Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1983

/ Nr.5

- S.15

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1983_Innsbrucker_Stadtnachrichten_05
Ausgaben dieses Jahres – 1983
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
fc

herzogin Anna Katharina Gonzagi

Zu Beginn des Jahres 1581
sandte Erzherzog Ferdinand II.
von Tirol (1529—1595) — seine
erste Frau Philippine Welser
war am 24. April 1580 gestorben — den Obersthofmeister
Dario von Nomi an den Hof
Von Dr. Herbert Woditschka
von Mantua, um dort die
Brautwerbung um Prinzessin
Anna Katharina (geboren am
17. Jänner 1566), die jüngste
Tochter des Herzogs Wilhelm
III. von Gonzaga und dessen
Frau Eleonore, vorzubringen.
Die Verhandlungen um die
Aufrichtung des von acht
Punkten abhängigen Heiratsvertrages schritten Anna Katharina zu zögernd voran. Voll Eifer begann sie mit dem Studium
der deutschen Sprache, und als

Taufpatin eines Knaben gab sie
diesem den Namen Ferdinand,
,,denn dieser Name gefalle ihr
am meisten". Ferdinand sandte
Anna Katharina — er hatte sie
bereits 1579 das erstemal gesehen — sein Bild. Die Braut besaß ein Vermögen von 198.000
Gulden und einen wertvollen
Brautschmuck, dessen schönstes Stück ein mit 62 Diamanten
und 120 Perlen besetztes Diadem war.
Am 14. Mai 1582 traf der
Hochzeitszug aus Mantua in
Innsbruck ein, wo die Trauung
in der Hofkirche stattfand. Der
Chronist bemerkte: ,,Anna
Katharina legte sich mit allem
Zauber ihrer Zärtlichkeit und
mit allem Feuer ihrer Frömmigkeit an
das Herz ihres
Gemahls." Ferdinand hatte für
seine blutjunge zweite Frau die
Residenz „Ruhelust" am Renn-

weg errichtet. 1585 und 1588
reiste Anna Katharina nach
Wien, Mantua und Ferrara,
1590 fuhr sie — mit einem Gefolge von 105 Personen — nach
Bormio ins Bad. In diesen Jahren galt der Innsbrucker Hof
als der frömmste Fürstenhof
Europas. In Würdigung der
Verdienste Anna Katharinas
um die katholische Restauration ließ ihr Papst Sixtus V. im
Jahre 1588 die „goldene Rose"
überreichen. 1593 gründete
Erzherzog Ferdinand auf Anregung seiner Frau in Innsbruck
das erste Kapuzinerkloster im
deutschsprachigen Raum. Im
Todesjahr Ferdinands (1595)
ließ Anna Katharina einen gedeckten Verbindungsgang von
ihrer Residenz zum Kapuzinerkloster bauen, an dessen Nordseite sie sich einen Betraum hatte einrichten lassen. Ihr Jahreseinkommen von 4000 Gulden
verwendete sie nur zu einem
Drittel für ihre Hofhaltung,
den Rest spendete sie für die
Kirche und die Armen.
Am 25. März — dem Fest Maria Verkündigung — 1606 faßte
Erzherzogin Anna Katharina
den Entschluß, an der Silbergasse ( = Universitätsstraße) —
an der Stelle der heutigen Fennerkaserne — ein Doppelkloster zu gründen: das „versperrte Kloster" der Servitinnen und
das „Regelhaus" für Schwe-

1883

MP V
,/ ^ A . U , , ^ M D CIMI PR-IM/b KfVRIANO S L K , I
"[TAKVM HL-VBirV^ OENIPONTI
V " NES X X

Prozession vom Wappenturm zum Kloster der Servitinnen anläßlich der Weihe der Kirche zu Maria Opferung 1621. Kupferstich
von Michael Waldmann, 1667.
(Original: Tir. Landesmuseum Ferdinandcum, Repro: Murauer)

stern des Dritten Ordens. Die
Pläne schuf der Hofbaumeister
und Maler Giovanni Colletti
aus Mantua. 1607 erfolgte die
Grundsteinlegung, 1612 wurde
die Kirche zu Maria Opferung
geweiht. Während 1611 die jüngere Tochter Anna (1585— 1618)
die Frau des nachmaligen Kaisers Matthias II. wurde, trat
die ältere Tochter
Maria
(1584—1649) am 1. Juli 1612 in
das Kloster der Servitinnen ein.
Anna Katharina wurde unter
dem Klosternamen Anna Juliana Priorin des Regelhauses.
Nun verwirklichte Anna Katharina ihren Plan, ein Servitenkloster in Innsbruck zu gründen, und
kaufte zu diesem
Zweck am 14. Oktober 1613 um
4100 Gulden das Haus und
Grundstück des Andreas Haidenreich von Pidenegg in der
Neustadt (= Maria-TheresienStraße). Am 16. Oktober 1614
wurde der Grundstein gelegt
und in diesen eine Kupferplatte
mit folgender Inschrift eingeschlossen: „Schwester Anna
Juliana, die Stifterin dieses Klosters und dieser Kirche, ließ diesen Grundstein zur Ehre Gottes
legen."
Die Weihe der Servitenkirche
zum Heiligen Josef erfolgte am
31. August 1616. Der erste Bau
des Servitenklosters fiel allerdings am 11. April 1620 einem
Brand zum Opfer, wurde aber
in den Jahren 1621 bis 1626 —
doppelt so groß — wiederhergestellt. Erzherzogin Anna Katharina Gonzaga von Mantua und
Montferrat starb am 3. August
1621 in Innsbruck.

VOR HUNDERT JAHREN

17. Mai: „Gestern um halb
fünf Uhr früh wurde hier ein
von Süd-West nach Nord-Ost
gehendes ziemlich starkes Erdbeben wahrgenommen."
18. Mai: „Thierschutzfreundliches. Seit einiger Zeit wird vielfach ein neuer Sport in hiesiger
Stadt beobachtet, der seiner
Roheit halber veröffentlicht zu
werden verdient, und wobei
gleichzeitig die Bitte an das Publicum höflichst gestellt wird,
eventuell intervenieren zu wollen. Man sucht Tauben dadurch zu langen, daß man ihnen an Schnüren befestigte und
mit Widerhaken versehene Köder zuwirft."

28. Mai: In der Gemeinderatssitzung wird gerügt, „daß stets
zu später Tagesstunde mit dem
Straßenspritzen begonnen werde, man wünscht, daß damit
um fünf Uhr morgens der Anfang gemacht werde; daß nicht
nur die Hauptstraßen, sondern
auch die Nebengassen genügend bespritzt werden, und daß
auch die Gemeindevoi stehung
von Wüten ersucht werde, einen Theil der I.eopoldstraße zu
besprengen. Bürgermeister Dr.
Falk erwidert, daß er unter
Strafandrohung den Auftrag
gegeben habe, zeitlich früh mit
dem Straßensprit/.en zu beginnen."
W.