Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.10

- S.16

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1980_Innsbrucker_Stadtnachrichten_10
Ausgaben dieses Jahres – 1980
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Das Gefecht am Caffaro 1866
HHBH
Heuer erhielt Innsbruck im
Leuthaus des Stiftes Wilten ein
neues Museum, in dem die Geschichte jener Tiroler wachgehalten wird, die als Kaiserschützen zur Verteidigung der Tiroler Grenzen ausersehen und
durch ihre Spielhahnfeder an
der Mütze gekennzeichnet waren. Solche Federn trugen auch
ihre Vorgänger, die Tiroler
Landesschützen, als deren erste
Einheit im Jahre 1865 die selbVon Hartmann Egger
ständige „ L a n d e s s c h ü t z e n c o m pagnie Innsbruck-Stadt" aufgestellt wurde. Diese Kompanie
mußte noch kurz vor Ausbruch
des Krieges von 1866 gegen
P r e u ß e n und Italien als Schulungskompanie für alle Tiroler
Landesschützenoffiziere
herhalten, ihre Vorderlader werden noch heute im Stadtarchiv
aufbewahrt.
Gleich bei Kriegsbeginn zogen
die Innsbrucker unter dem
Kommando ihres selbstgewählten Hauptmannes, des in der
Stadt ansässigen k. k. K ä m m e rers und ehemaligen Kaiserjägerleutnants Franz Xaver Graf

von Wickenburg, an die von
italienischen Truppen und Freiwilligen und Garibaldi hart bedrängte
Südtiroler
Grenze.
Nach achttägigem Marsch gelangte die 95 M a n n starke K o m panie nach Judikarien, jenem
welschtirolischen
Bergland
westlich des Gardasees, wo
Innsbrucker Schützen bereits in
den Kriegen der Jahre 1848 und
1859 die Grenzbrücke über den
Caffarobach nahe dem Nordufer des Idrosees erfolgreich
verteidigen halfen. Nur ein R u hetag war den Innsbruckern gegönnt, da stürmten die Italiener
am 25. Juni 1866 schon über die
Brücke. A u f die Alarmsignale
ihrer Vorposten hin sammelten
sich die Landesschützen und
traten gemeinsam mit einer
rasch herbeigeholten österreichischen
Infanteriekompanie
zum Gegenangriff an. Sie sangen vor dem Sturm noch „ein
deutsches Lied in die L ü f t e "
und drangen dann, nach allen
Seiten schießend, bis
zum
Grenztor in der Mitte der
Brücke vor.
Doch da stürmten die Bersglieri
und die Garibaldiner erneut mit
solcher Ü b e r m a c h t los, daß nur

mehr der Rückzug übrigblieb.
Von
der
Infanterie waren
Hauptmann Ruzizka und ein
Feldwebel gefallen, von den
Innsbruckern der zwanzigjährige Landesschütze Gustav StapfRuedl. D a r ü b e r hinaus gerieten
drei Innsbrucker in italienische
Gefangenschaft, sieben Verwundete mußten
zurückgebracht werden. Diesen Kampf,
bei dem die Innsbrucker K o m panie als eine der ersten L a n desschützenkompanien
ihre
Feuertaufe erhielt, hat man italienischerseits auf zahlreichen
Bildern festgehalten. A u f der
untenstehenden
zeitgenössischen italienischen Lithographie erkennt man gut die österreichischen Infanteristen an ihren weißen Uniformen,
die
Innsbrucker aber an ihren Joppen und den federgeschmückten hohen H ü t e n beim Vorgehen entlang der Kirchhofmauer. Der auf einem Schimmel reitende Garibaldi rechts im Vordergrund war allerdings an diesem
Gefecht
gar
nicht
beteiligt . . .
Der Kampf um die Caffarob r ü c k e und insbesondere der
Tod des beliebten jungen Stapf-

Der Kampf um die Caffarobrücke 1866. — Lithographie von M. Fontana, 1868 (aus H. Egger, Geschichte des Innsbrucker Schützenwesens 1814—1870, Veröff.d. Ibk. Stadtarchivs NF. Bd. 8/9, 1978).

Ruedl erregten damals sehr die
Gemüter der Einwohner Innsbrucks. Heftig diskutierte man
darüber, ob es denn richtig war,
die Landesschützen mit ihrer so
kurzen Ausbildung und nach
einem tagelangen Anmarsch direkt in den Kampf zu schicken.
Im
Landesverteidigungskommando zog man sehr rasch aus
den gemachten Erfahrungen die
Konsequenzen und verfügte eine völlige Neuorganisierung der
Tiroler Landesschützen. Der
Widerstand an der Caffarobrücke zur Verteidigung Tiroler
Bodens war aber nicht umsonst
gewesen. Eine Wende
des
Kriegsglückes ließ die Innsbrucker Kompanie schon bald
wieder an den Caffarobach zurückkehren, der dann auch weiterhin bis zur Abtrennung Südtirols die dortige Landesgrenze
bildete.

VOR HUNDERT
JAHREN
15. Oktober: „ E s werden gegenwärtig ,Damenhüte zum Err ö t h e n " getragen. A n den Bindebändern derselben befinden
sich auf der innern Seite ein
paar kleine Stahlklappen, welche, sobald die Trägerin des
Hutes den K o p f senkt, an die
beiden Schläfen drücken, was
sofort das Blut in die Wangen
treibt."
8.
November: „ D e r
Innsbrucker Musikverein
dankt
dem Komitee der Gedenkfeier
für den Geigenbauer Jakob
Stainer für die Stiftung eines
Jakob-Stainer-Violinpreises in
der H ö h e eines Innsbrucker
Sparkassebuches mit 43 Gulden
für den jeweilig würdigsten
Violinschüler des Musikvereines."
12. November: „ I n der Sitzung
des Innsbrucker Gemeinderates
wird mitgeteilt, daß dem M u seum ein Wappenstein Sigmunds des Münzreichen, der
sich am Goldenen-Dachl-Gebäude befand, als unveräußerliches Eigentum überlassen wurde mit der Auflage, die Restaurierungskosten für den Stein in
der H ö h e von 43 Gulden 20
Kreuzer zu ü b e r n e h m e n . "
12. November: „ I n derselben
Gemeinderatssitzung
wurde
,die Beschwerde wegen verweigerter Herstellung eines öffentlichen Brunnens in der Badgasse abgewiesen"."
W.