Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1985

/ Nr.3

- S.23

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as Swinburne-Grab wurde saniert
Noch knapp vor dem Abschluß
des Tiroler
Gedenkjahres
1809-1984 war es möglich, die
vom Innsbrucker Stadtsenat beschlossene Sanierung der Grabstätte des k. k. FeldmarschallLeutnants Robert Freiherrn
Von Stadtarchivdirektor
SR Dr. Franz-Heinz Hye
von Swinburne fertigzustellen.
Aus altem englischem Geschlechte stammend, war Swinburne — damals Oberstleutnant
— jener österreichische Kommandant, der am 4. November
1805 an der Spitze von Militär
und Tiroler Landesverteidigern
mit größtem persönlichem Einsatz, getragen von Pflichtbe-

wußtsein und Tapferkeit, die
Tiroler Grenzfestung „Porta
Claudia" bei Scharnitz — so benannt nach ihrer Erbauerin, der
Erzherzogin-Witwe und Landesregentin Claudia v. Medici
(gest. 1648) — gegen den von
Nordwesten her gegen Tirol
vorrückenden
französischen
Marschall Ney verteidigt hatte.
Erst nachdem es den Franzosen
mit ortskundiger bayerischer
Hilfe gelungen war, die Scharnitz über das Alpi und die Leutasch zu umgehen, mußte Swinburne seine Festung preisgeben.
Er geriet damals in französische
Gefangenschaft nach Nancy,
von wo er nach Abschluß des
Preßburger Friedens zwischen
Napeolean und Kaiser Franz

von Österreich am 26. Dezember 1805 in 9tägigem Marsche
nach Innsbruck zurückgekehrt
ist.
Mit dem damaligen Einmarsch
der mit Bayern verbündeten
französischen Truppen in das
Inntal und dem Zuschlag Tirols
an Bayern im obgenannten
Friedensvertrag von Preßburg
begann für Tirol die Zeit der
bayerischen Herrschaft (bis
1814), welche durch die Tiroler
Erhebung im Jahre 1809 kurz
unterbrochen worden war.
Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft wurde Swinburne
für sein vorbildliches Verhalten
bei der Verteidigung der Scharnitz von Kaiser Franz die höchste österreichische Auszeichnung, die Verleihung des Ritterkreuzes des Militär-MariaTheresien-Ordens, und gleichzeitig die Beförderung zum

1885

Obersten zuteil. Auf Swinburnes weiteren Lebensweg nach
gangen werden, als er von 1815
bis 1837 österreichischer Stadtkommandant von Mailand war,
wo er sich auch als Pensionär
(ab 1837) aufgehalten hat. Der
Mailänder Aufstand gegen die
österreichische Herrschaft im
Jahre 1848 zwang ihn jedoch,
diese Stadt zu verlassen und sich
nach Innsbruck zu begeben, wo
er wenige Monate später, am
20. Jänner 1849, fast 86jährig,
verstorben ist.
Als Militär wurde er selbstverständlich auf dem im Jahre 1831
errichteten k. k. Militärfriedhof
in Pradl beigesetzt. Sein Grab
befindet sich nahe beim Eingang am Mittelweg links. Im
Laufe der Zeit verwaist, drohte
es zusehends zu verfallen und
im Erdboden zu versinken. Um
dies zu verhindern, hat das
Stadtarchiv die Sanierung dieses Grabes angeregt und schätzt
sich glücklich, daß dieselbe im
Tiroler Gedenkjahr realisiert
werden konnte.

VOR HUNDERT JAHREN

17. März: In seiner Generalversammlung beschließt der Innsbrucker Verschönerungsverein
die Errichtung eines 12 m hohen Aussichtsturmes auf den
Lanser Köpfen. — Das Projekt
wurde jedoch nicht verwirklicht, es befindet sich heute dort
lediglich der von der Sektion
Innsbruck des Alpenvereins
1879 errichtete marmorne Orientierungstisch (Anm. d. Verf.).
20. März: In der am 17. d. M.
abgehaltenen Gemeinderatssitzung wurden u. a. folgende Beschlüsse gefaßt: Die Auflösung
und Neubildung der Freiwilligen Feuerwehr, die „absolut
nothwendig war, da sie in sich
selbst verfallen wäre", begründet Bürgermeister Falk diesen
Schritt. „Als erstes Princip bei
der Neubildung sei festzuhalten, daß sie weniger zahlreich
Das sanierte Swinburne-Grab am alten Militärfriedhof an derAn- werde, wie die bestandene; eine
zengruberstraße in Pradl. Eine aus Anlaß der Sanierung ange- doppelte Besetzung jedes Rebrachte Bronzetafel trägt die Inschrift: „Dieses Grabmal wurde imquisites sei genügend." In derGedenkjahr 1809—1984 von der Stadtgemeinde Innsbruck erneu-selben Sitzung wird der Antrag
ert in Würdigung des Oberst Swinburne, welcher im November angenommen „den ursprüng1805 die Festung Scharnitz oder Porta Claudia tapfer, aber infolge
lich zum Baue einer Realschule
der französisch-bayerischen Übermacht erfolglos verteidigt hat, " reservierten Grund zwischen
(Foto: Frischauf) dem Justizgebäude und der

Turnhalle (= Areal nördlich der
Schmerlingstraße) zu 6 Bauplätzen zu parcellieren und
zwar mit der Bedingung, daß
die dem Justizgebäude gegenüber zu erbauenden Häuser mit
diesem Monumentalbau entsprechenden Facaden zu erbauen sind."
20. März: Aus dem Anzeigenblatt des Boten: „Guter Erwerb! Wer will Sodawasser-Fabrikant werden? Eine in gutem
Zustande befindliche Sodawasser-Maschine zum Handbetrieb
ist billig zu verkaufen. Anfragen
unter ,Syphon" an die Expedition des Blattes."
2. April: Die Generalversammlung der Innsbrucker Liedertafel beschließt den Neubau ihres
neuen Heimes an der Ecke Bürgerstraße/Anichstraße.
15. April: Mit einem „Ballfeste" zu Ehren des Officierscorps
nimmt die Innsbrucker Gesellschaft von den alten Redoutensälen (= Stadtsäle) „in so glänzender Weise, wie wohl noch
nie ein Ball gefeiert worden
ist..." Abschied.
J.