Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.6

- S.8

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Innsbruck — die Hauptstadt von Tirol
(Gr) Innsbruck ist die Hauptstadt von Tirol. Dies wird augenscheinlich, wenn vom Landhaus in der Maria-TheresienStraße die Fahne in den Landesfarben weht, weil die 36 Abgeordneten zum Tiroler Landtag im Landtagsitzungssaal zu
Beratung und Abstimmung zusammengetreten sind. Dies
zeigt sich eindrucksvoll immer
dann, wenn die Schützen und
Musikkapellen aus allen Tälern
des Landes nach Innsbruck
kommen und hier eines der
Landesfeste begehen. Dies ist
sichtbar auch an den Verwaltungsgebäuden und anderen
zentralen Einrichtungen, die
Belange der Bevölkerung des
ganzen Landes wahrnehmen.
Und dies wird vor allem auch
dadurch dokumentiert, daß
Innsbruck der Sitz der Tiroler
Landesregierung ist.
Die verfassungsmäßige Dekretierung Innsbrucks zur Landeshauptstadt datiert aus dem Jahre 1849, als Innsbruck in dieser
Funktion formell die Nachfolge
der Titularhauptstadt Meran
antrat. Für den Historiker war
dies jedoch nur der Abschluß

D

ie geistigen, sozialen
und politischen Grundlagen Tirols sind:
Die Treue zu Gott
und zum Erbe der Väter,
die geistige und kulturelle
Einheit des Landes,
die Freiheit und Würde des
Menschen,
die geordnete Familie als
Grundzelle von Volk und
Staat.

Diese Grundlagen zu wahren und zu schützen, ist
oberste Verpflichtung der
Gesetzgebung und Vollziehung des Landes.
Zum Abschluß des Gedenkjahres 1809—1959 beschloß
der Tiroler Landtag einstimmig, diese Präambel der
Neufassung der Tiroler Landesordnung voranzustellen.

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einer lange zuvor eingeleiteten
Entwicklung. „Die Weichen
für den Aufstieg zur Landesmetropole", so stellt Innsbrucks
Stadtarchivdirektor Dr. Hye
fest, „wurden gestellt, als die
Grafschaft Tirol 1363 an die
auch westlich des Arlbergs begüterten Herzoge von Österreich aus dem Hause Habsburg
kam. Für diese neue politische
Konstellation lag die Stammburg Tirol bei Meran zu sehr abseits der Hauptverbindungswege von Wien in die Schweiz, ins
Elsaß und in den Breisgau.
Innsbruck hingegen lag sowohl
am Wasserweg Donau—Inn als
auch an der innerösterreichischen Verbindungslinie von
Wien über die Steiermark,
Kärnten, das Drau- bzw. Pustertal und den Brenner nach
dem Westen. Abgesehen von
verschiedenen anderen Ansätzen fiel die Entscheidung für
den Aufstieg Innsbrucks zur
Residenzstadt im Jahre 1420,
als Herzog Friedrich IV. (,mit
der leeren Tasche") zwei Bürgerhäuser am Stadtplatz ankaufte und sie zu seiner Residenz, zum ,Neuen H o f , adaptieren ließ. Für Siegmund den
Münzreichen, Herzog Friedrichs Sohn, war der ,Neue H o f
bereits zu bescheiden, weshalb
er sich am Ostrand der Altstadt
um 1450—1460 die weiträumige
Hofburg errichten ließ. Neben
den kulturellen Begleiterscheinungen bedingte der Sitz des
Landesfürsten auch den Sitz aller zentralen Landesbehörden
in Innsbruck, das somit auf
Dauer zur Verwaltungsmetropole aufstieg."
Als Verwaltungsmetropole zu
fungieren, ist zweifellos eine
wichtige Aufgabe der Landeshauptstadt. Was die Einzigartigkeit und den besonderen
Klang ausmacht, die früher wie
heute mit der Landeshauptstadt
von Tirol verbunden werden,
sind aber geistige Dimensionen,
sind das Bekenntnis zu Werten,
das Einstehen für sie, das immer wieder aufhorchen ließ.
Bereits 1342, als nahezu in ganz
Europa noch Leibeigenschaft

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intoni

Das von Georg Anton Gumpp erbaute Landhaus in der MariaTheresien-Straße beherbergt den Sitzungssaal des Tiroler Landtages und ist Sitz der Landesregierung. (Foto: Gustav Sonnewend)

herrschte, sicherte in Tirol ein
Dokument des Landesfürsten
allen Ständen — also auch den
Bürgern und den Bauern —
Freiheit, Gleichheit, Mitbestimmung und Kontrolle der Regierung zu. Und schon 1511 verpflichtete sich Kaiser Maximilian im Landlibell, keinen Krieg
ohne den Willen der Tiroler
Stände zu führen, und entband
er die Tiroler von aller Verpflichtung, außerhalb der Landesgrenzen Kriegsdienste zu leisten. Eine Regelung, die in großen Zügen bis ins zwanzigste
Jahrhundert in Geltung war.
Daß Tirols Landeshauptstadt
auch heute noch ein Hort dieses
Bewußtseins der Freiheit und
der Eigenständigkeit ist, kann

wohl durch nichts deutlicher
werden als durch Initiativen,
die in jüngster Zeit von dieser
Stadt ausgegangen sind. Seit
Jahren treffen sich der Tiroler
Landtag und der Südtiroler
Landtag zu gemeinsamen Sitzungen, einmal in Bozen, einmal in Innsbruck, um gemeinsame Probleme zu beraten.
Und in noch größerem grenzüberschreitendem Rahmen hat
sich die „Arbeitsgemeinschaft
Alpenländer" zur gegenseitigen
Zusammenarbeit in raumrelevanten Fragen gefunden. Die
geistigen Kräfte, die gestaltend
und verbindend von dieser Landeshauptstadt ausgehen, sind
ungebrochen und zukunftsweisend.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1980, Nr. 6