Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.6

- S.7

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(heute Maria-Theresien-Straße),
als nächstes wurde der Bereich
um die heutige Universitätsstraße bebaut, dem die Erweiterung
am Innrain in Richtung Westen
folgte.
Zwischen diesen mittelalterlichen und
frühneuzeitlichen
Stadterweiterungen
und den
umliegenden
alten
Dörfern
(Wilten, Pradl, Hötting, Mühlau) entstand die rasterförmige
Gründerzeitbebauung des 19.
Jahrhunderts, nicht wie in den
Großstädten Berlin oder Wien
mit vollverbauten Innenhöfen,
sondern mit ursprünglich unverbauten Freiräumen. Dieser
städtebaulichen
Konzeption
sind die Viertel zwischen MariaTheresien-Straße
und
dem
Hauptbahnhof, zwischen Innenstadt und Westbahnhof zuzurechnen.
In der Zwischenkriegszeit erfolgte eine auf Regulierungsund Baulinienplänen beruhende Erweiterung des Baugebietes, die unter anderem durch
die Notwendigkeit der Ansiedlung von Südtiroler Optanten
verursacht war, jenseits der als
Barriere wirkenden Bahntrasse
im Stadtteil Pradl.
Innsbruck wurde während des
zweiten Weltkrieges durch mehrere Bombenangriffe schwer in
Mitleidenschaft gezogen. So
waren 2000 Häuser beschädigt
und zu einem nicht geringen
Teil vollkommen zerstört. 55
Prozent der Wohnungen waren
nicht mehr nutzbar. Es war daher vordringliche Aufgabe von
Bevölkerung und Verwaltung,
diese Schäden zu beseitigen und
eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen. Obwohl diese
M a ß n a h m e n vorwiegend in der
Innenstadt, so in der Altstadt
und
Maria-Theresien-Straße,
notwendig
waren,
konnte
durch die Aufnahme der alten
Bau- und Raumstrukturen beim
Wiederaufbau die ursprüngliche Gestalt wiederhergestellt
werden, so d a ß sich diese Bereiche heute als geschlossene, intakte Ensembles darstellen.
Gerade durch die gesetzlichen
Möglichkeiten der Erlassung
von Erhaltungs- und Schutzzonen seit 1976 in Tirol wird es
möglich sein, diesen historisch
gewachsenen Vierteln über rein
restaurative Erhaltungstendenzen hinaus durch eine umfassende erhaltende Stadterneue-

rung zeitgemäße Funktionen
und Aufgaben zu geben, um
vor allem Wohnbevölkerung
und insbesondere jüngere Familien in die Innenstadt zurückzugewinnen.
A b dem Beginn der fünfziger
Jahre waren in Innsbruck erste
Ansätze einer Stadterweiterung
festzustellen, und zwar in Form
von Wohnsiedlungen, wie der
Hörtnaglsiedlung und der Heilig-Jahr-Siedlung, die in ihrer
städtebaulichen Konzeption mit
heutigen
Reihenhausanlagen
vergleichbar sind. Trotz der inzwischen notwendigen Vergrößerung der Einzelobjekte haben
diese Anlagen nach wie vor ihre
hohe W o h n q u a l i t ä t
erhalten
und werden aufgrund entsprechender Bebauungspläne ihren
Charakter auch zukünftig nicht
verlieren.
Mitte der fünfziger Jahre —
Österreich erhielt 1955 den
Staatsvertrag und damit seine
sinnvolle Souveränität — setzte
eine dynamische Entwicklung
im Bereich von Bevölkerung
und Wirtschaft ein, die der Bevölkerung sowohl in den Städten als auch in den ländlichen
Gebieten ein großes M a ß an
Wohlstand brachte. Daß jedoch die optimistische Auss c h ö p f u n g aller Möglichkeiten
während dieser Phase auch den
Verbrauch von unvermeidbaren Ressourcen zur Folge hatte,
wurde der Bevölkerung und der
Politik zunehmend erst ab der
Mitte der siebziger Jahre bewußt.
Die Kritik von städtebaulichen
Strukturen darf jedoch nicht

Die alten Ortskerne früher selbständiger Gemeinden (im Bild Amras) haben Anspruch darauf, auch in einem zur Großstadt
angewachsenen Gemein wesen erhalten zu werden.
(Foto: Frischauf)
die jeweilige Situation und die
Anforderungen an die räumliche Struktur ausklammern. Die
Stadt Innsbruck hat zwischen
den Jahren 1951 u n d 1961 u m
5000 und zwischen den Jahren
1961 und 1971 um 15.000 E i n wohner auf insgesamt 115.000
Einwohner zugenommen.
Die daraus entstehende Nachfrage nach W o h n r a u m konnte
vor allem durch die Inanspruchnahme
des
BundesW o h n - und Siedlungsfonds und
der W o h n b a u f ö r d e r u n g
gedeckt werden. In diesem Zeitraum entstanden die den meisten europäischen Städten ä h n lichen Stadterweiterungsgebiete
der sechziger und siebziger Jahre, so ab 1950 i n der Reichenau
und in Sadrach, ab 1960 das erste Olympische D o r f und ab
1974 das zweite Olympische
D o r f . Waren die ersten dieser
Erweiterungsgebiete durch eine
vier- bis fünfgeschossige offene

Das Modell des Mehrzweckgebäudes
in Hötting zeigt, daß auch
große Bauvolumen durch Aufgliederung
und entsprechende
Gestaltung auf die bestehende Umgebung abgestimmt
werden können.
(Foto: Frischauf)

Blockbebauung bestimmt, so
waren vor allem i m Bereich des
Olympischen
Dorfes
elfgeschossige Scheiben- und Punkthäuser die städtebaulich bestimmende F o r m . Im Bereich
der beiden Olympischen D ö r f e r
leben heute ca. 13.000 Innsbrucker, f ü r die sämtliche i n frastrukturellen Einrichtungen
geschaffen wurden, die nunmehr durch eine großzügige
Ausgestaltung des Innuferbereiches als G r ü n - und Erholungsfläche ergänzt werden.
Die seit 1975 feststellbaren Ä n derungen der Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf Stadtentwicklung und
Städtebau sind Gegenstand des
1980 vom Gemeinderat beschlossenen Stadtentwicklungskonzeptes.
Dieses Stadtentwicklungskonzept stellt damit eine wichtige
Grundlage f ü r die nach dem T i roler
Raumordnungsgesetz
1972
zu
überarbeitenden
Flächenwidmungs- und Bebauungspläne dar, die — rechtsverbindlich f ü r Behörde und Partei
— A r t und M a ß der Nutzung
festlegen.
E i n Hauptproblem der z u k ü n f tigen Entwicklung der Stadt
wird es sein, jene A n f o r d e r u n gen auf dem Wohnungs- und
Arbeitsmarkt, die sich aus der
speziellen Altersstruktur der
Innsbrucker Bevölkerung —
hohe Zahl von Personen, die in
das Berufs- und Heiratsalter bis
ca. 1986 eintreten werden — ergeben wird, zu decken, ohne
die Stadt- und Umweltqualität
zu beeinträchtigen,
sondern
Innsbrucks typischen Charakter über die V e r ä n d e r u n g e n der
Zeit hinaus zu erhalten.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1980, N r . 6

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