Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1984

/ Nr.5

- S.23

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Die Errichtung der Annasäule
In der Nacht zum 26. Juli ( = A n natag) 1703 verlegten die Bayern
ihr Heerlager von Wilten nach
Hötting und flohen dann über
Ziri und Scharnitz aus Tirol.
A m 1. März 1704 erklärte der
Abgesandte des Brixner Fürstbischofs Kaspar Ignaz Graf Künigl
Von Dr. Herbert Woditschka
(1702—1747) in einer Sitzung
des Engeren Ausschusses des Tiroler Landtags in Bozen, es sei
notwendig, aus Dankbarkeit für
die 1703 erfolgte Befreiung vom
Feind ein Gelöbnis abzugeben.
Nachdem in der Sitzung vom
4. März die Meinungen über den
Inhalt eines solchen Gelöbnisses
noch sehr verschieden waren,
wurden am 7. März folgende drei
Punkte beschlossen:
1. Das Fest Mariä Empfängnis
soll im ganzen Land Tirol gefeiert werden; überdies soll eine
Marmorsäule mit der Jungfrau
und Gottesmutter Maria und
den Diözesanpatronen Kassian
(Brixen) und Vigilius (Trient) vor
dem Landhaus errichtet und jede Samstagnacht dort eine Lampe angezündet werden. 2. Jährlich soll am 26. Juli (= Annatag), an welchem Tag der Feind

die Haupt- und Residenzstadt
Innsbruck verlassen hat, von der
Stadtpfarrkirche zu St. Jakob
aus eine Prozession zur Votivsäule gehalten werden — aus
diesem Grund erhielt diese Mariensäule den Namen „Annasäule" —, desgleichen sollen von
der Landeskasse je ein Gulden
als Almosen an zwölf Bedürftige
gegeben werden. 3. Ein gleiches
Almosen soll am 9. September
( = Fest Mariä Geburt), an welchem Tag der Feind die Stadt
Trient verlassen hat, gegeben
werden.
A m 15. März 1704 erfolgte in der
Mariahilfkirche in Innsbruck
das feierliche Gelöbnis der Tiroler Landstände zur Errichtung
der Annasäule.
Der Auftrag wurde um 4000 Gulden an Cristoforo Benedetti
(1660—1735) in Castione bei
Mori (Trentino) vergeben, dessen Werkstatt, abgesehen von
zahlreichen profanen Kunstwerken, etwa fünfzig Altäre geschaffen hat. Die Goldschmiedearbeiten führte Anton Kuprian aus,
die Steinmetzarbeiten am Sokkel, der auf drei Stufen ruht,
wurden vom Hofsteinmetz Georg Philipp Appeller und Baumeister Hanns Mayr ausgeführt.
Die Kosten für die Aufstellung

der 12,8 Meter hohen Säule betrugen 2275 Gulden. Als Aufstellungsort der Annasäule wird im
Gelöbnis von 1704 festgelegt, die
Dankessäule werde „gleich vor
dem Landthauß" errichtet, das
heißt vor dem Bauvorgänger des
heutigen Alten Landhauses,
dem sogenannten St. Georgenhof. Die tatsächliche Aufstellung 1706 erfolgte dann jedoch
in der Mitte der Maria-Theresien-Straße nördlich vom Landhaus. Als Vorbilder für die barocke Innsbrucker Mariensäule
kann einerseits die Mariensäule
am Marienplatz in München angesehen werden, die Kurfürst
Maximilian I. 1638 in Erinnerung an seinen Sieg am Weißen
Berg bei Prag errichten hatte lassen, andererseits die 1647 von
Kaiser Ferdinand III. in Wien am
Hof aufgestellte Mariensäule.
Der Sockel der Annasäule ist mit
den vier Statuen der heiligen Anna (Nordseite), des heiligen Kassian (Patron der Diözese Brixen;
Westseite), des heiügen Vigilius
(Patron der Diözese Trient; Ostseite) und des heiligen Georg (bis
1772 Patron des Landes Tirol)
geziert. Die auf dem Sockel ruhende korinthische Säule aus rotem Marmor ist mit einer Marienstatue geziert, deren Origi-

nal sich seit 1958 in der Kirche
des Benediktinerklosters Fiecht
bei Schwaz befindet. Die Inschriften unter den Statuen des
Kassian, Vigilius und Georg sind
in der Form eines sogenannten
Chronogramms verfaßt, das jeweils die Jahreszahl 1703 ergibt.
Die Inschrift auf der Nordseite
lautet in deutscher Übersetzung:
„Der Jungfrau Maria, der unbefleckten Mutter, der Tochter der
seligen Anna, setzte das Land Tirol zufolge eines Gelöbnisses dieses Denkmal als ewiges Zeichen
schuldiger Dankbarkeit, da die
Feinde, sowohl Bayern als auch
Franzosen, welche im Jahre 1703
in Tirol eindrangen, auf beiden
Seiten jedoch vertrieben wurden, und zwar aus Innsbruck gerade am Fest der heiligen Anna,
aus Trient aber am Fest der Geburt der seligen Jungfrau Maria."
A m 26. Juli 1706 fand die feierliche Enthüllung der Annasäule
statt.

OR H U N D E R T
JAHREN
15. Mai: „Um dem vielseitigen
Wunsche des Publicums Rechnung zu tragen, hat sich der
Innsbrucker Verschönerungsverein entschlossen, probeweise
vom 15. Mai bis 15. September
Reitthiere für das Gebirg zu tarifmäßigen Sätzen beizustellen.
Aufträge nimmt entgegen Frau
Witwe Anna Baur, Tabaktrafik,
Margarethenplatz. " "
16. Mai: „Thierschutzfreundliches. Vor einigen Tagen fiel ein
Hund (Rattler) in den Sillcanal,
welcher jedenfalls zugrunde gegangen wäre, da keine Möglichkeit war, herauszukommen. Ältere Maurer, welche in der Nähe
waren, ergötzten sich daran. E i nige junge .Mörtelbuben" hatten
weichere Herzen, und einer davon wagte sich in den Sillcanal,
um das arme Thier zu retten. Er
zog dasselbe aus dem Wasser,
trocknete es und ließ es laufen. "

23. Mai: „Die junge und so kräftig aufblühende Section Innsbruck-Wilten des .Oesterreichischen Touristenclub", welche
jetzt nahezu 100 Mitgüeder
zählt, hat beschlossen, am Habicht (3274 M.), der als Aussichtspunkt ersten Ranges in den
deutschen Alpen gilt, eine Unterkunftshütte zu bauen, welche
Die Neustadt mit der Annasäule. Stahlstich vonJ.H. Martens, um 1840. (Original: Stadtarchiv, Repro: den Namen ,Innsbrucker-Hütte"
tragen wird."
W.
Murauer.)