Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.7

- S.23

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I

Das Hochzeitsfest im Jahre 1765
Nach Abschluß eines Verlobungsvertrages zwischen Erzherzog Leopold von Toskana
(1747—1792), einem Sohn von
Kaiser Franz I. Stephan von
Lothringen und Maria Theresia, und der Infantin M a r i a L u dovica von Spanien (1745—
1792), einer Tochter von K a r l
Von Mag. Herbert Woditschka
III. und Maria A m a l i a , wurde
über den Ort der Hochzeit verhandelt. D a König K a r l den
Wunsch äußerte, diese H o c h zeit möge nicht in Wien stattfinden, bestimmte Kaiserin M a ria Theresia als Trauungsort
Innsbruck. N u n begann die
Vorbereitung: unter anderem
wurde der Stadtgraben aufgefüllt, das Vorstadttor abgetragen und mit dessen Quadern die
Triumphpforte errichtet.
A m 15. Juli 1765 erfolgte die
A n k u n f t der kaiserlichen Familie, die am 3. Juli Wien verlassen hatte und über Graz, K l a -

genfurt und Lienz nach Innsbruck gereist war. Das Kaiserpaar befand sich in Begleitung
des Bräutigams, des römischen
Königs Joseph und der Erzherzoginnen M a r i a A n n a und M a ria Christina. Nachdem Bürgermeister Simon Niederkircher
bei der Triumphpforte dem
Kaiserpaar die Schlüssel der
Stadt überreicht hatte, erfolgte
der Einzug in die H o f b u r g .
A m 26. Juli brachte ein Kurier
die freudige Nachricht: die spanische Flotte ist mit der Braut
im H a f e n von Genua gelandet.
Die Infantin hatte am 14. Juli
auf Schloß Aranjuez bei M a drid von ihrer Familie Abschied
genommen und war in Cartagena in See gestochen. V o n Genua ging die Reise über Pafia,
Cremona und Mantua nach T i rol. A m 29. Juli verließ der
Bräutigam Innsbruck und reiste
der Braut bis Trient entgegen.
N u n sahen sich Leopold und
Maria Ludovica das erstemal in
ihrem Leben. In Bozen wurde

die Braut vom Kaiser empfangen, der am 30. J u l i nachgereist
war. A m 2. August wurde ihre
A n k u n f t in Innsbruck erwartet.
Kaiserin Maria Theresia, der
Hofstaat und viel Volk gingen
bis zum Klarerhof südlich des
Bergisels entgegen. Wie auf
dem an dieser Stelle errichteten
Denkmal geschrieben steht, erfolgte die Begrüßung „ m i t zärtlichen Umarmungen und höchsten Freuden". D i e Braut stieg
nun drei Tage i m Kloster W ü ten ab. A m 5. August 1765 setzte sich um 18 U h r der Hochzeitszug vom Kloster Wilten
über die heutige Leopold- und
Maria-Theresien-Straße
zur
Stadtpfarrkirche von St. Jakob
in Bewegung. A n g e f ü h r t und
beschlossen wurde er von je einer Eskadron Löwenstein-Dragonern. Es folgten die Wagen
des Hofstaates. Umgeben von
der k. und k. Leibgarde, fuhr in
der Mitte der mit sechs Schimmeln bespannte Hofgalawagen,
in dem die Spanierin und
die Obersthofmeisterin Gräfin
T h u m saßen. Die Braut trug ein
Kleid aus Silberbrokat und war
mit Juwelen von unschätzbarem Wert geschmückt. A l s das
Volk die Braut sah, geriet es außer sich vor Freude und jubelte
ihr aus ganzem Herzen zu. A l s
der Wagen vor der Pfarrkirche
hielt, trat der Bräutigam an den

15. Juli: In Innsbruck findet eine zweitägige Konferenz von 50
hohen Beamten mitteleuropäischer
Eisenbahnverwaltungen
statt, auf der die Fahrpläne f ü r
die kommende Winterperiode
vereinbart werden.

Die Südseite der Triumphpforte.
Stahlstich
E. Mansfeld (Original im Stadtarchiv).

von C. Schütz und J.
(Repro: Murauer)

24. Juli: „ F r a u Klara Schumann befand sich gestern auf
ihrer Durchreise in hiesiger
Stadt und beehrte unter A n derm auch die Musikalienhandlung von Johann G r o ß mit ihrem Besuche, woselbst sie das
Pianoforte-Lager
besichtigte
und sich f ü r die Zeit ihres A u f enthaltes in T i r o l ein Piano auswählte".
11. August: Der Waldweg von

Wagenschlag und geleitete die
Braut zum Hauptportal der
Kirche, wo sie von Bischof Clemens von Freising und Regensburg empfangen wurde. Die
Kaiserin und der Kaiser f ü h r t e n
nun die Braut und den Bräutigam zu einem Betstuhl, der vor
dem Hochaltar aufgestellt war.
Die kirchliche Trauung nahm
der Bischof vor: Leopold und
M a r i a Ludovica spendeten sich
dabei das Sakrament der Ehe.
Anschließend fand im Riesensaal der alten H o f b u r g das
Hochzeitsmahl statt.
Der nächste Abend brachte die
umjubelte U r a u f f ü h r u n g der
Oper ,,Romolo ed E r s i l i a " von
Johann A d o l f Hasse (1699—
1788). N u n reihte sich eine Festlichkeit an die andere — bis
zum 18 August. A n diesem Tag
hatte der Kaiser morgens der
Messe beigewohnt und mittags
an der Familientafel teilgenommen. A m Abend besuchte er
das Theater. Beim Betreten der
H o f b u r g wurde Kaiser Franz I.
Stephan von Lothringen von einem Schlag getroffen, in den
Armen des nachmaligen Kaisers
Joseph II. vom T o d ereilt. Vier
Tage später wurde der tote K a i ser nach Wien ü b e r f ü h r t .
A m 30. August 1765 verließen
Erzherzog Leopold von Toskana, der nachmalige Kaiser Leopold I L , und seine Gemahlin
Maria Ludovica die Stadt Innsbruck und begaben sich nach
Florenz. Die Kaiserin-Witwe
reiste am 2. September von H a l l
mittels Schiffs nach Wien.

der Sillbrücke über den Bretterkeller zum Tummelplatz wurde
nunmehr mit Wegweisern versehen, w o f ü r dem freundlichen
Urheber der Dank ausgesprochen wird. Denn „wie viele
sonst in der Umgebung wohlbekannte Personen haben sich
nicht vergangen, wenn sie zu
dieser pietätvollen, historischen
Stätte gelangen wollten!"
12. August: Im Innsbrucker
Gemeinderat wurde der Antrag
des Ordens der Barmherzigen
Schwestern um Bewilligung des
Baues eines Epidemiespitals
beim Mutterhaus an der Kettenbrücke ohne Debatte bewilligt
mit der Beschränkung auf die
Mitglieder des Ordens.
W.