Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.6

- S.5

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Andere Bereiche, die heute
noch genauso aktuell sind wie
zur Zeit ihrer ersten Organisierung, sind das seit 1303 nachweisbare städtische Schulwesen, das Spitalwesen, welches
von 1307 bis 1922 allein von der
Stadtgemeinde getragen und
erst 1948 endgültig an das Land
Tirol übergeben wurde, oder
die mit dem ersten Leitungsbau
1485
begonnene städtische
Trinkwasserversorgung,
die
heute noch aus denselben Quellen am Abhang der Nordkette
gespeist wird wie einst.
Genauso alt wie die Altstadt
selbst ist schließlich auch ihre
Kirche, die bereits in der die
Altstadt begründenden Vertragsurkunde von 1180 als damals geplante „eclesia in foro"
genannt wird. Anfangs eine unselbständige Filialkirche der
Dorfpfarre Wilten, sollte sie
über die Pfarrerhebung im Jahre 1643 durch die Errichtung
der Diözese Innsbruck im Jahre
1964 bis zum Bischofsdom aufsteigen.

Zeittafel
1938: Eingemeindung von
Amras, Hötting und Mühlau.
1938—1945: Österreich und
damit auch Innsbruck der
Nationalsozialistischen
Herrschaft des Großdeutschen Reiches einverleibt.
1942: Eingemeindung von
Igls und Vili.
1942— 1953: Bau des modernen Kraft- und Wasserwerkes in Mühlau.

DerWiltenerKelch",
eine niedersächsische
Goldschmiedearbeit
von ca. 1160—1170, wurde von Graf Berchtold V. von Andechs
dem Stift Wilten, vermutlich als Zeichen des Dankes für die
Grundabtretung,
geschenkt.
(Foto: Kunsthistorisches
Museum
Wien)

Nicht minder können hier Werke der bildenden Kunst, wie
zum Beispiel von Alexander
Colin (1526—1612), Caspar
Gras (1585—1674), Nikolaus
Kunst und Kultur
und Balthasar Moll im 18.
Abschließend sei noch auf den Jahrhundert oder Heinrich
Bereich der Kunst- und Kultur Natter (1844—1892) angeführt
verwiesen, der in Innsbruck werden. Dasselbe gilt natürlich
wohl zu allen Zeiten, manchmal auch von der Malerei, die im
mehr, manchmal weniger, vor 18. Jahrhundert in den Deckenallem aber während der Resi- fresken von Cosmas Damian
denzzeit geblüht hat. Wenn Asam, Mathäus Günther und
auch der legendäre Erbauer des Franz Anton Maulpertsch beSchiefen Turmes von Pisa, Wil- sondere Höhepunkte erreichte.
helm von Innsbruck, sich als
Theater und Oper, die in dem
Produkt eines Lesefehlers ent1629—1630 zum Komödienpuppt hat, so bezeugen doch eihaus umgebauten ehemaligen
ne ganze Reihe von Bau- und
Hof-Ballspielhaus
(Dogana)
Kunstdenkmälern, die noch
und dann 1653—1655 in dem
heute Innsbrucks Stadtbild präanstelle des heutigen Landesgen, daß dieser Ort große Meitheaters erbauten Hoftheater
ster beschäftigt, aber auch herbzw. „Opernhaus" im Vervorgebracht hat. So sei zum
gleich zum übrigen deutschen
Beispiel an die Werke der BauSprachgebiet schon sehr früh
meister- und Steinmetzdynastie
feste Bühnenhäuser erhalten
der Türing am Ende des 15. und
hatten, werden hier in der Geim 16. Jahrhundert, an die Baugenwart ebenso gepflegt wie die
ten der Familie Gumpp im 17.
Orchestermusik, als deren lokaund 18. Jahrhundert, an die
len Vorgänger wir die landesKirche des bekannten Wiener
fürstliche Hofkapelle bezeichRingstraßenarchitekten Friednen dürfen, die hier von der
rich von Schmidt in St. NikoMitte des 15. Jahrhunderts bis
laus (erb. 1882—1885) oder an
1748 bestanden hat. Ihr promidie Gründerzeitbauten der heinentestes Mitglied war wohl
mischen Baumeister Mayr, HuHeinrich Isaak.
ter und Norer und endlich an
die mutige Hallenkonstruktion Besonderer Pflege erfreut sich
des Olympia-Eisstadions von in Innsbruck auch heute noch
1964 erinnert.
die Orgelmusik, die hier um

1500 unter dem Hof Organisten
Paul
Hofhaimer
erstmals
künstlerische Vollendung erreichte. In Gestalt der in den
letzten Jahren restaurierten und
1555—1560 geschaffenen Orgel
Jörg Eberts in der Hofkirche
steht dieser Kunstgattung ein
trotz seines hohen Alters nun
wieder bespielbares Instrument
von seltener Klangfarbe zur
Verfügung. Durch den von der
Stadtgemeinde Innsbruck seit
1971 vergebenen Paul-Hofhaimer-Preis für künstlerisches
Orgelspiel sowie durch die seit
1972 alljährlich veranstaltete
Woche alter Musik erhielt diese
musikalische Tradition neue
Aktualität.

Immer aktuell
Selbstverständlich ließe sich
diese Reihe von aktuellen Bereichen mit historischem Bezug
noch erheblich fortsetzen. Für
unsere Fragestellung aber mögen die angeführten Beispiele
genügen, um dem modernen
Menschen die Erkenntnis vor
Augen zu führen, daß die Errungenschaften unserer Gegenwart keine geschichtslosen Produkte des Augenblicks, sondern das Ergebnis historischer
Entwicklungen darstellen. So
betrachtet, wird Historie sicher
nie an Aktualität verlieren.

1943— 1945: Die Stadt wird
von 22 Bombenangriffen
heimgesucht und zum Teil
schwer zerstört.
1959—1971: Bau der Brennerautobahn.
1964: Abhaltung der I X .
Olympischen Winterspiele,
Erhebung Innsbrucks zum
Bischofssitz und Verleihung
des Europapreises durch
den EuroparaL
1965— 1972: Bau der Inntalautobahn
Kufstein—
Innsbruck.
1964—1966: Bau des Kavernen-Kraftwerkes Untere Sill
beim Lemmenhof.
1966— 1976: Errichtung des
Klärwerks in der Roßau.
1969: Eröffnung der Baufakultät an der Universität
Innsbruck.
1973—1974: Errichtung des
neuen städtischen Gaswerkes an der Sillmündung.
1976: Abhaltung der X I I .
Olympischen Winterspiele.
1978: Eröffnung der neuen
Amraser Volksschule, es ist
dies das 32. städtische
Schulgebäude seit dem Bau
des
ersten
städtischen
„Schulpalastes" in St. N i kolaus (1863—1864) und
der 12. städtische Schulbau
nach 1945.
Zusammengestellt
von Archivdirektor
OR Dr. Franz-Heinz Hye.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1980, Nr. 6

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