Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1983

/ Nr.6

- S.16

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125 Jahre Gasversorgung
„18. März 1858. Gestern wurde
von dem Magistrate und großen
Bürger-Ausschüsse in vollzähliger Sitzung der Vertrag wegen
I {in luh rung der Gasbeleuchtung in Innsbruck mit Herrn
Riedinger von Augsburg abgeVon Josefine Justic
schlössen. Die Unkosten sind
dabei geringer als bei der bisherigen Oelbeleuchtung. Jeden
Abend werden 206 Gaslaternen
beleuchtet, wovon 80 bis halb
10 Uhr, 115 bis halb 1 Uhr und
I1 die ganze Nacht brennen sollen." Mit diesen Worten kündigte der Bote für Tirol die endgültige Einführung des Gases,
zunächst nur als Lichtspender,
in unserer Stadt an.
Die erste Aktivität des Augsburger Finanzrates Ludwig
Ernst Riedinger, der damals
schon 18 Gaswerke geplant und
erbaut hatte, war es nun, einen
geeigneten Bauplatz für das
Innsbrucker Gaswerk zu finden, was nach langen Verhandlungen — eine Erbauung hinter
dem Hof der Klosterkaserne
wurde vom Aerar abgelehnt —
im Jänner 1859 schließlich doch
gelang. Die Stadtgemeinde

schlug den Graf Trappschen
Grund am rechten Sillufer in
Pradl vor, und dieser wurde
dann auch von Aerar und Statthalterei bewilligt. Nachdem mit
dem Bau des Gaswerkes bereits
im März 1859 begonnen worden war, konnte im Mai desselben Jahres auch die Bewilligung
für die Errichtung einer Sillbrücke ( = heute Gaswerkbrücke) erlangt werden, die
1863 gebaut wurde. Nach nur
acht Monaten, am 20. November 1859 wurde der Gaswerksbetrieb aufgenommen, und
Rohrleitungen brachten das
Gas bis in die Altstadt und die
Maria-Theresien-Straße.
Das
erste Innsbrucker Gas wurde im
übrigen aus Holz gewonnen.
Am 1. Jänner 1864 verkaufte
Riedinger das Innsbrucker Gaswerk mit Einverständnis der
Stadtgemeinde an die „Augsburger Gesellschaft für Gasindustrie". Die Stadt Innsbruck
hatte sich nämlich weder an den
Baukosten des Gaswerkes noch
an den Rohrverlegungskosten
beteiligt, sondern dem Erbauer
lediglich eine Abgabenbefreiung gewährt und für 30 Jahre
die Abnahme des Gases garantiert. Dieser letztgenannte Garantievertrag wurde bereits im

Jahre 1885 auf weitere 15 Jahre
verlängert und zugleich auch
die Umstellung der Gaserzeugung von Holz auf Steinkohle
beschlossen, was weitgehende
Umbauten des Gaswerkes erforderte. Mit 1. Jänner 1905,
nachdem der Vertrag mit der
Augsburger Gesellschaft abgelaufen war, ging das Gaswerk
durch Kauf in den Besitz der
Stadtgemeinde über; aber bereits im Jahr zuvor wurde es um
eine Wassergasanlage erweitert.
Im Jahre 1909 entschloß sich
die Stadtgemeinde zu weiteren
Neuerungen auf dem Gebiet
der Gasversorgung. Da besonders die Nachfrage nach Kochgas vehement anstieg — das
Leuchtgas erhielt durch das
elektrische Licht starke Konkurrenz —, legte man das alte
Werk still und erbaute anschließend daran ein SteinkohlenGaswerk neuen Systems mit
Horizontalkammeröfen.
Im

1883

Jahre 1940 wurde auf Vertikalkammeröfen umgestellt, doch
war diesen keine lange Lebenszeit beschert. 1943 und 1945
sank das Gaswerk nach Bombentreffern in Trümmer und
mußte nach dem Krieg wieder
aufgebaut werden.
Bis Anfang der sechziger Jahre
wurde die steinkohleverarbeitende Anlage betrieben, dann
entschlossen sich die Innsbrucker Stadtwerke, auf die Basis einer
Benzinspaltanlage
überzugehen.
Die letzte Entwicklungsstufe
der Innsbrucker Gasversorgung
wurde mit dem Beschluß des
Gemeinderates vom 15. Februar 1973 eingeleitet, nämlich
auf dem Gelände der Stadtgärtnerei im Sillzwickel eine
Flüssiggas-Luft-Mischanlage zu
errichten. Diese wurde im November 1974 eröffnet. Der Betrieb im alten Gaswerk wurde
im selben Jahr stillgelegt und
bis zum Jahre 1976 die Baulichkeiten demontiert bzw. gesprengt. Auf seinem Areal steht
heute der weitläufige Stadtpark
Rapoldi der Bevölkerung zur
Verfügung.

VOR HUNDERT JAHRIN

19. Juni: Der Akademische Gesangverein kündigt sein 20.
Stiftungsfest für den 20. bis 24.

Juni an und lädt zu zahlreicher
Teilnahme ein. Das Programm
umfaßt u. a. einen Ausflug mit
der Militärmusikkapelle nach
Igls zu einem Garten- und
Waldfest und eine Sängerfahrt
nach Kufstein.
28. Juni: Unter der Rubrik
„Vermischtes" berichtet der
Bote über Damenhüte der Sommersaison 1883 nicht gerade
schmeichelhaft: „Man nehme
ein großes Draht- oder Gazegestell und beklebe es mit Seidenund Sammtlappen in den verschiedensten Größen, dann ein
Viertelpfund Blumen, einen Kilo Federn, Waldvögel und Colibris usw. wohl durcheinandergerührt; ein Gebund Heu kann
auch nicht schaden. Man stößt
das Kunstwerk mit der Faust
ein und der neueste Damenhut
ist fertig."
i

). Juli: Zur Herstellung eines
neuen, sicheren Weges zur Kaiser-Maximiüans-Grotte an der
Martinswand spendet Se. MajeDas im Jahre 1X59 errichtete Gaswerk, nach einer uieisujizeichnung von ixo2. Aus: heslschnjt stät der Kaiser 100 fl. aus der
,,Hundert Jahre Gaswerk " ".
(Repro: Margarete Hye- Weinhart) Allerhöchsten Privatkassa. J.