Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1983

/ Nr.2

- S.23

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Bianca Maria Sforza von Mailand
Nachdem König Maximilian
nach dem tragischen Tod seiner
ersten ( icmahlin Maria von
Buri"imd einige Jahre als Witwer gelebt hatte und nachdem
seine Verbindung mit Anna,
dei I i bprinzessin der Bretagne,
durch das Eingreifen des franVon Josefine Justic
zösischen Königs nicht über die
prokuratorische Eheschließung
(1490) gediehen war, gedachte
er sich nochmals zu verehelichen und wählte die Mailänder
Prinzessin Bianca Maria Sforza
zu seiner zweiten Frau. Bianca
Maria, geboren am 5. April
1472 als Tochter des Galeazzo
Maria Sforza, Herzog von Mailand, und der Prinzessin Bona
von Savoyen, war wohl eine der
wohlhabendsten Töchter des
damaligen europäischen Adels,
was die 300.000 Dukaten Mit-

gift, die Maximilian u. a. aushandelte, bewiesen.
Über die Kindheit und Jugendzeit der Prinzessin in Mailand
wird in der Literatur nichts berichtet. Erst durch ihre Vermählung mit dem König trat sie
in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die prokuratorische
Trauung fand am 1. Dezember
1493 in Mailand statt, wobei
Markgraf Christoph von Baden
den abwesenden Maximilian
vertrat. Zwei Tage darauf, am
3. Dezember, erfolgte dann der
Aufbruch Bianca Marias in ihre
neue Heimat, nach Tirol. Am
15. dieses Monats erreichte sie
mit ihrer Begleitung über Bormio und das Wormser Joch —
man beachte die Jahreszeit —
Mals, am 20. traf sie dann in
Imst ein, wo sie von Erzherzog
Sigmund dem Münzreichen
und dessen Gemahlin Katharina erwartet wurde. Zusammen
reiste man dann weiter nach

Innsbruck und erreichte die Residenzstadt am 22. Dezember
1493.
Aber Maximilian war für seine
angehende Gattin unabkömmlich und hielt sich in seinen niederösterreichischen
Landen
auf. Er ließ ihr lediglich die
Nachricht zukommen, in Innsbruck zu bleiben und auf seine
Rückkehr zu warten. Unter der
Oberaufsicht Walthers von Stadion ließ Maximilian die Hochzeitsfeierlichkeiten in Tirol vorbereiten, die dann endlich,
nach seiner Ankunft, am 9.
März 1494 auf der Burg Hasegg
in Hall und am 16. März 1494
in Innsbruck abgehalten wurden. Bis September hat sich das
Paar dann am Innsbrucker Hof
aufgehalten und trat dann eine
ausgedehnte Hochzeitsreise an.
Erste Station war das Veltlin
(Norditalien), wo Maximilian
der Jagd frönen konnte. Danach ging es nordwärts nach
Schwaben, den Rhein entlang
nach Köln und Brabant. Die
Jahre 1496 und 1497 verbrachte
Bianca Maria in Worms, am
10. Dezember 1497 kehrte sie
schließlich nach Innsbruck zurück.

bei der Bevölkerung nicht sehr
beliebt machen, so daß bald unlautere Gerüchte über sie und
ihren italienischen Hofstaat in
Umlauf waren. Auch hatte
Bianca Maria nicht die Anlage,
ihre Finanzgeschäfte in Ordnung zu halten, die monatliche
Apanage war oft im vorhinein
verpfändet, und auch Schmuck
und Wäsche aus ihrem persönlichen Besitz ließ sie belehnen,
um Schulden zu begleichen. Zu
ihrer anspruchsvollen Hofhaltung gehörte auch ihre verständliche Vorliebe für die italienische Mode, weshalb aufwendige Lieferungen aus Florenz, Venedig und Mailand
nach Innsbruck kamen.
In der Nacht zum 31. Dezember
1510 schließlich verstarb Bianca
Maria in der Hofburg an der
Wassersucht, die sie schon
mehrere Monate lang ans Bett
gefesselt hatte. Nachdem ihre
sterblichen Überreste am Neujahrstag 1511 in die Pfarrkirche
St. Jakob übergeführt worden
waren, fand sie ihre letzte Ruhestätte in der Fürstengruft der
Klosterkirche zu Stams.
Trotz ihrer nicht allzu großen
Bedeutung als Königin an der
Seite Maximilians verdanken
wir Innsbrucker der Mailänder
Prinzessin doch etwas Besonderes. Ohne ihre Heirat wäre der
Prunkerker mit dem Goldenen
Dachl nicht erbaut worden; die
zweite Hochzeit König Maximilians war der Anlaß dazu.

Von diesem Jahre an bis zu ihrem Tod weilte Maximilians
zweite Gattin zumeist am Innsbrucker Hof, sah ihren Gemahl
nur sehr selten und unterbrach
VOR HUNDERT
den für sie nicht sehr abwechsJAHKKIN
lungsreichen höfischen Alltag
durch Ausritte und Spaziergänge, Sommeraufenthalte auf der
22. Februar: Das Radet/kyBurg Fragenstein bei Ziri oder
Wirtshaus in Wüten (
heute
sonstwo im Inntal und durch eiWeinhaus ,,Steneck"; Leonige Reisen. 1499 traf sie ihren
poldstraße 21) ist mitsamt
Gatten in Villingen (Schwaben)
Schankgarten, Stöcklgebäude
und begleitete ihn weiter nach
und Wald aus freier Hand zu
Donaueschingen und Freiburg
verkaufen.
i. Br. Im Jahre 1501 besuchte
sie Passau, im Juni 1500 und im 14. März: ,,Seit drei Tagen hat
April 1503 Augsburg und ver- sich bei uns der Winter in seiner
brachte 1504 mehrere Wochen ganzen Rauheit wieder eingeallein in Meran. Bianca Maria stellt. Von Zeit zu Zeit fallt
war bei diesen Unternehmun- Schnee, den man nach Beheben
gen meist nur in Begleitung ih- als Winter- oder 1 •ruhlingsres Hofmeisters Nikolaus von schnee nehmen mag; ein eisiger
1 irmian, einiger Ritter und Wind durch fegt die SnalV-n,
1 loldamen.
und das Thermometer zeigt
Das Leben in Innsbruck war für fortwährend uutei Null." So
Bianca Maria ebenfalls recht beschreibt der Bote den Wittefreudlos. Anfangs der deut- rungszustand in Innsbruck und
schen Sprache überhaupt nicht in der Umgebung dies- und jenJ.
mächtig, konnte sie sich auch seits des Brenners.

i

Bianca Maria Sforza mit ihrem Gemahl Maximilian. Reliefdarstellung am Goldenen Dachl.
(Foto: V. Oberharnmer)