Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1979

/ Nr.4

- S.12

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1979_Innsbruck_04
Ausgaben dieses Jahres – 1979
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
/Tiergarten auf der Langen Wiesen
Ein noch erhaltenes, gemauertes Tor ist das einzige wesentliche Relikt, das im Westen Innsbrucks an das Tiergartengelände
erinnert, das bis ins 17. Jahrhundert dort angelegt war. Bereits im Jagdbuch Kaiser Maximilians I. und auch in dem von
ihm initiierten Tiroler Fischereibuch wird dieses Gebiet erwähnt. In letzterem heißt es
wörtlich: „See vnd graben auf
der langen wisen. Derselb See
Von

Josefine Justic

auf der lanngen wisen, der hat
ynnen hechten, kerpfen, vnd all
visch, so man darein tuet, die
geraten vnd werden guet darinnen . . . Vnnd das ist ein sonnder lusst Seelein vnd graben
einem Lanndsfursten vnd Frawenzimmer zu der Valkenpais,
dann ein lanndsfurst mag an
solhem ennde auf ein tag
dreyerlay Fürsten lusst haben:
Vonerst Hirschen jagen vber
die wisen, darnach valken paissen vnd Vischen lassen." Der
letzte Satz, „Es ist ein besonders ergötzlicher kleiner See
und Graben für einen Landes-

fürsten und die Damen seines
Hofes zur Falkenbeize, denn ein
Landesfürst kann an diesem
Platz an einem Tag dreierlei
fürstliches Vergnügen genießen:
zuerst über die Wiese Hirsche
jagen, dann Falken beizen und
fischen lassen", bringt uns nun
deutlich näher, daß zur damaligen Zeit die Funktionen eines
Tiergartens wesentlich andere
waren, als dies heute der Fall
ist. Werden jetzt solche Einrichtungen geschaffen, um Tiere zu
hegen, zu pflegen und zu schützen, so waren es damals höchstens „einmalige" oder „seltsame" Exemplare, denen man
diese Behandlung angedeihen
ließ. Hauptzweck der Tiergärten
war jedoch, dem „fürstlichen
Vergnügen" der Jagd, sei es zu
Wasser oder zu Lande, zu frönen. Und so wurden die Tiere
nur gehalten und natürlich der
Bestand laufend erneuert, um
Jagdobjekte zu sein, wobei
solche „Jagden" oft auf sehr
grausame Weise betrieben wurden.
Aus diesem Grund wurden ummauerte Tiergärten, so auch der
vorerst nur umzäunte Tiergarten „bei der Langen Wiesen",

errichtet, damit das W i l d nicht
mehr entkommen konnte. Die
heutigen Reste davon gehen
vorwiegend zurück auf Erzherzog Ferdinand II., dessen Jagdleidenschaft ebenso groß war
wie die seines Urgroßvaters M a ximilian.
Schon vier Jahre nach seinem
Einzüge als Tiroler Landesfürst
in Innsbruck (1567), also 1571,
waren der von ihm in Auftrag
gegebene umzäunte und vergrößerte Tiergarten, das dazugehörige Lusthaus sowie die
Wirtschaftsgebäude
fertiggestellt, wie H. Hörtnagl in seinem Buch „Ynnsprugg - Bürger,
Brauchtum, Bauten" berichtet.
Auch schreibt er von großen
und häufig dort veranstalteten
Jagdfesten, an denen der Hof
und erzherzogliche Gäste teilnahmen. Nach dem Tod Ferdinands II. (1595) wurde die ganze Anlage ziemlich vernachlässigt, und erst unter Erzherzog
Leopold V. (1626-1632) kam der
Tiergarten wieder in Verwen-

2. April: Das k. k. Ministerium
für Cultus und Unterricht läßt
für das Verwaltungsgebiet des
Landesschulrates für Tirol eine
Armenbücherquote erheben, um
den Vorgang bei Abgabe Jer
Armenbücher aus dem k. k.
Schulbücherverlag in Wien an
die Volksschulen zu vereinfachen.

der Langen
W i e s e n * . Reproduktion
Kaiser Maximilians.
(StadtarJüv.

des Faksimiles
aus
Repro:
Murauer)

Nachdem der Erzherzog gestorben war, verfiel die Tiergartenanlage
mit
allem
Zugehör
neuerdings, und da sich niemand fand, das Gelände zu betreuen und zu sanieren, wurde
es schließlich im Jahre 1665
völlig aufgelassen - die „Insassen"
wurden
freigelassen
oder hatten schon längst das
Weite gesucht. Das ganze Areal
wurde in Parzellen aufgeteilt
und an die benachbarten Bauern verkauft. Das Ferdinandeische Lusthaus wurde, wie F.
H. Hye nachgewiesen hat, zwischen 1786 und 1842 abgebrochen und der heute noch stehende Bau in diesem Zeitraum
aufgeführt. Der geläufige N a me „Pulverturm" zeugt davon,
daß er als Militärmagazin in
Verwendung stand.

VOR HUNDERT JAHREN

1. April: Seit 17 Jahren wurde
zum ersten M a l wieder im k. k.
Nationaltheater das Stück „Romeo und Julia" von William
Shakespeare aufgeführt. Die Titelrollen spielten Herr Berla
und Frl. Weiß. „Beide Hauptfiguren reißen gewaltig das
ganze Interesse des Zuschauers
an sich. Frl. Weiß besitzt eine
dramatische
Gestaltungskraft,
wie sie sich selten bei Schauspielerinnen findet. Demgemäß
war ihre Julia ein durch und
durch abgerundetes Ganzes in
ihrem Verhältnis zu Vater und
Mutter, bei der ersten Begegnung mit Romeo, in der seligen
Vereinigung mit dem Geliebten, wie in dem tragischen Ende
dieser Liebe. Alles war sorgfältig bis ins kleinste Detail
ausgearbeitet."

Tiergarten
auf
lern Fisdiereibudi

dung. Die zum Teil abgebrochene Mauer, die anstelle des Holzzaunes gebaut worden war,
wurde erneuert, für die noch
vorhandenen Tiere besser gesorgt und der Bestand vergrößert. Auch die Jagd betrieb man
in dieser Zeit nicht mehr in dem
Ausmaß wie früher, und so glich
der Tiergarten nun schon etwas
eher einem Gehege im heutigen Sinn.

24. April: Anläßlich des silbernen Hochzeitsjubiläums von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz
Joseph I. wurden in Innsbruck
Festveranstaltungen verschieden-

ster Art durchgeführt. U. a. beging auch die städtische Bürgerschule eine Feier, in deren
Verlauf im „städtischen Park am
linken Innufer" Bäume von den
Schülern eingepflanzt wurden.
30. April: Die GalanteriewarenHandlung A. Witting, MariaTheresien-Straße 5, hat Interesse an „lebenden Uhu"s, gesund und fehlerfrei", und kauft
diese zu Höchstpreisen, wie es
in einer Annonce des Boten
heißt.
12. Mai: „Wir zählen heute den
12. Mai und constatiren, daß es
im Verlaufe des Vormittags
Flocken zu werfen begann. Der
Rest sei Schweigen, weil sich unter so bewandten Verhältnissen
die Witterung des sogenannten
Wonnemonds jeder
weiteren
Kritik entzieht."
12. Mai: „In der Auslage der
C. A. Czichna"schen Kunsthandlung ist das für den Sitzungssaal des hiesigen Gemeinderathes bestimmte Portrait des
Altbürgermeisters Dr. Tschurtschenthaler, ein Kniestück, nahezu in Lebensgröße, ausgeführt
vom bekannten Portrait-Maler
Pezzei, ausgestellt", berichtet
der Bote. (Anm.: Das besprochene Ölbild befindet sich übrigens heute im Innsbrucker
Stadtarchiv.)