Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1983

/ Nr.12

- S.16

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laudia von Medici
Tochter, Vittoria, schenkte. Aber
schon nach drei Jahren war sie
Witwe und kehrte mit ihrem
Kind an den väterlichen Hof
nach Florenz zurück.
Im selben Jahr setzte Kaiser Ferdinand II. (1578—1637) seinen
Bruder Erzherzog Leopold, der
regierender Bischof von Passau
war, als regierenden Landesfürsten von Tirol ein. (Zuvor — seit
1619 — war Leopold nur Gubernator bzw. Statthalter des Kaisers und der übrigen Erzherzoge
in Tirol.)
Schon zwei Jahre später, 1625,
wurden Heiratspläne zwischen
Leopold und Claudia geschmiedet, die nach der Beseitigung der
Hindernisse, die sich aus dem
geistlichen Stand des Erzherzogs
ergaben, auch durchgeführt werden konnten. Nachdem Papst
Urban VIII. Dispens erteilt und
Leopold alle geistlichen Würden

zurückgelegt hatte, stand der
Vermählung der beiden am 19.
April 1626 nichts mehr im Wege.
Es wird berichtet, daß es eine der
prunkvollsten und feierlichsten
Hochzeiten in Tirol war.
Dieser kurzen, aber glücklichen
Verbindung — sie dauerte ja nur
6 Jahre — entsprossen 5 Kinder:
Maria Eleonora (1627), FerdiVon Josef ine Justic
nand Karl (1628), Isabella Klara
(1629), Sigmund Franz (1630)
die sie dann auch 14 Jahre lang
und Maria Leopoldina (1632).
energisch und wohlbedacht zu
Nach dem plötzlichen Tod ihres
lenken verstand.
Gemahls wurde Claudia, wie
Claudia wurde als jüngste Tochschon erwähnt, neben Kaiser
ter des Großherzogs von ToskaFerdinand II. als Vormund ihres
na, Ferdinand I. aus dem Hause
erst vierjährigen Sohnes FerdiMedici, und der Christina von
nand Karl ernannt und überLothringen am 4. Juni 1604 in
nahm, unterstützt von einem
Florenz geboren. Bereits im Alfünfköpfigen
Ratskollegium,
ter von 16 Jahren heiratete sie
die Regierungsgeschäfte. Ihr zur
1620 den zwei Jahre jüngeren
Seite stand der bekannte Kanzler
Franz Ubaldo, den letzten Hervon Tirol, Dr. Wilhelm Biener.
zog von Urbino, dem sie eine
Die Regentschaft Claudia von
Medicis war überschattet von
den Wirrnissen des Dreißigjährigen Krieges (1618—1648). Obwohl Tirol und Innsbruck von
unmittelbaren Kampfhandlungen verschont wurde, machten
sich die Auswirkungen dieses
Krieges stark bemerkbar: Der
Verkehr und Handel gingen
stark zurück, hohe Geldmittel
mußten für die Verteidigung der
Landesgrenzen aufgebracht werden, und so erhielt Claudia die
Verantwortung über ein verarmtes Land und mußte während ihrer gesamten Regierungszeit gegen die weiter ansteigende Verknappung der finanziellen Mittel und eine horrende Schuldenlast ankämpfen. Um der direkten Bedrohung durch die Schweden vehement entgegenzutreten,
veranlaßte sie die Errichtung einer starken Befestigungsanlage
bei Scharnitz, der nach ihr benannten „Porta Claudia", deren
Gemäuer heute noch sichtbar
ist.
Trotz der vielen derartigen Probleme, die Claudia von Medici
tatkräftig zu meistern suchte,
förderte sie auch die Bereiche der
Kunst und Kultur. Gemäß dem
letzten Willen ihres Gemahls
setzte sie sich für die Erhaltung
des Katholizismus ein und bekämpfte das Sektenwesen.
Claudia von Medici als Tiroler Landesregentin. Kupferstich von Jo- Claudia war eine belesene Frau,
hannes Haas, in: Marquard Herrgott, Monumenta Äugustae Domus beherrschte die italienische,
Austriacae, BandIII, 1750. Original im Tiroler Landesmuseum Fer- französische, spanische, lateinidinandeum.
(Repro: Murauer) sche und deutsche Sprache, soAls der Tiroler Landesfürst Erzherzog Leopold V. am 14. Seplember 1632 unerwartet verstarb,
winden die Geschicke des Landes aufgrund seiner testamentarischen Verfügung in hohem Maße in die Hände seiner Gemahlin, Claudia von Medici, gelegt,

daß sie sich auf allen Ebenen des
politischen l^ebens bestens verständigen konnte. Durch fleißige
Lektüre aus Büchern der verschiedensten Wissensgebiete erwarb sie sich viele Kenntnisse
und verblüffte damit oftmals ihre Ratgeber.
Was die Förderung des künstlerischen Schaffens betrifft, so ist es
nicht zuletzt ihrem Einfluß zu
verdanken, daß l^eopold V. 1629
bis 1631 das ferdinandeische
Ballspielhaus nördlich der Hofburg (= heute Kongreßhaus) in
ein Theater nach italienischem
Vorbild umbauen ließ.
Unter Claudias Regierung wurde der 1627 begonnene Bau der
Jesuitenkirche fertiggestellt und
der Umbau des alten Regierungsgebäudes in der HerzogFriedrich-Straße durchgeführt.
Mit dem 1645 im östlichen Trakt
des Gebäudes errichteten Claudiasaal, den eine prächtige Kassettendecke schmückt, setzte sie
sich ein schönes Denkmal.
Im Jahre 1646 übergab Erzherzogin Claudia von Medici die Regierungsgeschäfte ihrem inzwischen großjährigen Sohn Erzherzog Ferdinand Karl. Sie
konnte nur noch zwei Jahre seiner Regierungszeit erleben und
verstarb im Alter von 44 Jahren
am 25. Dezember 1648 in Innsbruck. Ihre letzte Ruhestätte
fand sie in der unter ihrer Regentschaft fertiggestellten Fürstengruft in der Jesuitenkirche. In
Erinnerung an diese bedeutende
Tiroler Landesfürstin wurden
der Claudiaplatz und die Claudiastraße nach ihr benannt.

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VOR HUNDERT j
JAHREN
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24. Dezember: Der Neubau der
neugotischen Pfarrkirche St. Nikolaus, die nach Plänen des
Dombaumeisters Friedrich von
Schmidt errichtet wird, ist soweit
gediehen, daß außen nur mehr
der freistehende Teil des Kirchturmes fehlt. Der Bau geriet aus
finanziellen Gründen ins Stokken, weswegen der Pfarrer von
St. Nikolaus den Innsbrucker
Gemeinderat um einen „ergiebigen" Beitrag zum weiteren Ausbau ersucht.
10. Jänner: Von einem Iachmänner-Komite, das sich aus
Persönlichkeiten der Stadtgemeinde, der Staatsbahnen und
der Handelskammer zusammensetzt, wird beschlossen, in
der Bahnstraße (= heute Sterzinger Straße) ein Lagerhaus zu
errichten.
J.