Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.6

- S.21

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Gesamter Text dieser Seite:
rwi^^iaft: Motor des Aufbaues
Städte haben vielfältige A u f g a ben, solche, die ihnen bereits
vom Gründer in die Wiege gelegt wurden, aber auch A u f g a ben, die sich erst im Laufe der
Geschichte entwickelt haben.
Zentrum des Wirtschaftsgeschehens f ü r einen mehr oder
Von Redakteur
Robert Schuchter
weniger großen R a u m zu sein,
gehört zu den wichtigsten R o l len einer Stadt. A u c h bei der
G r ü n d u n g Innsbrucks war der
Gedanke mit im Spiel, an dieser
Stelle des Alpenraumes einen
Verkehrsknotenpunkt,
einen
Markt, eine Drehscheibe des
wirtschaftlichen Geschehens zu
schaffen.
Die Geschichte hat diese Idee
auch deshalb nahegelegt, weil
der Handelsverkehr auf der
Brennerstraße immer mehr zugenommen hatte und in „ A n bruggen" am linken Innufer
kaum mehr Platz f ü r die Ausdehnung der Siedlung bestand.
„Einige Jahrzehnte waren seit
der G r ü n d u n g des neuen M a r k tes vergangen", schildert Hans
Grissemann in seinem Buch
„ I n n s b r u c k in alter Z e i t " dann
die ersten Jahre der jungen
Stadt, ,,da kam eines Tages
Herzog Otto, der jetzt Herr i m
Inntal war, nach Innsbruck. E r
war lange i m Dienste seines
Kaisers abwesend gewesen und
hatte auf seinen Kriegszügen
viele fremde Länder und Städte
gesehen. Dieser welterfahrene
Herr sah gleich, was dem neuen
M a r k t noch fehlte: ,Ich habe
mit Freude wahrgenommen",
erklärte er den Richtern und anderen angesehenen M ä n n e r n
der Stadt, ,wie sich mein M a r k t
Innsbruck vergrößert hat. D a mit aber Handel und Gewerbe
besser gedeihen, und ihr euch
gegen P l ü n d e r u n g und Überfall
besser wehren k ö n n t , wollen
wir den Ort mit festen Mauern
und starken Toren umgeben." "
Innsbruck blieb allerdings lange
Zeit nur eine Durchgangsstelle
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f ü r den Handelsverkehr, ein
Ort, i n dem die fremden Kaufleute auf der Handelsstraße
zwischen Deutschland und Italien kurze Rast machten, ihre
Waren niederlegten und dann
weiterzogen. E i n eigentlicher
Handelsplatz wie H a l l oder Bozen war Innsbruck in diesen
Jahrzehnten nicht.
Eine wichtige Rolle kam aber
zu dieser Zeit schon den Vorfahren des heutigen Fremdenverkehrs
zu:
„Die
Wirtsh ä u s e r " , so schildert Grissemann, „ w a r e n wegen des starken Verkehrs und der vielen
Reisenden und Gäste sehr zahlreich. In der älteren Zeit waren
sie nur bescheidene Herbergen
und Futterstationen f ü r Fuhrleute und Pferde. Erst in der
Zeit Herzog Siegmunds boten
die Innsbrucker Wirte auch gute Verpflegung. Der Reisende
zu P f e r d , der Wanderer, der
Fuhrmann, der Säumer, sie alle
fanden gutes Obdach und einen
wohlbestellten Tisch um geringen P r e i s . "
Nach dieser Schilderung aus
den Anfangsjahrzehnten Innsbrucks, die durch die heutige
Rolle der Tiroler Landeshauptstadt als Fremdenverkehrszentrum sicher gerechtfertigt ist,
m u ß auch die Entwicklung der
übrigen Wirtschaftszweige erw ä h n t werden. Wer die Straßen- und Gassennamen der Altstadt vor sich vorüberziehen
läßt, der hat bereits einen kleinen Einblick in das bunte
Handwerksleben, das sich in
der neuen Stadt am Inn bildete.
Wieder ist vielleicht der Vergleich mit den mächtigen Wirtschaftszentren wie Bozen und
H a l l oder später der Bergwerksstadt Schwaz sehr aufschlußreich. Was sich in Innsbruck im
Laufe der Jahrhunderte entwickelte, das war — um wieder
einen Begriff aus dem heutigen
Vokabular zu nehmen — typisch mittelständisches Handwerk, mittelständischer Handel.
Wenn bis jetzt konkrete Angaben und Zahlen fehlen, dann ist

das auch darauf zurückzuführen, daß es keine umfassenden
Aufzeichnungen über das gesamte Wirtschaftsleben gab.
Hier kommt erst viel später
Licht ins Dunkel, mit der Gründung der Handelskammern, die
in Innsbruck am 13. Jänner
1851 erfolgte, und zwar mit der
W a h l des ersten Präsidenten,
des Innsbrucker Kaufmannes
Friedrich Wilhelm.
Im Jahr 1860 wird die Zahl der
gewerblichen Betriebe in Innsbruck mit 1564 angegeben, heute sind es fast 6000. Die Bevölkerung der Stadt hat sich in einem ähnlichen Zeitraum, nämlich von 1869 bis 1971, ebenfalls
stark vergrößert, und zwar von
25.000 auf 115.000.
Einen viel rascheren
Aufschwung nahm die Wirtschaft,
die bis dahin eher konstant geblieben war, in den letzten
Jahrzehnten des vergangenen
Jahrhunderts, weil der Ausbau

der Verkehrswege energisch
vorangetrieben
wurde. U n d
hier ist wieder Anlaß f ü r einen
Vergleich gegeben. War bei der
G r ü n d u n g Innsbrucks der Gedanke an das Verkehrszentrum
im Alpenraum vor allem zwischen Nord und Süd Pate gestanden, bewirkte die weitere
Verfolgung dieses Gedankens
den großen Aufschwung in den
letzten Jahrzehnten. Der Bau
der S ü d b a h n , der heutigen
Brennerstraße, der Mittenwaldbahn, der Ausbau der Straßen
nach N o r d , Süd, Ost und West
— das alles bewirkte eine wirtschaftliche Belebung, die ihrerseits wieder der Motor f ü r das
Wachstum von Innsbruck wurde.
Jubiläen sind auch A n l a ß , Lehren aus der eigenen Vergangenheit zu ziehen. U n d diese Lehre
k ö n n t e f ü r Innsbruck heißen:
Die K r a f t f ü r die Entwicklung
in den kommenden Jahrzehnten wird man wieder aus der
Lage im europäischen Alpenraum, aus der Nutzung der verkehrsmäßigen Chancen zu ziehen haben. Die Wirtschaft wird
auch in Z u k u n f t der Motor f ü r
den weiteren A u f b a u sein müssen.

Messestadt Innsbruck
In f r ü h e r e n Jahrhunderten gab
es i m damaligen großen Tirol
drei bedeutende M ä r k t e , nämlich i n Meran, Bozen und Innsbruck. Sie sind bis in das 12.
Jahrhundert
zurückzuverfolgen, dauerten jeweils bis zu 14
Von Chefredakteur
Karl Stuffer
Tage und waren beliebte Treffpunkte f ü r alle Gesellschaftsschichten des Landes. M i t dem
industriellen Zeitalter verloren
diese M ä r k t e an Wirkung und
Bedeutung. Zwei Städte jedoch
— Innsbruck und Bozen —
gründeten als zeitgemäße Nachfolger eigene Messen. In Innsbruck wurden schon vor der
Jahrhundertwende einige Landesausstellungen
veranstaltet,
die als bedeutende Ereignisse in
die Stadtgeschichte eingegangen sind.
Als nach dem zweiten Welt-

krieg mit dem Verlust Südtirols
auch die traditionellen Wirtschaftsbeziehungen
zwischen
Süd- und Norditrol unterbrochen wurden, ergab sich f ü r die
Wirtschaft im Lande die Notwendigkeit, einen neuen wirtschaftlichen Schwerpunkt zu
schaffen. Führende Männer der
Wirtschaft haben dann in Z u sammenarbeit mit den aufgeschlossenen städtischen Behörden die Innsbrucker Messegesellschaft im Jahre 1923 gegründet und noch i m gleichen Jahr
die erste Innsbrucker Herbstmesse veranstaltet. M i t über
400 Ausstellern und 125.000
Besuchern war die Messe ein
großer E r f o l g und f ü r die Wirtschaft ein wertvoller Impuls.
Die Beständigkeit der Messe
auch in den dreißiger Jahren
der Wirtschaftskrise ließ erkennen, daß die Messe bereits ein
gesundes Fundament aufzuweisen hatte. Acht Jahre nach der

Innsbrucker Stadtnachrichten - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1980, N r . 6