Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1979

/ Nr.4

- S.4

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Gesamter Text dieser Seite:
Auch Wiesen sind Privatbesitz!
Große Schäden an Kulturflächen durch Stadtbewohner - Probleme der Bauern in d e r Stadt

S

"h) Die Stadt Innsbruck, die mit ihren über 120.000 Einwohnern die
chwelle zur Großstadt längst überschritten hat, konnte sich dennoch, vorwiegend in ihren Außenbezirken, dörfliche Strukturen bewahren. Diese ländlichen Gefilde in Amras, Hötting und Vili usw.
sind es auch, die neben den innerstädtischen Grünanlagen gern
cur Erholung in der Freizeit aufgesucht werden. Daß diese Begegnung zwischen „Landwirtschaft und Stadt" nicht ohne Problematik
ist, war einem Gespräch mit dem Gebietsobmann der Ortsbauern
für Innsbruck-Stadt, Gemeinderat Karl Klotz, zu entnehmen.

Im Stadtgebiet gibt es zurzeit
rund 1800 Rinder und Kühe.
Voraussetzung, um diesen Viehbestand füttern zu können, sind
Grasflächen im entsprechenden
Ausmaß. Der Stadtbewohner,
der zur Erholung die Stadt verlassen hat, glaubt sich außerhalb des verbauten Gebietes in
der freien Natur, in der er tun
und lassen kann, was er möchte. Hierin irrt er gewaltig, denn
die freien Flächen sind durchwegs landwirtschaftlich genutzter Privatgrund, dessen Betreten
in der - und das sei ausdrücklieb hervorgehoben - Vegetationsperiode nicht gestattet ist.
In der vegetationslosen Zeit,
das sind später Herbst, Winter
und frühes Frühjahr, drückt der
Bauer ohnehin beide Augen zu
und läßt die Stadtbewohner
ihrer Wanderlust frönen.
Umsomehr Verständnis von Seiten der Bevölkerung müßte in
den Frühjahrs- und Sommermonaten erwartet werden können:
Daß bestellte Felder nicht betreten werden, dürfte als Selbstverständlichkeit
vorausgesetzt
werden. Aber auch grünende
Wiesen sollten für Mensch und
Hund unbedingt tabu sein, durch
Trampelpfade leidet die Qualität des Grases, und zudem lassen sich niedergetretene Gräser
nur sehr schwer mähen. Noch
etwas schätzt der Bauer ganz
und gar nicht: nämlich Hundekot in seiner Wiese. Das sol-

cherart zur unrechten Zeit gedüngte Gras wird als Frischfutter von den Kühen abgelehnt.
Wenn der Bauer seine Feldwege zum Spazierengehen freigibt, erwartet er nicht, daß diese Spaziergänge per Auto gemacht werden! In der Praxis
werden die Wege durch sich
begegnende Autos immer breitergefahren und die angrenzenden Wiesen zu Parkplätzen
umfunktioniert. Wertvolle, da
ohnehin knappe landwirtschaftliche Kulturfläche geht solcherart verloren.
Noch zwei Personenkreisen seien
die vorstehenden Zeilen besonders ans Herz gelegt: den Reitern und den Modellfliegern.
So wäre zum Beispiel bei den
Reitern wünschenswert, wenn
sie die Wege und nicht die
Wegränder benützten; was das
beliebte Querfeldeinreiten betrifft, so geht dieser Spaß ganz
eindeutig auf Kosten der Bauern. Modellflieger mit ihren
radargesteuerten
Flugzeugen

finden immer mehr Anhänger.
Abgesehen davon, daß die sehr
schnellen Flugkörper, wenn sie
außer Kontrolle geraten, eine
Gefahr für Passanten darstellen, fahren die Anhänger dieses Sportes per Auto ins freie
Gelände, verparken die Feldwege und Wiesen und betreten
zum Einholen der Flieger fremden Grundbesitz. Auch hier
kommt ausschließlich der Eigentümer zu Schaden.
Nicht so auf Anhieb zu glauben
und dennoch wahr: Die Diebstähle von landwirtschaftlichen
Produkten sind heute zahlreicher
als in den schlechten Nachkriegsjahren! Diese beschämende Tatsache betrifft besonders
Mais und Kartoffeln, wobei die
Täter zumeist nachts per Auto
vorfahren.

KURZ

• Vom 9. bis zum 13. April
tagte wieder einmal die Organisation der Vereinten Nationen
für
industrielle
Entwicklung

GEMELDET

(UNIDO) im Innsbrucker Kongreßhaus. Im Namen der Stadt
begrüßte Vizebürgermeister Niescher die 450 Wirtschaftsexperten aus aller Welt, die nach
Innsbruck gekommen waren, um
über aktuelle Themen der „Input-Output-Analyse" zu diskutieren.
• In Innsbruck tagte am 15.
und 16. März der Fachausschuß
für
Marktamtsangelegenheiten
des Osterreichischen Städtebundes. Im Namen der Stadt hat
Vizebürgermeister Obenfeldner
die 30 Teilnehmer der Tagung
begrüßt und in seiner Rede auf
den Wert der Lebensmittelkontrolle für den Schutz der Bevölkerung hingewiesen.
• In Österreich wurde ein Fertighaus-Güteverband gegründet,
der auf Grund außerordentlich
strenger Prüfungen ein Gütezeichen an die Verbandsmitglieder
vergibt. Das Gütezeichen konnte bisher auf Grund der strengen Richtlinien nur an fünf Typen von Holzfertighäusern verliehen werden.

Besuche im Raihaus
• Der neue Generalkonsul der
Türkei in Salzburg, Osman M.
Sirman, stattete in Begleitung
von Konsul Aran Bozkurt im
Rathaus seinen Antrittsbesuch
ab und wurde dort von Vizebürgermeister Niescher im Beisein von Magistratsdirektor OSR.
Dr. Schwamberger empfangen.
• Der in Wien akkreditierte
Botschafter Griechenlands, G e orges Pierre Kasambelis, stattete Bürgermeister Dr. Lugger
seinen Antrittsbesuch ab.

Wasserwacht alljährlich auch am Trockenen aktiv


Der in Wien akkreditierte
Botschafter Nigerias, I. S. J i meta, stattete im Rathaus seinen Antrittsbesuch ab und wurde von Vizebürgermeister Reg.Rat Obenfeldner herzlich in unserer Stadt willkommen geheißen.

Die Frühjahrseinsätze
der YJasserwadit galten heuer der
Uferreinigung
im Höttinger und am Viller Bach. 21 bzw. 19 Mann sammelten in ihrer
Freizeit jenen Müll ein, der von Verständnis- und rücksichtslosen
Zeitgenossen in der Natur abgeladen worden war. Ergebnis der stundenlangen, harten Arbeit:
eine wieder erlebenswert gewordene Bachlandtdiaft und 3,5 Tonnen Müll, der, abgesehen von den Herden, Waschmasdiinen, Autoreifen,
Betteinsätzen
usw., in 280 Müllsäcken
verpackt
wurde. Die notwendigen
Gerätsdiaften
für diese Einsätze hatte das
üädt. Amt für Umweltschutz zur Verfügung gestellt. (Foto:
Birbaumer)

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Wenn man bedenkt, daß, so
Gemeinderat Klotz, die vorstehend aufgezeigten Mißstände
die zur Zeit größten Probleme
des noch funktionierenden Bauernstandes im Stadtgebiet darstellen, dann müßte dieser Umstand jedem einzelnen zu denken geben. Bei aller Toleranz,
die zu üben die Bauern in der
vegetationslosen Zeit durchaus
bereit sind, sollte der erholungsuchende Stadtbewohner in den
übrigen Monaten des Jahres die
berechtigten Ansprüche der Besitzer der Kulturflächen respektieren. Eingezäunte Wiesen sind
denn doch nicht erstrebenswert!
Ein Schritt zu mehr Verständnis
für die Umwelt, besonders bei
der Jugend, lassen Schulaktionen erwarten; das für das heurige Schuljahr erlassene Schwerpunktprogramm steht unter der
Devise „Du und Deine Umwelt".
Das Beispiel der Erwachsenen
wird allerdings von größerer
Wirksamkeit sein.

• Mit 31. März trat der langjährige Direktor des Innsbrukker Alpenzoos, der sein Leben
der Tierwelt gewidmet
hat,
in den Ruhestand. Prof. Hans
Psenner wird aber auch als Pensionist weiter aktiv bleiben und
sich der Forschung widmen.
Zum neuen Direktor des Innsbrucker Alpenzoos wurde Doktor Helmut Pechlaner ernannt.

Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1979/Nr. 4