Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1981

/ Nr.11

- S.16

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ie evangelische Gemein

Das Toleranzpatent für die
nicht katholischen Christen —
von Kaiser Joseph II. am 13.
Oktober 1781 erlassen — stellte
den ersten Schritt zur Gleichberechtigung von Katholiken und
Evangelischen dar, die erst im
Protestantenpatent
vom 8.
April 1861 erreicht wurde.
Trotzdem beschloß der Tiroler
Landtag am 7. April 1866 als
Ausnahmegesetz,
daß
die
Gründung
nichtkatholischer
Von Mag. Herbert Woditschka
Gemeinden in Tirol nur mit Zustimmung des Landtages erfolgen dürfe. (Dieses Gesetz wurde
dann durch das Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867
überholt.)
Im Jahre 1860 lebten in der
Stadt Innsbruck 27 evangelische Familien. 1863 wurde in
Innsbruck von Pfarrer Heinrich
Aumüller aus Salzburg die erste
evangelische Taufe gespendet.
Am 20. Mai 1869 gründeten 16
Gläubige die „Protestantische
Glaubensgenossenschaft", die
sich später „Verbindung der
Evangelischen in und um Innsbruck" nannte und von Anfang
an Lutheraner und Reformierte
vereinigte. Die ersten Vor-

standsmitglieder waren Oberinspektor Johann Freiherr von
Watzdorf, Bauinspektor Karl
Gerok und Gaswerkdirektor
Rudolf Heinrich. Am 27. Mai
wurde von 56 Gläubigen der erste Gottesdienst im Hotel
„Österreichischer Hof" (Maria-Theresien-Straße 18, heute
Rathaus) gefeiert. Am 26. Februar 1872 suchte man um die
Genehmigung zur Gründung einer Gemeinde als Filiale von
Salzburg an, welches Ansuchen
vom Evangelischen Oberkirchenrat in Wien am 20. April
an das Ministerium weitergeleitet wurde.
Beim Weihnachtsgottesdienst
1875 konnte der Gastprediger
Julius Ergenzinger aus Wien —
er war 1876—1880 der erste
evangelische Pfarrer in Innsbruck — mitteilen, der Minister
für Kultus und Unterricht, Dr.
Karl von Stremayr, sei der Meinung, daß „aus dem tirolischen
Landesgesetz von 1866 kein
Grund gegen die Konstituierung einer evangelischen Gemeinde in Innsbruck bestehe".
Mit Ministerialcrlaß vom 29.
Dezember 1875 erfolgte die
Gründung der selbständigen
Gemeinde Innsbruck, die der
oberösterreichischen Superintendents unterstellt wurde.

Bereist am 28. Jänner 1876
konnte in einer Gemeindeversammlung das erste Presbyterium gewählt werden. Mit Unterstützung des 1832 gegründeten
Gustav-Adolf-Vereines konnte
am 8. März 1876 ein Baugrund
(Museumstraße 33 und 35) zur
Errichtung eines Pfarrzentrums
nach Plänen von Architekt
Hanssen, bestehend aus Kirche,
Schule und Gemeindehaus, erworben werden, doch kam es
nicht zur Ausführung. Nachdem seit 1877 ein Saal im Gasthaus „Goldenes Kreuz" (Innstraße 13) zur Feier des Gottesdienstes benützt worden war,
konnte am 16. Juni 1879 von
der Statthalterei das ehemalige
Normalschulgebäude (Kiebaehgasse 10) mit einer sich in dessen Hof befindlichen barocken
Schulkapelle zum hl. Johannes
dem Täufer gekauft werden.
Am 1. November 1879 erfolgte

1881

die Weihe dieser ersten evangelischen Pfarrkirche Tirols.
Um die
Jahrhundertwende
zählte die evangelische Gemeinde ungefähr 1000 Mitglieder. In
der Gemeinderatssitzung vom
8. März 1901 unter Vorsitz von
Bürgermeister Wilhelm Greil
(1896—1923) wurde der Pfarrgemeinde von der Stadt Innsbruck ein Grundstück in der Richard-Wagner-Straße zum Bau
einer Kirche und eines Pfarrhauses überlassen. Die Pläne
stammten von den Wiener Architekten Klemens Kattner und
Gustav Knell, deren Projekt
unter 36 Bewerbern ausgewählt
worden war. Am 4. Juni 1905
fand
die
Grundsteinlegung
statt. Die Bauausführung lag
beim Innsbrucker Baumeister
Josef Retter, die Baukosten betrugen 230.000 Kronen. Am 20.
Mai 1906 nahm Superintendent
Koch die feierliche Weihe der
Christuskirche vor. Über dem
Altar der Kirche war als einziger künstlerischer Schmuck die
vom Wiener Bildhauer Alexander Illitsch geschaffene lebensgroße Figur des Gekreuzigten.

VOR HUNDERT JAHREN

15. November: Ihr zehnjähriges
Bestandsjubiläum feiert die
Musikkapelle der freiwilligen
Feuerwehr Innsbruck
beim
Rößlwirt in der Höttinger Au.

16. November: Die Bauarbeiten
für das 1. Los der Bahnstrecke
Innsbruck—Landeck werden in
Angriff genommen: „Hinter
dem Ziegeist adi vor dem Peterbründl steht auf der ausgesteckten Bahnlinie eine Tafel mit der
Aufschrift ,1. Los Anfang" ( =
Wüten—Völs). „Einige Dutzend Arbeiter haben bereits mit
den Grundarbeiten im Innbette
begonnen." (Anni.: Beim hier
genannten Ziegclstadel handelt
es sich um die ehemalige Ziegelei Huter, deren Standort die
heutigen Hutergründe waren.)
3. Dezember: Der Gemeinderat
beschließt die Anschaffung einer Dampf-Feuersprit/.e für die
hiesige Freiwillige Feuerwehr
und fordert auf Grund sich
häufender Brände die baldige
Bereitstellung derselben.

Die eva/i^elischc Christuskirche im Saggen auf einer lologrujie von l"JOS.
(Original: Stadtarchiv — Repro: Muruuer)

14. Dezember: Bei der im Sommer abgehaltenen Jagdausstellung in Cleve (bei Köln) wird
der Innsbrucker Firma Witting
für die von ihr ausgestellten
,,Ausrüstungs- und Adjustiei imgsgegenstände für Jäger"
die große goldene Medaille verliehen.