Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.11

- S.3

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Amtsblatt Ni. 11.
Bundeswirtschaftsrates in das Haus der Bundesgesetzgebung berief, von dem er als Mitglied des Finanzausschusses in den höchsten
kollegialen Vertretungskörper, den Bundestag, entsandt wurde.
Diese Skizze des Lebensganges wäre unvollständig, würde ich
nicht wenigstens aufzählungsweise erwähnen, daß Bürgermeister
Fischer feine reiche Persönlichkeit und seine hervorragenden Geistesgaben auch noch auf vielen anderen Gebieten, meist an führender
Stelle, der Allgemeinheit dienstbar gemacht hat. Vom Jahre 1921
bis 1933 war er unter anderem als Obmann des Bauausschusses
im Tiroler Landtag verdienstlichst tätig. I m Jahre 1923 wurde
Fischer zum Präsidenten der Innsbrucker Messe-A.-G. gewählt; er
hat auf diese das Wirtschaftsleben unserer Vaterstadt und des
Landes befruchtende Institution stets maßgeblichen Einfluß genommen. Seit 1929 ist er auch noch als in mancher Richtung initiativer
Präsident der Tiroler Wasserkraftwerke A.-G. mit der für
unsere Heimat so nichtigen Elektrizitätswirtschaft verknüpft. Als
begeisterter Weidmann und seit
seiner Jugend allen Formen der
Leibesübungen zugetan, entfaltet er als Präsident des Tiroler
Landesjagdfchutzvereines, als Obmann des Tiroler Skiverbandes,
als Obmann der Christlich-deutschen Turnerschaft eine weit über
die Grenzen Österreichs anerkannte Tätigkeit. Die Tiroler
Landesjagd-Ausstellungen 1926
und 1936. die ?I8-Rennen 1933
und 1935 sind mit seinem Namen verknüpft und die mustergültigen Sportanlagen Innsbrucks verdanken vielfach feiner
Tatkraft ihre Entstehung.
Nur Wichtiges habe ich aufgezählt, ohne aus Einzelheiten einzugehen, doch schon dies dürfte
genügen, um darzutun, welch
umfassendes Lebenswerk unfer
Bürgermeister bereits vollbracht
hat.
Sein Bild wäre jedoch unvollständig und müßte wesentlichster
Züge, die geradezu den Schlüssel
zu seiner Persönlichkeit bilden,
entbehren, würde ich nicht auf
feine Herzensgüte hinweifen,
seine beispiellose Hilfsbereitschaft, die ihm eigene Kunst, zu
verstehen und zu vergeben; Eigenschaften, die sein ganzes Tun
und Lassen, ich möchte fast sagen, verklären. Wo ein Schmerz
zu lindern, eine Träne zu stillen ist, findet man unferen Bürgermeister jederzeit bereit, zu
trösten und zu helfen, er leidet förmlich darunter, wenn er es
zufolge der Ungunst der Lage bei den tausendfachen Anliegen,
die an ihn herantreten, nur Zu oft mit dem Tröste bewenden lassen
muß und nicht wirksame Hilfe leisten kann. Jahraus, jahrein geht
er mit den Sorgenpäcken seiner Mitmenschen beladen und klopft
für sie an allen Türen an, um schließlich noch häufig Undank zu
ernten und Mißdeutungen zu erfahren.
Neben all den Mühen und Plagen im öffentlichen Leben, neben
all der aufreibenden, Tag und Nacht währenden, an seiner Gesundheit und feiner unglaublichen Widerstandskraft zehrenden Inanspruchnahme ist Fischer ein treu besorgter Familienvater. Karge,
ja gezählte Stunden find es nur, die er oft in Wochen als Gatte
und Vater den Seinen widmen kann, und es mag mitunter für
unsere so verehrte Frau Bürgermeister, die wir, nach gefährlicher
Erkrankung wiedergenefen, doppelt erfreut in diesem Kreise sehen,
besonders als junge Frau schwer gewesen sein, wenn sie ihren Gemahl gewissermaßen lediglich als seltenen Besuch zu Hause sah.
Ich möchte es deshalb keinesfalls verabsäumen, Ihnen, verehrte
gnädige Frau, namens der Allgemeinheit für das Opfer herzlichst
zu danken, das Ihnen die Stellung Ihres Mannes, sein Dienst an
der Heimat auferlegt hat.
Nun, lieber Freund, nimm durch meinen Mund die herzlichsten
Glückwünsche deiner Vaterstadt, deren hochverdienter Bürgermeister du bist, zu deinem Wiegenfeste entgegen. Mit ihnen verbindet sich aber auch der tiefstgefühlte Dank für all das, was du
in deinem bisher schon reichen Leben für sie und jeden ihrer Bürger getan hast. Halte trotz Wind und Wetter das Steuer fest, wir

vertrauen dir und wollen mit dir einer zukunftsreichen Entwicklung Innsbrucks, unseres zur Zeit zerrissenen Heimatlandes Tirol
und Österreichs entgegengehen!

Bürgermeister-Stellvertreter Adolf Platter überreichte
dann der Frau Gemahlin des Herrn Bürgermeisters
einen prachtvollen Blumenstrauß. Hierauf trat Herr Magistratsdirektor Dr. Fankhauser vor und führte folgendes aus:
Hochgeehrter Herr Bürgermeister!

Sehr geehrte Anwesende!

Es fällt mir heute die angenehme und ehrenvolle Aufgabe zu,
Sie, hochgeehrter Herr Bürgermeister, im Namen sämtlicher Bediensteter des Stadtmagistrates
und zugleich namens der Kameradschaft der Gemeindebediensteten zur Vollendung Ihres fünfzigsten Lebensjahres zu beglückwünschen und Sie der besonderen Herzlichkeit und Aufrichtigkeit unserer Wünsche zu versichern. Diese Herzlichkeit und
Aufrichtigkeit, getragen von Gefühlen der Dankbarkeit, haben
ihre besonderen Gründe.
Als Sie vor vierzehn Jahren
als Vizebürgermeister in das
Rathaus kamen und Ihnen das
erstemal städtische Beamte unterstellt wurden, traten sehr bald
die Hauptmerkmale Ihrer Persönlichkeit klar zu Tage. Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit
waren die ersten Eindrücke, die
wir von Ihnen empfingen, denen bald die noch stärkeren Eindrücke Ihres Gedankenreichtums, Ihrer Tatkraft und der
restlosen Hingabe an Ihre Aufgaben folgten.
Von dem Beamten verlangten
Sie lebendiges Interesse an feinem Dienste, die Anwendung des
Gesetzes nicht seinem Buchstaben,
sondern nach feinem Geist und
die Bedachtnahme darauf, welche
Wirkungen feine Amtshandlung
nicht nur in seinem Wirkungskreis, sondern auch auf den anderen Gebieten der Gemeindewirtschaft auslösen wird.
Gleichzeitig sparten Sie aber
nicht mit der Anerkennung guter Leistungen und beiriefen gegenüber dem Einzelnen, der sich
in seinen Nöten an Sie wandte,
geradezu väterliche Güte, Teilnahme und Hilfsbereitschaft.
Es war also nicht zu verwundern, daß wir Sie, als Sie vor acht
Jahren Zum Bürgermeister gewählt wurden, mit Freuden als unseren Vorgesetzten begrüßten und Ihnen gerne Gefolgschaft versprachen.
Von da an drang Ihre Auffassung über die Aufgaben des öffentlichen Bediensteten und über die Art seiner Pflichterfüllung allmählich in die breite Masse der tausend städtischen Beamten und
Arbeiter ein- die Angestellten arbeiteten mit Freude, Eifer und
Verständnis und waren einig in dem Ziele, mit Ihnen dem Wohle
der Gemeinde zu dienen.
Sehr förderlich für die Durchdringung des Beamtenkörpers mit
Ihrem Geiste war die schon oft besprochene Neugliederung des
Stadtmagistrates und dessen vollständiger Ausbau. Es gab keine
Reibungen mehr, die Räder des Apparates griffen ohne Stockung
ineinander und es gab auch keine Gemeindegefchäfte mehr, die
nicht hätten von einem städtischen Beamten besorgt werden können.
I h r besonderes Augenmerk richteten Sie dann darauf, daß die
erzielte Arbeitsfreude erhalten und durch nichts beeinträchtigt
werde. Jeder einzelne kam zu seinem Recht, Verdienste wurden
nie übersehen, fondern immer gebührend gewürdigt. Gerieten
Angestellte unverschuldet in Not, bekamen sie ohne Schwierigkeiten Gehalts- oder Lohnvorschüsse und in schwereren Fällen Geldaushilfen.
Sie verabsäumten aber auch nicht, der Gesamtheit der Bediensteten bei passender Gelegenheit öffentlich Ihre Anerkennung aus-