Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1984

/ Nr.5

- S.7

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Hundert Jahre im Dienste der Sauberkeit
Vom Müllfuhrwerk bis zum allradgetriebenen Spezialfahrzeug — Rund 32.000 Tonnen Müll pro Jahr
Das ganze Jahre hindurch, jeweils von Montag bis Freitag
pünktlich um sechs Uhr früh,
rücken die Männer der Innsbrucker Müllabfuhr mit ihren
Fahrzeugen aus. Zu einer Zeit,
wo viele Innsbrucker noch in ihren Betten träumen und — was
manchmal unvermeidlich ist —
durch das Scheppern der Müll-

behälter unsanft gestört werden.
Doch nur dieser frühe Arbeitsbeginn garantiert, daß die Innsbrucker Müllbrigade in noch relativ verkehrsarmen Straßen ihren Dienst versehen kann. Außer
an diesen Lärmbelästigungen,
für die man von seiten der Müllabfuhr um Verständnis bittet,
nimmt der Bürger gewöhnlich

wenig Notiz von den „guten Geistern" im Dienste der Sauberkeit. Wir haben uns an sie gewöhnt.

A uf ein Jahrhundert BeZM.stand blickt die städtische Einrichtung der Müllabfuhr nun zurück.
Sieht man von der Einführung der sogenannten „Kehrichtwagen" in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts ab, so
bedeutete der am 8. November 1883 gefaßte und mit
Wirkung 1. Jänner 1884 in
Kraft getretene Beschluß des
Innsbrucker Gemeinderates,
„... daß von Neujahr an in
Häusern an leicht zugänglichen Plätzen Gefäße oder Behältnisse aufzustellen sind,
in welche von sämmtlichen
Hauspartheien diefesten Abfälle und Unrathsbestandtheile hineingegeben werden
müssen..."
und der Inhalt
dieser Gefäße von städtischen Arbeitern täglich geleert und in einem eigens bereitgehaltenen Wagen entfernt wird, den Beginn dieser
von der Stadt betriebenen
Dienstleistungseinrichtung.
Daß man bis zu diesem Zeitpunkt mit Umweltverschmutzungsproblemen noch nicht
sosehr konfrontiert war und
daher auch die Beseitigung
der Abfälle sorgloser gehandhabt wurde, möge ein
Beschluß des Polizei- und Sanitätsausschusses des Gemeinderates vom 7. Jänner
1880 über die Reinhaltung
der beiden Innufer verdeutlichen: „Hinsichtlich des rechten Innufers seien die städtischen Arbeiter und die Anrainer aufzufordern,
den
Kehricht und die sonstigen
A bfälle nur mehr bei den Ritschenausflüssen bei der städtischen Fischbank und oberhalb der Fleischbank (Innrain 4, 1955 abgetragen) in

den Inn zu werfen, und zwar
derart, daß die Abfälle von
der Ritsche fortgespült werden können; zu diesem
Zwecke wären an diesen beiden Orten auch transportable hölzerne Schußrinnen anzubringen; bezüglich der
Reinhaltung des linken Innufers aber hält es die Sektion

rungsverein wegen einer geeigneten Abhilfe gegen die
Straßenverunreinigung
bei
der Stadtgemeinde intervenierte, wurde dieser Angelegenheit bei der Sitzung der
Polizeisektion am 18. November die Dringlichkeit zugesprochen und die Herren
Ausschußmitglieder
aufge-

Zum Feiern keine Zeit
In diesem Jahr begeht die Innsbrucker städtische Müllabfuhr
nun ihren 100. Geburtstag — oh-

Die Anfänge der Müllabfuhr
für das Rathsamste, wenn die
dortigen Abfälle durch städtische Arbeiter von Zeit zu
Zeit weggeräumt und in den
Inn geworfen werden; zugleich wäre dort eine Warnungstafel anzubringen, daß
die Abfälle in das Wasser einzuteeren seien
Was aber die Verunreinigung
der Straßen in der Stadt betraf, so befaßte sich derselbe
Ausschuß ein Jahr später, am
28. Oktober 1881, mit dieser
Problematik, und Bürgermeister Dr. Falk machte hiezu erstmals den Vorschlag,
Müllgefäße als Sammelstellen des häuslichen Abfalles
anzuordnen: „... man solle
die Hausbesitzer verhalten,
ein gewöhnliches
Petroleumsfaß das statt des Bodens ein Gitter hätte, anzuschaffen, um während des
Tages die Abfälle von Küche,
den Kehricht usw. hineinwerfen zu können. ... Morgens
würde dann das Faß abgeholt, geleert und wieder auf
seinen Platz gestellt werden. "
Nachdem im November desselben Jahres auch der gemeinderätliche Bauausschuß
mit dieser Sache befaßt
war und im Mai 1882 sogar
der Innsbrucker Verschöne-

fordert, „die in früheren Sitzungen gestellten Anträge
reiflich in Erwägung zu ziehen, um bei der nächsten Sitzung einen definitiven Antrag für dem Gemeinderath
stellen zu können".
Am 14. März 1883 wird dieses
Thema dann auch im Gemeinderat diskutiert, und
Bürgermeister Dr. Falk teilt
hiezu mit, „daß die Polizeisektion berathen habe, auf
welche Weise der Verunreinigung der Straßen der Stadt,
welche bedeutend überhand
genommen habe, gesteuert
werden könne, und habe sich
auf ein System geeinigt, nach
welchem der Hausunrath
trockenen Inhaltes in Tonnen
entleert und sodann durch
städtische Fuhrwerke abgeführt werden soll, wie dies in
Hall durchgeführt
würde.
Die weitere Berathung und
Schlußfassung über diesen
Gegenstand wirdfür eine der
nächsten Sitzungen vorbehalten".
Schließlich kommt es dann
im November 1883 zur obenwähnten
Beschlußfassung
und im Dezember zur Kundmachung derselben im „Boten für Tirol". Mit 1. Jänner
1884 wird die städtische
Müllabfuhr in Betrieb ge-

ne große Feiern und ohne Blasmusik, denn der tägliche Kampf
gegen Unrat und Schmutz geht
weiter.
Die bei der letzten Volks- und
Gebäudezählung
ermittelten
117.000 Einwohner und 10.000
Gebäude in Innsbruck werden
bis auf geringe Ausnahmen (einige gewerbliche Betriebe und

nommen. Reichten in den
Anfangsphasen
die „Fassein" aus, um den anfallenden Abfall zu sammeln, so
waren später wohl größere
Behältnisse notwendig geworden. Im Jahre 1926 wurden deswegen auch 80-LiterBlechtonnen mit Deckeln als
Müllgefäße eingeführt und
statt der offenen Fuhrwerke
schaffte die Stadt geschlossene Müllwagen an. Im selben
Jahr gab die Tiroler Landesregierung mittels Verordnung den Anschlußzwang an
die städtische Müllabfuhr bekannt, und die Müllordnung,
die 1935 erlassen wurde, belehrte über die Ausnahmebestimmungen vom Anschlußzwang, die Bestimmungen
über Aufstellung,
Zugänglichkeit und Erwerb der Einheitsmüllbehälter und anderes.
Aber auch für die Endablagerung der Abfälle mußte
von der Stadtgmeinde gesorgt werden: Bis 1945 standen dafür die Plätze am Sillspitz, dem Gebiet an der Einmündung der Sill in den Inn,
und die Fläche eines alten
Inneinbruches unterhalb des
Gasthauses
„Peterbrünnl"
im Westen der Stadt zur Verfügung. Als diese beiden Gebiete vollständig ausgelastet
waren, wurde die Deponie in
derRoßau in Betrieb genommen, die jedoch im Jahr 1975
ebenfalls an die Grenze der
Belastbarkeit gelangte. Die
nächste und heute noch bestehende
Endablagerungsstätte für Innsbrucks Müll
befindet sich seit 1975/76 im
Ahrntal, einem kleinen Seitental des Wipptales.

jnnsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1984, Nr. 5

Josefine Justic

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