Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.6

- S.13

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Die Altstadt: Wiederentdeckter Mittelpunkt
(Th) Die Gründung von Innsbruck und damit das Entstehen
der Altstadt geht auf das Jahr
1180 zurück, als Graf Berchtold
V. von Andechs die damals bestehende Ansiedlung über den
Fluß Inn hinweg vergrößerte
und dazu Grund am rechten
Innufer erwarb. Die Kombination Inn und Brücke war geboren, aus dem „Innspruke" wurde nach und nach das Innsbruck unserer Tage.
Der Besucher, der heute wachen Auges durch die engen
Gassen schlendert, sieht allerdings nicht mehr viel vom
„Gründungsinnsbruck". Die
ursprünglich
einstöckigen
Holzhäuser sind längst den
Flammen von Stadtbränden
zum Opfer gefallen, die Stadtmauern mit Türmen und Gräben sind ebenfalls verschwunden. A n ihrer Stelle entstanden
vorwiegend im Mittelalter die
reizvollen schmalbrüstigen Altstadthäuser. Nicht geändert im
Laufe der Zeit hat sich der
Grundriß der Stadt. Der heutige Burg- und Marktgraben und
die Kaserne an der Innbrücke
(anstelle der früheren Stadtburg
der Andechser) lassen deutlich
den Verlauf der ehemaligen
Stadtbefestigung erkennen. Die
Anlage der Stadt entspricht
dem Typus der Inn-SalzachStädte. Charakteristisch auch
die formschön gestalteten Lauben, über deren Entstehung
und Geschichte sich allerdings
noch heute die Fachleute uneinig sind. Fest steht, daß sie Wesentliches zum Reiz der Altstadt
beitragen und sich bei Schlecht-

wetter als nützlich erweisen.
Mit der Erwerbung Tirols
durch die Habsburger im 15.
Jahrhundert nahm die Entwicklung der Stadt eine neue Richtung. Höhepunkt war die Herrschaft Maximilians L , unter
dessen Regierungszeit nicht nur
Innsbruck seine prächtigste
Epoche erlebte, sondern auch
die Bürgerhäuser in der Altstadt ihre kunstreichste Gestaltung erfuhren. Es war dieser
Herrscher, der die bekannteste
Sehenswürdigkeit, das Goldene
Dachl, erbauen ließ — als Hofloge für die Festlichkeiten auf
dem Stadtplatz. Wo sich heute
in den Ferienmonaten Gäste
aus aller Welt ein Stelldichein

geben, fanden früher Ritterund Turnierspiele und höfische
Feste statt. Mitbestimmt wird
der Platz vor dem Goldenen
Dachl auch vom wuchtigen
Stadtturm, der, ursprünglich
als Wachturm gebaut, tatsächlich Einblicke in fast alle Gassen ermöglicht. Ihm zur Seite
das älteste Rathaus von Innsbruck, das durch die kürzlich
erfolgte Restaurierung (und
Wiederverwendung für städtische Ämter) zu einem baulichen
Juwel wurde.
Obwohl die Altstadt im Laufe
ihrer Geschichte weder von
Erdbeben noch von Bombenschäden verschont geblieben
war — im letzten Krieg wurden

Leuchtendes Wahrzeichen: das Goldene Dachl

Von großem Reiz: die Erker und Lauben

(F. : Sonnewend)

I

von 129 Liegenschaften 60
durch Bombentreffer beschädigt — traten die Probleme der
Altstadterhaltung in voller
Breite erst später, nach abgeschlossenem
Wiederaufbau,
auf. Die kunsthistorisch äußerst wertvolle Bausubstanz
war total abgewohnt und entsprach in keiner Weise den zeitgemäßen Wohnbedürfnissen.
Ein starkes Absinken der
Wohnbevölkerung war die Folge. Entsprechende Gesetze, die
den Hauseigentümern nicht nur
Richtlinien vorschreiben, sondern ihnen auch finanzielle Förderungen ermöglichen, sowie
die in der Zwischenzeit wesentlich geänderte Einstellung der
Gesellschaft zu ihren historischen Stadtkernen führten zu
einer bedeutenden Wende. Wer
heute durch die heimeligen Gassen wandert, der kann die wiedererstandenen
mittelalterlichen Schmuckkästchen nicht
mehr übersehen. Zahlreiche
private Hausbesitzer wurden
mit Hilfe der öffentlichen Mittel initiativ, die Stadtgemeinde
ihrerseits unterzieht zur Zeit
das größte Gebäude der Altstadt,
das Goldene-DachlHaus, einer umfassenden Sanierung.
Seit Einführung der Fußgängerzone neu entdeckt wurde der alte Innsbrucker Stadtkern auch
für Veranstaltungen verschiedenster Art, wobei es — wie immer wieder festgestellt werden
kann — auch besonders die Jugend ist, die sich in der baulichen Geschlossenheit der Alt(Foto: Holy) stadt wohl fühlt.

Gemütliche und erfrischende Plauderstunde am Inn (F. : Scheyda)

Innsbrucker Stadtnachrichten - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1980, Nr. 6

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