Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1983

/ Nr.3

- S.4

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UNIVERSITÄTSSTADT INNSBRUCK

Studie über die kleinste Gemeinde
Studenten des Geographischen Institutes zur Entwicklung von Ciramais
(ìramuis, mit 55 Einwohnern
die kleinste Gemeinde Österreichs, in einem Seitental des
Lechtales gelegen, wurde im
Kali in en eines Praktikums von
26 Studenten des Instituts für
Geographie der Universität
Innsbruck unter der Leitung
von Dr. Wilfried Keller im Juni
1982 besucht und untersucht.
Die Problematik des ländlichen
Raumes weckte bei einigen Teilnehmern so großes Interesse,
daß sich in der Folge eine kleine
Arbeitsgruppe mit dem Ziel zusammenfand, aus den gesammelten Unterlagen eine Studie
(Strukturanalyse und Möglichkeiten einer künftigen Entwicklung) über diese entsiedlungsgefährdete Gemeinde auszuarbeiten.
Die rückläufige Bevölkerung
hat — als eine Folge der Abwanderung und einer unausgewogenen natürlichen Bevölkerungsbewegung — zu einer teilweise ungünstigen Struktur geführt (unausgeglichene Geschlechtsproportion der aktiven
Altersgeneration, relativ hoher
Ledigenanteil besonders der
jüngeren Generation, fehlender
Nachwuchs). Zwölf der 15
Haushalte betreiben Landwirtschaft, wobei nur mehr 43 Hektar bearbeitet werden, über 300
Hektar
Bergmähder
liegen
brach. Der Fremdenverkehr —
ein wichtiger Zusatzerwerb —
hat sich mit einer Übernachtungszahl von 11.000 zufriedenstellend entwickelt. Das Gemeinschaftsleben ist weitgehend intakt, die Beziehung
nach außen sowie die Medienausstattung als gut anzusehen.
In den Lebensverhältnissen hat
das seil 1971 laufende Sonderprognimm der Tiroler Landesregierung (mit insgesamt bisher
3,7 Millionen Schilling) entscheidende
Verbesserungen
(Mehr/weckbau,
Flurzusammcnlcgung usw.) für Gramais
gebracht, die Abwanderung jedoch nicht wesentlich eindämmen können. Denn ein großes
Problem stellt nach wie vor die
Lawinengefahr im Winter dar,
die Zufahrt nach Gramais war
im Winter 1981/82 nicht weniSeite 4

ger als 71 Tage offiziell gesperrt.
Aufgrund der bisherigen Untersuchungen ergeben sich für
Gramais somit folgende Möglichkeiten:
1. Aufgabe von Gramais als
Siedlungs- und Kulturlandschaft, was allerdings ohne vorbeugende Maßnahmen eine Zunahme der Lawinen-, Wildbach- und Erosionsgefahren
zur Folge haben kann.
2. Aufgabe von Gramais als
Dauersiedlung, jedoch Erhaltung der Erholungslandschaft
durch
zielführende
Landschaftspflege.
3. Erhaltung von Gramais, was
auch dem Sinn der bisherigen
Förderung entsprechen würde,
wobei aber folgende Maßnahmen einer raschen Verwirklichung bedürfen:
• Infrastruktur: Schaffung einer lawinensicheren Zufahrt,
da sonst sämtliche weitere Förderungen umsonst wären.
• Bevölkerung: Es genügt
nicht nur, die Abwanderung zu
stoppen, sondern es müssen
Menschen — gedacht ist an ein
bis zwei Familien mit Kindern
— dazugewonnen werden, um
für die nächsten Jahre eine
Mindestbevölkerungszahl
zu

halten und durch eine genügende Kinderzahl den weiteren Bestand der Schule zu sichern.
Auf eine diesbezügliche Andeutung im Fernsehen meldeten
sich spontan drei Dutzend Familien, von denen bis Jahresende 1982 fünf ernsthaftes Interesse für eine Ansiedlung zeigten.
• Landwirtschaft: Von den
von der Landswirtschaft wahrzunehmenden Funktionen tritt
in peripheren Räumen wie Gramais die Wirtschafts- gegenüber der Siedlungs- (Mindestbesiedlungsdichte, Bewahrung der
Kulturlandschaft) und Sozialfunktion (Erhaltung der Erho-

lungslandschaft und des ökologischen Gleichgewichtes) zurück. Nur eine gerechte Entlohnung kann garantieren, daß die
genannten Aufgaben auch weiterhin wahrgenommen werden
können. Die bisherigen Zuschüsse des Bundes und die
Bewirtschaftungsprämien des
Landes reichen da/u noch nicht
aus.
• Lebensverhältnisse: Höhere
finanzielle Abgeltungen nützen
aber wenig, wenn den Bewohnern durch ihre Funktion an
der Obergrenze unserer Dauersiedlung nicht das Gefühl und
die Bestätigung gegeben werden, ein wichtiges Glied unserer
Gesellschaft zu sein. Deshalb ist
der Ausbau und die Intensivierung vielschichtiger Kontakte
zwischen dem städtischen und
ländlichen Lebensraum eine
dringende und von allen wahrzunehmende Aufgabe.

Zahl der Kraftfahrzeuge steigt
Gebührenpi"licht in Kurzparkzonen hew alni
(Gr) Die Zahl der zum Verkehr
zugelassenen
Kraftfahrzeuge
hat im vergangenen Jahr, wie
amtsführender
Gemeinderat
Dipl.-Ing. Lobgesang bei den
Budgetberatungen des Gemeinderates ausführte, trotz der gestiegenen Treibstoffkosten weiterhin zugenommen. So gab es
am 30. September 1982 in Innsbruck einschließlich der Taxis
36.877 Pkw. Die Verkehrsun-

fallziffer war weiterhin langsam
steigend, die Zahl der tödlichen
Unfälle ist glücklicherweise
stark gesunken.
Die 1982 eingeführte Gebührenpflicht für die innerstädtischen Kurzparkflächen hat eine
wesentliche
Kntlastung der
Parkräume gebracht, wodurch
für die Bevölkerung Verbesserungen in der Wohnqualität
verbunden waren und für Besorgungen jederzeit Parkplätze
zur Verfügung standen. Im
Hinblick auf die vom Pkw auf
öffentliche Verkehrsmittel umgestiegenen Verkehrsteilnehmer
stellte der amtsführende Gemeinderat die Frage, ob nicht
die Einnahmen für die Benützung der Kurzparkplätze auch
für eine Subventionierung der
Tarife der öffentlichen Verkehrsmittel herangezogen werden könnten.

Die Öffnung der Westeinfahrt
der Autobahn habe eine Verbesserung des fließenden Verkehrs gebracht, aber auch deutVizebürgermeister Romuald Niescher 50 Jahre
lich die neuralgischen Punkte
Im Rahmen einer schlichten Feier in der Weiherburg, zu der Bür- des Südringes herausgestellt.
germeister Dr. Lugger eingeladen hatte, wurden Bürgermeister- Der Umbau der Kreuzung Leostellvertreter Romuald Niescher die Glückwünsche zur Vollen- poldstraße und die Verbreitedung des 50. Lebensjahres ausgesprochen. Niescher wurde am 9. rung der Olympiabriicke wurFebruar 1933 in Innsbruck geboren und ist seit 1965 Gemeinderat, den zur Losung der Verkehrsseit 1971 amtsführender Stadtrat und seit 1977 erster Bürger- probleine am Südring immer
meisterstellvertreter der Stadt Innsbruck.
(Foto: Birbaumer) dringender.

Innsbrucker Stadtnachrichten - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1983, Nr. 3