Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1979

/ Nr.9

- S.16

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Der Theaterneubau 1844-1846
Das Tiroler Landestheater hat als
Hof-, National- und Stadttheater eine 350jährige Tradition. Im Jahre
1607 wurde in Mantua die erste
Oper der Musikgeschichte, „Orfeo"
von
Claudio
Monteverdi
(1567-1643), uraufgeführt und bereits 1630 besaß Innsbruck das erste Opernhaus des deutschsprachigen Raumes: Hofbaumeister
Christoph
Gumpp
d.
J.
(1600-1672) hatte im Auftrag Erzherzog Leopolds V. (1619-1632)
das Ballspielhaus (heute Kongreßhaus) in ein Theater umgebaut,

Von Mag. Herbert Woditschka
welches sich dann aber als zu groß
erwies. Im Jahre 1646 trat Erzherzog Ferdinand Karl (1628-1662),
ein Sohn Leopolds V., die Regierung in Tirol an. Durch seine Frau,
die Florentinerin Anna von Medici
(1616-1676), lernte er in Mantua
und Florenz die Welt der Oper kennen und lieben. Christoph Gumpp
erhielt den Auftrag, ein landesfürstliches „Comedihaus" nach venezianischem Muster zu bauen. Der
1653-1655 an der Stelle des heutigen Theaters errichtete Holzbau
verlief parateli zum Rennweg und
verfügte über 936 Plätze (heute
825). Auf dem Platz davor standen
das Reiterstandbild Leopolds V.,
die Figur einer Nymphe und der
Amphitrite,
der Königin des
Meeres.
Am 1. April 1836 klagte der Theaterkommissär k.k. Gubernialsekretär Kaspar Edler von Neupauer in
einem Bericht an das Gubernium,
daß „die Beseitigung des unzureichenden Theaterparterres sowie
der ungünstigen Verhältnisse auf
der Galerie" notwendig sei. Beda
Weber bemerkte 1838: „Es wäre

höchst erwünscht, wenn der bereits
höheren Orts vorgelegte Plan zu einem Neubau des Theaters genehmigt würde." Der Plan stammte
vom Architekten Giuseppe Segusini (1801-1876), Ehrenmitglied der
Akademie von Venedig und Rom,
war dem des Theaters von Belluno
(entworfen 1835) ähnlich und sah
eine zum Rennweg normal stehende Längsachse vor. Kaiser Ferdinand I. (1793-1875) gab 1843 die
Genehmigung. Bürgermeister Dr.
Hieronymus
von Klebeisberg
(1838-1850) hatte im Rahmen einer Theatergesellschaft 40.000
Gulden als Vorschuß für die Baukosten aufgebracht. Die Bauarbeiten wurden an die Straßenbauunternehmer Paolo Vanotti und A.
Lazzaris vergeben und standen unter der Bauaufsicht von Baudirektionsadjunkt Leonhard Liebener
(1843-1850). Die letzte Vorstellung
im alten Hause fand am 30. März
1844 statt. Es wurde das Stück
„Die Kinder des Hauses" von
Theodor Hell (1775-1856) gegeben. Der „Bote für Tirol" schreibt:
„Wir wünschen daher, daß das Gebäude, welches uns, unsere Väter
und Großväter in seiner scheinbaren Gestalt an so manchen beglükkenden Abenden umschloß, noch
einen letzten dankbaren Blick empfange, ehe es den Fortschritten der
Zeit Raum macht." Am 1. April begann die Auslagerung des Fundus
in die Mauthalle (ist Dogana), am 2.
April der Abbruch. Am 17. Mai
konnte der Grundaushub in Angriff
genommen werden und am 27.
September 1844 erfolgte die Firstfeier. Der Rohbau des Theatergebäudes (62 x 26,9 m), dessen klassizistische Fassade von vier korinthischen Säulen geprägt wird, war
fertiggestellt. Allerdings blieben die
beiden geplanten
Seitentrakte
(24,4 x 16,5 m) unausgeführt.

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Hoftheater - erbaut unter Erzherzog Ferdinand
Jahre 1801. (Original im Tiroler Landesmuseum

?

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Die Festwoche aus Anlaß der Wiedereröffnung des k.k. Nationaltheaters begann am 19. April 1846 - am
Geburtstag Kaiser Ferdinands I.
Gottfried Pusch schreibt darüber in
seiner Chronik: „Abends fand die
erste Vorstellung in dem neu erbauten Theater - dessen Bau
durch die vorzügliche Verwendung
des Herrn Gouverneurs Clemens
Graf Brandis (1841-1848) zu Stande kam - bei voller Beleuchtung
des äußeren Schauplatzes statt.
Seine Exzellenz erschien in der
Hof-Loge, worauf sogleich der Prolog
von Theater-Unternehmer
Ignaz Carl Korn (1846-1847) gesprochen wurde; nach der unmittelbar hierauf gesungenen VolksHymne begann das Schauspiel
„Ein deutscher Krieger" von Edu-

ard von Bauernfeld (1802-1890)."
Am 21. April wurde die Posse „Der
Zerrissene" von Johann Nestroy
(1801-1862) gespielt, und am 23.
April stand die Oper ..Lucrezia Borgia"
von Gaetano Donizetti
(1797-1848) am Programm. Das
Publikum kam in das Theater, von
dem Interesse geleitet, der Seele
zu begegnen und so sich selbst zu
finden." Der „Bote" schreibt: „Die
heiteren Räume des Hauses überraschten die Besucher auf die
freundlichste Weise und mußten
das Gefühl der Dankbarkeit für diese neue Zierde erregen, die einem
allgemeinen und lebhaft gefühlten
Bedürfnisse abhilft." Johann Lang
schreibt dazu in seinem Tagebuch:
„Das Publikum war entzückt über
die Leistungen des Sängerpersonals, unter denen Madame Schoberlechner durch ihre ungemein
schöne Stimme sich Beifall erwarb,
der sich bis zum Enthusiasmus
steigerte." Das Spiel auf der Bühne
hatte begonnen.

VOR HUNDERT J A H R E N

16. September: „Zu vermiethen.
Im I. Stock Maria-Theresienstraße
Nr. 18 (= das heutige Rathaus) ist
eine hübsche Wohnung mit 7 Zimmern, Kammer, Küche, Keller zu
vermiethen. Näheres III. Stock
rechts."

17. September: „Eisen-ChinaWein, ein magenstärkendes und
blutverbesserndes Mittel, unübertrefflich aber ist seine Wirkung bei
Blutarmuth, sogenannte Bleichsucht, die zur Zeit der Reife bei den
Mädchen häufig auftritt. Preis 1 fi.
25 kr. per Flacon."

27. September: An der Handelsschule Innsbruck wurden im Schul2. Oktober: „Als Ladenjungfer
jahr 1879/80 fünfzig Schüler aufgeoder in ähnlicher Eigenschaft
nommen; 11 davon waren gebürtiwünscht ein gut empfohlenes Mädge Innsbrucker, 34 stammten aus
chen, das außer der deutschen
dem übrigen Tirol und aus Vorarlauch der französischen Sprache
berg, 5 aus Italien. 11 Schüler stanvollkommen mächtig ist, bis Mitte
den im 14. Lebensjahr, 1 Schüler
November d. J . , am liebsten in
im 28., die übrigen im 15. bis 21. Innsbruck, eine Stelle."
Lebensjahr.
4. Oktober: „Tiroler (Spiel-) Karten 80, 40 und 32 kr. pro Spiel. Die
Herzen bringen die geschichtlichen
Erinnerungen vom Jahre 1809; die
Schellen das Verhältniß Tirols zu
Österreich; die Lauben des Schützenwesen und sein Verhältniß zum
Vaterland; die Eicheln die häuslichen Verhältnisse von Tirol zur
Darstellung. Herausgegeben vom
Kronprinz
Rudolf
VeteranenVerein."

.„„^

Karl 1653. Aquarell von Josef Strickner
Ferdinandeum - Repro:
Murauer)

(1744-1826)

aus dem

7. Oktober: „K. k. und NationalTheater. Grillparzer"s ,,Medea" ist
eine Dichtung voll wunderbarer
Schönheiten. Nur an einer Schwäche krankt sie, nämlich daran, daß
alle Männer, welche darin zu Worte
kommen, sich vor einem übergewaltigen Weibe beugen müssen,
und daß nur unmännliche Charakterschwäche den tragischen Ausgang herbeiführt."