Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1979

/ Nr.11

- S.12

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Innsbrucks Weltruf als Universitätsstadt wurde von der Theologischen
Fakultät mitbegründet. Am 15. August - dem Fest Mariä Himmelfahrt
- 1669 errichtete Kaiser Leopold I.
(1658-1705) die Universität Innsbruck. Die vom Jesuitenorden geleitete Theologische Fakultät nahm
im Studienjahr 1671/72 den VorleVon M a g . Herbert Woditschka
sungsbetrieb auf. Im Verlauf ihres
300jährigen Bestehens wurde dreimal ihre Aufhebung verfügt:
1781-1791,
1810-1857
und
1938-1945. Kaiser Franz I. von
Österreich (1804-1835) stellte am
27. Jänner 1826 die Philosophische
und Juridische Fakultät wieder her.
Von dem Verlangen beseelt, auch
die Theologische Fakultät wieder
zu errichten, trugen sich die Tiroler
Stände sogar mit dem Gedanken,
das Priesterseminar von Brixen
oder Trient zur Fakultät zu erklären.
Papst Pius IX. (1846-1878) schloß
am 18. August 1855 mit Kaiser
Franz Joseph von Österreich
(1848-1916) ein Konkordat. 1851
waren auch die Jesuiten - 1848
neuerlich vertrieben - wieder nach
Innsbruck zurückgekehrt und hatten 1854 das bereits am 2. Mai
1839 erworbene Haus Sillgasse 2
zurückerworben. Im März 1857 bat
Bürgermeister Dr. Josef Ritter von
Peer (1853-1858) den Diözesanbischof von Brixen, Dr. Vinzenz Gasser (1857-1879), die Wiederherstellung der Fakultät zu unterstützen. In einem Brief vom 8. März

1870 konnte der Bischof aus Rom
schreiben: „Ich habe - besonders
aus Liebe zu Innsbruck - an der Errichtung der theologischen Fakultät
einen maßgebenden Einfluß ausgeübt." Am 11. Mai 1857 erteilte
Kaiser Franz Joseph seinem Bruder, Erzherzog Karl Ludwig, dem
Statthalter von Tirol (1855-1861),
den Auftrag, die Verhandlungen zu
eröffnen.
Karl Ludwig schrieb am 18. Juni an
den Provinzial der Jesuiten, Anton
Schwitzer (1856-1862), in Wien:
„Der Errichtung einer theologischen Fakultät stand bisher der
Umstand im Wege, daß die Priesterstands-Kandidaten am Sitz der
hochwürdigen Herren Oberhirten in
Brixen, Trient und Salzburg in wohlorganisierten
Klerikalseminarien
erzogen werden und daß daher für
eine theologische Fakultät in Innsbruck keine Schüler zu erwarten
wären. Da nun aber der Orden der
Gesellschaft Jesu hier ein theologisches Studium für den eigenen Bedarf errichtet hat, so könnte, wenn
es auch für andere Schüler zugänglich gemacht würde, zu erwarten sein, daß die Bischöfe Tirols
vorzüglich talentierte Priester an
die Fakultät senden und ihr Beispiel
die Bischöfe der Schweiz und Süddeutschlands nachahmen würden.
Nach einer Mitteilung des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht
Leo Graf von Thun (1849-1860)
würde sich die Gesellschaft Jesu vertreten durch den General PierreJean Beckx (1853-1887) - anheischig machen, gegen einen Jahresbetrag von 8000 Gulden acht

Professoren beizustellen." In den
nächsten Tagen fand ein Gespräch
zwischen dem Provinzial und dem
Bischof von Brixen statt. Am 28. Juni schrieb Schwitzer an Kaiser
Franz Joseph, er habe sich mit dem
Bischof dahingehend geeinigt, an
der Fakultät „Dogmatik in größerem Umfange" für Theologen vorzutragen, welche sich eine gründlichere Wissenschaft vom Glauben
an den einen und dreifaltigen Gott
verschaffen wollen.
Mit Allerhöchster Entschließung
vom 4. November 1857 wurde die
Wiederherstellung der Theologischen Fakultät genehmigt. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 16.
November. Rektor Dr. Karl Ernest
Freiherr von Moy de Sons
(1799-1867) begrüßte in der Aula
die sechs neuen Professoren.
Dann zog man in die Jesuitenkirche, wo der Provinzial den Gottes-

dienst zelebrierte und die „Beeidigung der neuernannten k. k. Herren
Theologie-Professoren an den Stufen des Altares" erfolgte. Anschließend hielt der Rektor in der Aula die
Festrede: „Wir feiern heute in dem
sonst so stillen Innsbruck ein bedeutsames Fest. Die Wiederaufrichtung des theologischen Lehrstuhls ist für uns das Signal der
Rückkehr schönerer Tage. Ein
Trost, den Stadt und Land mit um
so gerührterem Herzen empfangen
werden, als sie darin einen neuen
Beweis erblicken, wie sehr der Kaiser Seine Tiroler kennt. Der Tiroler
weiß, daß er, was er ist, nur durch
seinen Glauben ist; daß darin seine
Stärke und seines Landes Bedeutung liegt." Nach dem Festakt wurde für den Akademischen Senat im
Refektorium des Jesuitenkollegs
ein Diner gegeben. Am nächsten
Tag begannen die Vorlösungen für 18 Hörer. 50 Jahre später waren
es 356 Hörer aus 58 Diözesen. Abgesehen von der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom war die
Theologische Fakultät Innsbruck
die größte der Welt.

VOR HUNDERT J A H R E N

15. November: „Weltberühmt!
Unübertrefflich! Bandwurm mit Kopf
enfernt vollständig gefahr- und
schmerzlos nach eigener Methode
Richard Mohrmann. Höchste Zeitdauer der Kur: Zwei Stunden, ohne
Berufsstörung zu veranlassen. Prospecte gratis und franco."

18. November: In den restaurierten
Räumlichkeiten im ersten Stock
des Hotels „Grauer Bar" wurde das
akademische Lesecasino eröffnet.
Dies entspricht einem echten Bedürfnis nach einem Lokal, „in dem
neben den wichtigsten politischen
Tagesblättern die hervorragenden
Erscheinungen der periodischen Literatur sowohl allgemein-literarischen als auch speciell fachlichen
Inhaltes eingesehen werden können. Es ist Aussicht vorhanden,
daß auch die von der k. k. Universitätsbibliothek gehaltenen Zeitschriften dort zu finden sein werden." Dieser Verein wird von den
Professoren, Dozenten und Beamten der Universität als ordentlichen
und den Studenten als außerordentlichen Mitgliedern gebildet.
28. November: Vom Stadtmagistrat Innsbruck ergeht an alle Geschäftsleute, die in ihren Kellern
und Magazinen leicht entzündbare
Flüssigkeiten lagern, aus feuerpolizeilichen Rücksichten die Weisung,
in diesen Räumen ausschließlich
Sicherheits-Laternen
zu
verwenden.

Jesuitenkirche
und Theologische
Peter Schaffer.

Fakultät

im 18. Jahrhundert. Aquarellierte Federzeichnung
von Joseph und
(Original im Stadtarchiv Innsbruck - Repro: Murauer)

1. Dezember: Der in Innsbruck am
18. Juni 1821 geborene Johann
von Leiß zu Leimburg, der unter anderem auch als Kooperator und
Stadtpfarrer in Innsbruck tätig war,
ist zum Diözesanbischof von Brixen
ernannt worden.
W.