Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1983

/ Nr.7

- S.15

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Der „bayrische Rummel" 1703

kampflos Hall. Am 26. Juni
morgens gab Max Emanuel den
Befehl zum Marsch auf Innsbruck, wo er das Hauptquartier
im Ansitz Sternbach in Mühlau
aufschlug. Abends ritt er zum
Schloß Ambras, um aus der
dortigen Sammlung Beutestücke auszuwählen, welche auf
dreizehn Wagen nach München
geschafft wurden. Am 27. Juni
Von Dr. Herbert Woditschka rückte Brigadier Bordet mit
drei Bataillonen zum Brennerpaß vor — die Vorhut erreichte
Louis Joseph Vendome, dem sogar Sterzing — während GeOberbefehlshaber in Italien, zu neral Marquis von Novion mit
350 Mann Elitetruppen in das
vereinigen.
Als am 15. Juni 1703 in Inns- Oberinntal mit der Absicht vorbruck die Nachricht eintraf, stieß, über den Vinschgau VenMax Emanuel ziehe mit 10.000 dome zu erreichen und ihm die
Bayern und 2500 Franzosen Ankunft Max Emanuels in
von Rosenheim gegen Tirol, Innsbruck zu melden. Tags darrückte die Stadtmiliz unter Pa- auf rückten 1500 Mann unter
ris Graf Lodron in das Unter- General Lützelburg gegen Ehinntal ab. Nach dem Fall der renberg und Scharnitz.
Festungen Kufstein und Ratten- Am 2. Juli hielt Kurfürst Max
berg erreichten die Bayern Emanuel zwischen 5 und 6 Uhr

Im Verlauf des 1701 —1714 zwischen Österreich-England und
Frankreich-Bayern
geführten
Spanischen
Erbfolgekrieges
faßte 1703 Kurfürst Max II.
Emanuel von Bayern (1679—
1726) den strategischen Plan,
durch Tirol nach Süden vorzustoßen, um sich mit Marschall

abends mit großem Pomp seinen Einzug in Innsbruck, stieg
in der Hofburg ab, wo Bürgermeister Johann Franz Linsing
die Schlüssel der Stadttore
überreichen mußte, und soll
sich sogar den Titel „gefürsteter Graf von Tirol" beigelegt
haben. Die Truppen lagen im
Saggen, bei der Hofmühle ( =
Ecke Sillgasse/Museumstraße)
und im Wiltener Neuraut; am
4. und 11. Juli wurden sie durch
insgesamt 7000 Mann verstärkt.
Inzwischen hatten sich in Südtirol unter Anton von Cazan, Ignaz von Troyer und Franz von
Brandis die Scharfschützen formiert, waren mit einer kaiserlichen Truppe unter General
Guttenstein zum Brennerpaß
vorgerückt und hatten die Bayern gezwungen, am Lueg in
Stellung zu gehen. Ungewißheit
herrschte über die bayrische
Truppe im Oberinntal, bis am
4. Juli die Meldung ihrer Vernichtung eintraf. Sorglos war
man ohne Vorhut von Landeck
gegen Süden marschiert und an
der Pontlatzer Brücke bei Prutz
in eine Falle des unter Führung
von Martin Sterzinger, Pfleger
von Landeck, stehenden Tiroler Landsturms geraten.

1883

VOR HUNDERT JAHREN

26. Juli: „Wegen Auflassens
des Gottesackers in Mariahilf
ist zu verkaufen ein ganz gut erhaltenes Oelgemälde, gemalt in
Wien vor 22 Jahren vom rühmlichst bekannten vaterländischen Historienmaler Franz
Laier. Es ist eine Zierde für jeden Friedhof, auch zu einem
Altarbild geeignet."

Das Lager der bayrischen Truppen bei Willen 1703. Ausschnitt
aus dem Fresko von Kaspar Waldmann in der Stiftskirche Wilten.
(Repro: Murauer)

Als am 19. Juli die Nachricht
eintraf, Vendome sei auf dem
Marsch nach Trient, entschloß
sich Max Emanuel, mit seinem
bei Wilten zusammengezogenen
Heer über den Brennerpaß vorzustoßen. Der Generalangriff
stand unmittelbar bevor, als die
Meldung eintraf, in Rattenberg
sei die Besatzung erschlagen,
und in Hall fielen gerade 3(KK)
Bauern über die Bayern hei.
Max Emanuel erkannte die Gefahr und befahl den Rückzug
über Scharnitz. In aller Stille
wurde in der Nacht zum 26. Juli
1703 das Lager von Wilten nach
Hötting verlegt, während am
Bergisel General Malici zum
Schutz der vom Brenner zurückflutenden Truppen als deren Nachhut zurückgeblieben
war.
Die Flucht des Feindes erfolgte
in solcher Verwirrung, daß
nicht nur auf der Hauptwache
(= Burggraben 3) zwölf Musketen, sondern auch dem De
Levischen Haus in der Höttinger Au, wo der Kurfürst die
letzte Nacht zugebracht hatte,
Gegenstände der kurfürstlichen
Kleiderkammer im Wert von 50
Talern zurückgeblieben waren.
Am 15. März 1704 gelobten die
Tiroler Landstände in der Mariahilfkirche, aus Dankbarkeit
für die Befreiung in der Innsbrucker Neustadt eine Säule zu
Ehren der Jungfrau und Gottesmutter Maria zu errichten.

26. Juli: „Zur Feier des Namenstages des Herrn Obercommandanten der .Freiwilligen
leuerwehr" findet morgen Freilag abends 8 Uhr ein Gartenabend im Löwenhausgarten
statt. Nur in Duxer und Kappe
erscheinende Mitglieder haben
mit ihren Familien freien Eintritt. Alle übrigen zahlen 20 kr.
Entree."
28. Juli: „Gesucht werden in

die Schweiz zwei National-Sänger, ein guter Baß-Sänger, welcher zugleich Guitarre spielen
kann, und eine gute erste Sopransängerin mit starker Stimme. Schriftliche Anmeldungen
mit Fotografie bis längstens
10. August. Reisegeld wird geschickt."
4. August: „Ein Beweis für die
erfolgreiche
Thätigkeit
des
,Innsbrucker VerschönerungsVereines" können wir in der
Thatsache erblicken, daß am
vergangenen Sonntag die technische Begeh ungscom mission
behufs Herstellung einer neuen
Straße von Annas nach Aldrans tagte und zu dem Resili
tate führte, daß endgültig der
Beschluß gefaßt wurde, eine gute fahrbare Straße zu bauen."
W.