Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1984

/ Nr.5

- S.3

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1984_Innsbrucker_Stadtnachrichten_05
Ausgaben dieses Jahres – 1984
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Gemeinden auf dem Weg nach Europa
Zwanzig Jahre Städtepartnerschaft: Freiburger Gemeinderäte in Innsbruck

Liebe Mitbürger!
Am Europatag, dem 5. Mai,
haben wir mit einer Delegation des Gemeinderates unserer Partnerstadt Freiburg
i. Br. in unserer Stadt des nunmehr zwanzigjährigen Bestehens der europäischen Partnerschaft zwischen Freiburg
und Innsbruck gedacht.
Ich halte die lebendige und
vor allem auch die Jugend
einbeziehende Pflege der europäischen Städtepartnerschaften für eine der vordringlichen Aufgaben, die
den Gemeinden heute gestellt
sind. Auch ein nur flüchtiger
Blick zurück in die Geschichte Europas, in die Zerrissenheit, Voreingenommenheit
und Feindschaft seiner Völker läßt die Notwendigkeit erkennen, sich mehr als bisher des Gemeinsamen und
Verbindenden bewußt zu
werden. Viel Leid und Zerstörung wäre den Menschen unseres Kontinents erspart geblieben, wären schon früher
Schritte zur Verständigung
von Gemeinde zu Gemeinde
gesetzt worden.
Sich selbst auf die eigenen
Werte zu besinnen und sie zu
pflegen, zugleich aber auch
über die nationalen Grenzen
hinweg Eigenart und Qualitäten der anderen schätzen zu
lernen und so gegenseitig die
jeweils eigenen, aus ihrer Tiefe heraus lebendig erhaltenen
Werte in die Weite der europäischen Vielfalt einzubringen, schafft jenes Werk der
Verständigung, das vor allem
Auftrag an die Gemeinden
ist.

(Gr) Europäische Städtepartnerschaft ist ein Weg der Gegenseitigkeit, auf dem Gemeinden unseres Kontinents über nationale und politische Grenzen hinweg aufeinander zugehen, um sich in tieferem
Verständnis und wachsender Wertschätzung zu finden. Diese Feststellung, die Bürgermeister Romuald Niescher an den Anfang seiner
Rede beim Festakt in der Hofburg setzte, fand ihren Ausdruck und
ihre Bekräftigung, als der Oberbürgermeister von Innsbrucks Partnerstadt Freiburg i. Br., Dr. Rolf Böhme, mit einer Delegation seines
Gemeinderates nach Innsbruck gekommen war, um hier am 5. Mai,
dem Europatag des Jahres 1984, des zwanzigjährigen Bestandes dieser Städtepartnerschaft zu gedenken. Im November des vergangenen
Jahres war in Freiburg mit Innsbrucker Gästen dieser Anlaß wahrgenommen worden.
Es sind die gemeinsame Sprache
und die Jahrhunderte hindurch
gegebene geschichtliche Verbundenheit der beiden Städte, die
dieser Partnerschaft ihre besondere Note verleihen, worauf in
den Festansprachen der beiden
Bürgermeister ausdrücklich hingewiesen wurde. So war es auch
kein Zufall, daß der Freiburger
Kaiserjägeroffizier Georg Hauger, der 1823 Hofers Gebeine von
Mantua nach Innsbruck gebracht hatte, im Gedenkjahr der
175. Wiederkehr des Freiheitskampfes besondere Würdigung
fand.
Nach Hinweisen darauf, wie sehr
die Idee der europäischen Verständigung über die Städtepartnerschaft in unserer Bevölkerung zum Tragen gekommen ist,
bekannte sich Bürgermeister
Niescher mit klaren Worten zur
Pflege der europäischen Städtepartnerschaften. Nur im unmittelbaren und engen Kontakt, der
von der Gemeinde her mit den
Bürgern besteht, könne dieses
für die Zukunft Europas ent-

scheidende Anliegen in den Herzen der Menschen wachgerufen,
in ihre Überlegungen einbezogen, in konkreten Taten verwirklicht und als Folge davon über die
nationalen Grenzen hinweg mit
den Menschen anderer Gemeinden als gemeinsame Initiative
für Europa wahrgenommen werden. Mit dieser Absichtserklärung verband der Bürgermeister
den Dank an alle, die sich um
die Städtepartnerschaft Innsbruck—Freiburg verdient gemacht haben, an ihrer Spitze die
beiden Altbürgermeister Dr.
Lugger und Dr. Keidel, und kündigte an, daß die Stadt Innsbruck
die Absicht habe, den Platz vor
der Jesuitenkirche in Innsbruck
„Pater-Karl-Rahner-Platz" zu
benennen, um so einen Freiburger Bürger zu ehren, der in unserer Stadt gewirkt und weltweite
Aufmerksamkeit gefunden hat.
Auch Freiburgs Oberbürgermeister Dr. Böhme wußte die gemeinsamen Wurzeln und die Besonderheit in der Beziehung der
beiden Partnerstädte mit zahlrei-

Drei Besichtigungsprogramme, von denen jenes zum Thema Stadtentwicklung und Stadtgestalt besonderes Interessefand (unser Bild),
machten die Gäste mit den Innsbrucker Gegebenheiten vertraut.

Bei der Begrüßung der Freiburger Gäste im Bürgersaal des alten
Rathauses trug sich Oberbürgermeister Dr. Böhme auch in das
Goldene Buch der Stadt Innsbruck ein.
(Fotos: Murauer)
chen Hinweisen zu belegen, würdigte das in zwanzig Jahren Partnerschaft Geleistete und gab der
Überzeugung Ausdruck, daß die
europäische Zukunft nur auf
starken Städten aufgebaut werden könne.
Der Innsbruck-Freiburg-Dialog
sollte sich in der konkreten weiteren Entwicklung so gestalten,
daß er zu einem selbstverständlichen Bestandteil der kommunalpolitischen Diskussion wird. Gemeinsame Fragen fänden sich
genug: Wie lösen wir die Verkehrsprobleme, die sich durch
die Lage beider Städte im Zentrum großer Fremdenverkehrsgebiete ergeben? Wie können die
Städte ihren Nutzen aus der Entwicklung des Fremdenverkehrs
ziehen, ohne sich zu „vermarkten"? Welchen Beitrag können
die Universitäten in unseren
Städten zur wirtschaftlichen und
kulturellen Entwicklung leisten?
Wie kann der Dialog Stadt und
Hochschule intensiviert werden? Wie fassen wir die Kräfte
unserer Stadt und des jeweiligen
Umlandes zum beiderseitigen
Vorteil am besten zusammen und
schaffen mehr Solidarität zwischen der Stadt und dem Umland? Eine Liste von Fragen, die
sich verlängern ließe.
Im Zeichen eines konkreten Erfahrungsaustausches stand denn
auch das weitere Programm für
die Freiburger Gäste.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1984, Nr. 5

Seite 3