Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1984

/ Nr.3

- S.8

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UNIVERSITATSTADT INNSBRUCK

Wertvolle archäologische Tätigkeit
Die Ausgrabungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte in Ägypten
Seit dem Jahre 1971 f ü h r t das Institut f ü r U r - und Frühgeschichte an der Universität Innsbruck
unter der Leitung seines Vorstandes, o. Univ.-Prof. Dr. K a r l K r o mer, Ausgrabungen i m b e r ü h m ten Pyramidendistrikt Giseh bei
Kairo durch. Der erste G r a bungsplatz war eine abgerissene
Siedlung aus der Frühzeit des A l ten Reiches (ca. 2900—2600
v. Chr.), die ursprünglich vermutlich an jenem Abschnitt des
Nilufers bestanden hat, auf dem
der Pharao Mykerinos seinen
Taltempel zum Pyramidenbau
errichten ließ. Das machen Siegelabdrücke wahrscheinlich, die
in großer Zahl gefunden wurden.
Die vielen wertvollen Kleinfunde
an Steingeräten, Tongefäßen,
Schmuckstücken und diversen
Werkzeugen geben zusammen
mit den Siegelinschriften einen
Einblick in das tägliche Leben i n
der Frühzeit der altägyptischen
Hochkultur und ergänzen so das
Bild, das man bisher fast nur anhand der königlichen Grab- u n d
Tempelbauten erstellt hat.
Das Leben des einfachen Mannes aber hat das Land beherrscht, der Hausrat des Schreibers, des Maurers oder Tischlers
gibt uns mit allen seinen erhaltenen Resten (auch durch die Speiseabfälle) eine äußerst wertvolle
Ergänzung
zum
bekannten

Prunk der Pyramidenerbauer.
Seit drei Jahren hat das Institut
aber einen weiteren Ausgrabungsplatz in Giseh von der
Ägyptischen Altertumsverwaltung bewilligt bekommen. Es ist
ein großes, aus schweren Steinen
gefügtes Grab (Mastaba), das
sich auf einem prominenten
Punkt nur ca. einen Kilometer
südlich der drei berühmten Pyramiden befindet. Als die Arbeiten
hier im Sommer 1981 begannen,
war der Grabbau weitgehend mit
Flugsand bedeckt. Die erste Freilegung ergab bereits große Überraschungen.
Im Westen wie i m Osten des
schweren Steinbaus waren kleinere Grabbauten angeschlossen.
A u f diese beschränkte sich die
erste Grabungskampagne. A n
tief in den Felsen geschlagene
Schächte schlössen sich kleine
Grabkammern an, in denen die
Reste der Bestatteten lagen. Zwei
dieser Gräber waren von Grabräubern u n b e r ü h r t geblieben
und durch intakte Mauern aus
Schlammziegeln verschlossen.
In dem einen Grabraum fand
man einen Holzsarg, der allerdings stark zerfallen war; darin
bestattet lag eine ältere Frau. Das
andere unberührte Grab hatte
bereits i m Schacht ca. 200 „Bierk r ü g e " und andere keramische
Formen hinterlegt, der Bestatte -

Wasserversorgung und Planung
Innsbruck wieder als europäischer Tagungsort
(We) Über die Grenzen des L a n des hinaus finden die wissenschaftlichen Arbeiten von Stadtwerke-Generaldirektor
Dipl.Ing. Dr. h. c. Graziadei Anerkennung. Dies trägt sicherlich auch
dazu bei, d a ß die I W S A (International Water Supply Assoziation) die Tiroler Landeshauptstadt regelmäßig einmal i m Jahr
als Ort ihrer Tagungen wählt, die
sonst alternierend in allen M i t gliedsländern stattfinden. V o m
8. bis 10. Februar trafen sich nun
wieder
Wasserversorgungsspezialisten aus Deutschland, Spanien, Norwegen, D ä n e m a r k ,
Frankreich, Italien, Schv/eden,
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Belgien, Großbritannien, aus
den Niederlanden, der Schweiz
und aus Österreich i n Innsbruck,
um f ü r den Bereich der Wasserversorgung Kennzahlen zu erarbeiten, die überall Gültigkeit haben.
U . a. sind durch die I W S A neue
Bemessungsvorschläge für die
Dimensionierung von Wasserversorgungseinrichtungen erarbeitet worden, die es gestatten,
solche Anlagen preisgünstiger
herzustellen. Innsbruck hat 1982
durch seine Untersuchungen
über den Trinkwasser-Spitzenhaushaltsverbrauch einen wertvollen Beitrag geleistet.

te selbst war ein junger Mann,
der i n eine Schilfmatte eingewickelt war.
Dieser junge M a n n dürfte verwandt mit einem anderen Toten
gewesen sein, dessen Grab ausgeraubt gefunden wurde, dessen
Name und Tätigkeit aber überliefert sind. A l s man nämlich den
Ü b e r b a u aus Stein in der Spätzeit Ägyptens abgetragen hat,
um die Steine zu anderen Bauten
zu verwenden, fiel ein Stein mit
einer Inschrift in den tiefen
Schacht und blieb darin liegen.
Die Inschrift besagt, daß hier ein
M a n n namens „ H e n u " bestattet
war, der Aufseher einer Arbeitsgruppe gewesen ist. E r r ü h m t
sich in dieser Inschrift auch, ein
hohes Alter erreicht zu haben.
Tatsächlich ergab bereits eine erste Untersuchung der erhaltenen
Knochen in diesem Grab, daß
der Bestattete nicht jung war, vor
allem aber stark durch rheumatische Knochenveränderungen an
der Wirbelsäule gelitten hat, sodaß er nur i n stark gebückter
Haltung sich bewegen konnte.
Im Westanbau wurde im Sommer 1983 ein großer Schacht bis
in eine Tiefe von zehn Metern geöffnet. A n seiner Westseite
schloß sich eine kleine Grabkammer an, in der die Bestattung eines Mannes lag. Sein Sarg war
ganz zu Holzmulm zerfallen,
aber eine Anzahl von Beigaben
war wohl erhalten geblieben. Vor
dem Sarg lag verkehrt eine große
Tonschüssel, in ihr zwei verschiedene Gewebe (offenbar eine
Waschschüssel mit den dazu notwendigen Textilien), zu H ä u p t e n
des Toten standen zwei wunderschöne Tongefäße. Eines davon
erwies sich als Importstück aus
der Gegend des Libanon und ist
deshalb besonders wertvoll. W i r
wissen aus anderen Quellen, d a ß
die Pharaonen der IV. Dynastie
(ca. 2610—2491 v. Chr.) einen regen Handel mit den Küstenstädten in der Levante unterhielten.
Besonders überraschend aber
waren die Ergebnisse, als im Zentrum der großen Mastaba der
Flugsand weggeräumt war. Es
stellte sich nämlich heraus, d a ß
der mächtige Steinbau ein
„ M a n t e l b a u " um eine kleinere,

ältere Mastaba ist. Das ältere
Grab d ü r f t e aus dem Übergang
von der 2. zur 3. Dynastie stammen (um ca. 2670 v. Chr.) und
war mit seinen Längsmauern so
genau Nord-Süd ausgerichtet,
wie man das mit modernen Geräten nicht besser einmessen könnte. Auch zu dieser Mastaba gehörte ein zentraler Grabschacht,
der allerdings schon i m vorigen
Jahrhundert ausgeräumt worden war. Bei ca. zehn Meter Tiefe
war der Schachtgrund erreicht,
aber es ö f f n e t e sich keine Grabkammer. Gegen Westen zu
schloß sich ein Gang an, der mit
großen Bruchsteinen von der
Sohle bis zur Decke angefüllt
war. Diese Füllung stammt sicher aus alter Zeit, daß heißt aus
der Zeit der Grablegung. Es ist
daher zu hoffen, daß man am
Ende dieses Ganges wieder ein
unberührtes Grab antrifft.
Leider waren die i m Sommer
1983 verfügbaren Geräte aber
nicht geeignet, diese massive
Steinfüllung zu heben. Eines ist
aber sicher: es gibt noch unzählige Funde, die geeignet sind, der
archäologischen Wissenschaft
neue und wichtige Erkenntnisse
zu bringen.

Sparkasse: Gute
Bilanz für 1983
(Gr) A u f gute Ergebnisse auch
unter erschwerten Voraussetzungen konnte Generaldirektor Dr.
Klingan in der Bilanzpressekonferenz der Sparkasse InnsbruckH a l l hinweisen. Die Bilanzsumme habe sich gegenüber dem
Vorjahr um 12,3 Prozent auf 18,5
Milliarden Schilling erhöht. Die
Spareinlagen stiegen um 10,5
Prozent auf 9,9 Milliarden Schilling, die Gesamtverpflichtungen
um 12,1 Prozent auf 17,2 Milliarden Schilling und die Ausleihungen um 12,2 Prozent auf 12,4
Milliarden Schilling. Erstmals
überschritt das wirtschaftliche
Eigenkapital die MilliardenSchilling-Grenze. In der Hauptanstalt und i n den 53 Geschäftsstellen beschäftigte die Sparkasse Innsbruck-Hall im Jahr 1983
insgesamt 759 Mitarbeiter.

• A l s einziger Tiroler Bezirk
wies Innsbruck-Stadt bei den
Verkehrsunfällen im Jahre 1982
fallende Tendenz auf.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1984, Nr. 3