeister hat, wie
die „Volks-Zeitung" berichtet,
gegenüber den zuständigen Behörden auf Sicherheitsmaßnahmen gedrängt, die ihm in diesem Zusammenhang als notwendig erschienen waren, was
bei der Bezirkshauptmannschaft zu einer Verstärkung des
vorgesehenen Gendarmeriekontingentes von 20 auf 40
Gendarmen geführt hat. Die
Versammlung der NSDAP wurde vom politischen Gegner gesprengt. Dabei gab es einen Toten und auf beiden Seiten Verletzte. Schon dieses Ergebnis allein sollte jeden davor warnen,
wiederum „schlagende" Argumente zu gebrauchen, und jedem, der sich mit der Zeitgeschichte befaßt, bewußt werden
lassen, daß eine solche Befassung nur mit persönlicher Distanz und nur dann positiv möglich ist, wenn man sich nicht mit
den handelnden Personen und
Ideologien von damals identifiziert.

Sich unnötigen Lärm ersparen
Hilfe durch Beachten der Lärmschutzverordnung
(Gr) Sich störenden Lärm zu ersparen ist in hohem Maß in das
Ermessen und die Möglichkeit
jedes einzelnen Bewohners unserer Stadt gelegt. Wenn sich jeder an die Bestimmungen der
„Verordnung zur Lärmbekämpfung" hält, die vom Gemeinderat 1976 erlassen wurde, ist damit vielen geholfen,
die da und dort durch besonderen Lärm gestört sind. Es
wird daher nachstehend auf
die wichtigsten Bestimmungen dieser Verordnung hingewiesen.
Die Verrichtung lärmerregender Haus- und Gartenarbeiten,
die Hausnachbarn oder in der
Nachbarschaft wohnende Personen stören, ist an Sonn- und
gesetzlichen Feiertagen überhaupt, an Werktagen in der Zeit
von 12 bis 15 Uhr und von 20
bis 6 Uhr verboten (insbesondere die Benützung von Garten- und Arbeitsgeräten, die mit
Verbrennungsmotoren betrieben werden, und das Ausklopfen von Teppichen, Decken,
Matratzen u. dgl.).
Mit Verbrennungsmotoren ausgestattete
Modellflugkörper
dürfen in Teilen der Stadt, die
mit Wohngebäuden verbaut
sind, nicht in Betrieb genommen werden.
Rundfunk- und Fernsehgeräte, Plattenspieler, Tonbandbzw. Kassettengeräte, Lautsprecher u. dgl. dürfen in den

öffentlichen Anlagen der Stadt
und den von ihr betriebenen
Sport-, Spiel- und Campingplätzen sowie Badeanstalten
nicht benützt werden. Zwischen
22 Uhr und 6 Uhr dürfen solche Geräte nur in geschlossenen Räumen und nur in solcher
Lautstärke betrieben werden,
daß sie außerhalb des Raumes, in dem sie benützt werden, nicht gehört werden können.

Ehrungen an der
Universität
Im Rahmen eines Festaktes
wurde am 15. Juni an der Universität an Univ.-Prof. Dr. Johannes Erben, Bonn, und den
em. Univ.-Prof. Dr. Heinrich
Kuen, Erlangen, das Ehrendoktorat der Philosophie verliehen.
Der Titel eines Ehrensenators
der Universität Innsbruck wurde an Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn.
h. c. Martin Hilti, Liechtenstein,
und Landeshauptmannstellvertreter i. R. Dr. Karl Kunst, Innsbruck, verliehen. Das Ehrenzeichen der Universität Innsbruck
wurde verliehen an Komm.-Rat
Dkfm. Gerhard Bielowski,
Innsbruck, Dr. Walter Lingenhöle, Bregenz, Landeskonservator Hofrat Dipl.-Ing. Josef
Menardi, Innsbruck, und Vizekonsul Erich Sautter, Innsbruck.

Wieder gute Freunde zu Besuch
Gäste aus Partnerstädten Aalborg und Freiburg
(Th) Wieder führt die sommerliche Reisezeit auch zu einem
zunehmenden Besuch aus den
Partnerstädten. Das Referat
für Städtepartnerschaft begrüßte im Juni insgesamt vier
Delegationen aus Freiburg und
eine Delegation aus Aalborg.
Den Beginn machte eine Klasse
der Staudinger Gesamtschule,
gefolgt vom Gehörlosenbund
„Breisgau-Perle", der vom Tiroler Gehörlosenverband betreut wurde. Ein eher seltenes
Treffen im Zeichen der Partnerschaft stellte die Anreise von

Priestern aus Freiburg dar, die
hier unter der Führung der
Pfarre Petrus Canisius ihre
„Kollegen" in der Partnerstadt
Innsbruck aufsuchten. Als Gegenbesuch auf den Aufenthalt
einer Klasse der Hauptschule
Hötting-West im Vorjahr in Dänemark weilten Schüler aus
Aalborg eine Woche in Innsbruck. Einen künstlerischen
Akzent setzte Freiburg Ende
Juni mit einem Gastspiel der
„nick-haberstich dance-company", die ein schwungvolles
Jazztanzprogramm darbot.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1985, Nr. 7