Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1984

/ Nr.10

- S.8

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UNIVERSITÄTSSTADT INNSBRUCK

„Sprachwissenschaft* in Innsbruck
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Ein Universitätsinstitut mit Tradition und internationalem Ansehen
Im Jahre 1928 wurde mit der
Berufung von Hermann Amman aus Freiburg auf die hiesige
Lehrkanzel das „Institut für
Vergleichende Sprachwissenschaft" an der Universität Innsbruck eingerichtet. Die etwa seit
der Jahrhundertwende bestehende „Indische Sammlung",
eine kleinere Bibibliothek auf
das alte Indien bezüglicher
Werke, wurde in das Institut
eingegliedert. Aber schon vorher war die „Vergleichende"
oder „Indogermanische Sprachwissenschaft" durch verschiedene Professoren, die meist in
der klassischen Philologie beheimatet waren, vertreten, unter denen zwei Weltruhm erlangten: Friedrich Stolz durch
seine „Historische Grammatik

der lateinischen Sprache"
(1894), Alois Walde durch sein
„Lateinisches etymologisches
Wörterbuch" (1906) sowie
durch sein dreibändiges „Vergleichendes Wörterbuch der
indogermanischen Sprachen"
(1927-1932).
Heute heißt das Fach offiziell
„Sprachwissenschaft", Vorstand
des Institutes für Sprachwissenschaft in Innsbruck ist Univ.Prof. Dr. Hans Schmejd, gebräuchlich ist auch die Bezeichnung „Linguistik"; seit der Studienreform von 1974 ist es in
drei Studienzweige geteilt: Allgemeine Sprachwissenschaft,
Angewandte
Sprachwissenschaft, Indogermanistik. Und
spätestens zu Beginn seines
fünften Semesters muß jeder

„New Games" waren ein Erfolg
Rund 2000 Kinder beim Spielfest im O-Dorf
(We) Ins Olympische Dorf
kommt Bewegung. Kulturell
wie auch sportlich tut sich etwas
in diesem östlichsten und größten Innsbrucker Stadtteil. So
organisierten rund fünfzig
O-Dörfler aus verschiedenen
Vereinen und Organisationen
ein großes Spielfest, welches am
22. September insgesamt 2000
Kinder und mehrere hundert
Erwachsene auf die Beine
brachte. In der großen Turnhalle der Hauptschule wurde ge-

malt, modelliert, gespielt und
herumgetollt, Fallschirmspringer landeten auf der Wiese vor
der Hauptschule, und auch für
das leibliche Wohl war, dank
zahlreicher Sponsoren, bestens
gesorgt. Wegen des großen
Erfolges plant Prof. Mag.
Friedl Ludescher, der als Präsident des SVO die Gesamtleitung übernommen hatte, das
Spielfest in einem noch größeren Rahmen zu veranstalten.

Vier Fallschirmspringer
des Hagebank- Teams, unter ihnen Weltmeister Herbert Pedevilla, landeten zum Auftakt des großen Spielfestes im Olympischen Dorf punktgenau auf einer Wiese vor der
Hauptschule und übergaben die mitgeführte Fahne mit der Aufschrift
„20 Jahre Olympisches Dorf" an Vizebürgermeister Ing. Krasovic.

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Student der Sprachwissenschaft
sich entschieden haben, in welchem Studienzweig er das Magisterium anstrebt, das er in einem Studiengang von insgesamt acht Semestern erreichen
und anschließend noch durch
ein zweijähriges Doktoratsstudium erweitern kann.
Allerdings: ein Magister oder
Doktor der Sprachwissenschaft
hat eine Kunst gelernt, mit der
er in der heutigen Welt nicht allzuviel anfangen kann, sind es
doch nur wenige, denen sich die
wissenschaftliche Laufbahn öffnet, und wenige, die als Sprachwissenschaftler ihren Fähigkeiten gemäß in einem praktischen
Beruf unterkommen — ähnlich
wie bei den meisten geisteswissenschaftlichen Studienrichtungen, soweit sie nicht zur Ausbildung für das Lehramt an höheren Schulen dienen. Wer jedoch
mit Interesse, ja Begeisterung
an das Fach herangeht und sich
mit Fleiß und Ausdauer an die
Arbeit macht, wird dafür sicher
reichlich belohnt.
Die Allgemeine Sprachwissenschaft befaßt sich mit Fragen
der Sprach- und Grammatiktheorie: Wie ist eine Sprache
aufgebaut? Wie funktioniert
menschliche Kommunikation?
Sie befaßt sich mit Fragen der
Psychologie und Soziologie der
Sprache, mit der Frage nach
den verschiedenen Sprachtypen
und deren Entstehung bzw.
Entstehung der menschlichen
Sprache(n) überhaupt und deren Weiterentwicklung und
Veränderung im Laufe der Geschichte. Dieser Studienzweig
wird in Innsbruck seit Jahren
hauptsächlich von Prof. ölberg
in Lehre und Forschung betreut, ebenso wie die Angewandte
Sprachwissenschaft,
die sich mit Sprachplanung und
-normung befaßt, mit Plansprachen (z. B. Esperanto), mit
Sprachdidaktik und Übersetzungstheorie, aber auch mit der
Sprachpathologie, der Stimmund Sprachheilkunde, wo es eine enge Zusammenarbeit mit
den entsprechenden Instituten
der medizinischen Fakultät
gibt.

Die Indogermanistik hat — wie
bereits erwähnt — in Innsbruck
große Tradition. Ihr Gegenstand sind die alten und ältesten
historisch-genetisch miteinander verwandten Sprachen (die
auf eine gemeinsame „Grundsprache" zurückgeführt werden
können) von Indien über den
Iran und Kleinasien — hier ist
das Hethitische aus dem zweiten Jahrtausend v. Chr. besonders wichtig — bis nach Europa,
wo etwa das Griechische und
das Lateinische, aber auch die
slawischen, germanischen und
keltischen Sprachen hauptsächlich in ihren ältesten Ausprägungen erforscht und verglichen werden, in Grammatik
und Wortschatz, um so der Rekonstruktion der indogermanischen Grundsprache näher zu
kommen. Besonders gepflegte
Spezialgebiete in Innsbruck
sind die keltischen Sprachen
(Prof. Meid), das Awestische,
die alte Liturgiesprache der
Anhänger Zarathustras (Prof.
Schmeja) oder das Albanische
(Prof. Ölberg).
Daneben bietet das Institut
auch Lehrveranstaltungen für
Übersetzer- und Dolmetschstudenten an sowie Pflichtvorlesungen für Studierende verschiedener Einzelsprachen. Im
Mittelpunkt der Institutsarbeit
aber stehen nach wie vor die
wissenschaftliche Forschung
und die vom Institut herausgegebenen und redaktionell betreuten Reihen der „Innsbrukker Beiträge zur Kulturwissenschaft" (gegründet 1953) und
der „Innsbrucker Beiträge zur
Sprachwissenschaft" (gegründet 1970), die sich großen
Ansehens in der internationalen Fachwelt erfreuen und
den Ruf unseres Institutes weit
über Europa hinausgetragen
haben: nach Nord- und Südamerika, nach Australien und
Japan.

• Das Innsbrucker Kellertheater eröffnete am 9. Oktober seine sechste Spielzeit mit dem
Stück „ödipus, der Tyrann"
von Sophokles in der deutschen
Übersetzung von Rudolf Bayr.
Am Kellertheater wird auch
eine Schauspielschule geführt.
Interessenten erfahren Näheres unter der Telefonnummer
20 8 72.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1984, Nr. 10