Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.7

- S.8

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Stücken vorliegen und nicht einmal die Ordinari-Zeitung vollständig erhalten ist. Die folgende Textausgabe erfolgt mit Ausnahme
von Schreibverbesferungen und Kürzungen allzu langatmiger Titel
möglichst wortgetreu. Die jeweils angeführten Beilagen werden in
kleingedruckten Zwischenabsätzen, die gleich an den entsprechenden
Stellen eingeschoben werden, behandelt.
„Historische Notizen, gesammelt und dargestellt nach Art eines
Tagebuches von Gottfried Pufch.
1765.
3V. Mai: Nachdem der hochw. Herr Prälat des Prämonstratenfer
Stiftes Wilten Norbert Bußjäger wegen fortwährender Kränklichkeit nach 18jähriger, rühmlichst getragener Verwaltung sich entschlossen hat diese Bürde abzulegen, so wurde heute daselbst zur
Wahl eines neuen Prälaten geschritten. Um 7 Uhr früh kam daher
schon die K. K. Comission bestehend in den H. Gubernial Räten
B. v. Christani und v. Sterzinger und dem Gub. Secretair v.
Weinhart in zwei Kutschen mit zahlreicher Dienerschaft angefahren. Das ganze Kapitel empfing dieselbe bei der Abtei Pforte und
führte fie in das Vorzimmer des hochw. H. Prälaten, worauf H.
B. v. Christani dem H. Prior sein Comissorium übergab und eine
kurze aber treffliche Anrede an das Kapitel hielt. Hierauf ging
man in die sehr schön gezierte Stiftskirche, allwo der hw. H. Abt
von Roth als Pater Domus" das feierliche Hochamt hielt, welchem
die landesfürftliche Comifsion in einem rot überzogenen Betstuhl,
hinter welchem zwei rotsametne Sessel standen, beiwohnte. Der H.
fürstbifchöfliche Brizner Comissar Hildprand, Consistorial Praesident, für welchem auch an der Epistel Seite ein solcher Betstuhl
aufgestellt war, las unter dem Hochamt eine HI. Messe. Nach vollendetem Gottesdienste versammelte sich das Kapitel in dem abteilichen Wahlzimmer vor beiden Kommissionen. Der fürstbischöfliche
Comissar hielt nun ebenfalls an das versammelte Kapitel eine
zweckmäßige Anrede, worauf dann die Wahl felbft vorgenommen
wurde, wobei sich schon im ersten Scrutinio * ergab, daß diese ganz
canonisch auf den Stiftspriester Iofephus Lizzi» ausfiel, welcher
erst auf vieles Zudringen diese Würde anzunehmen erklärte und
dann nach verrichteter Professione fide: vom hw. Pater Domus
confirmirt wurde. Nachdem durch den Notar in der Kirche dem
Volke von der Kanzel herab die Erwählung bekannt gegeben worden war, wurde der Neuerwählte unter Vortretung des ganzen
Kapitels und Begleitung des Pater Domus unter Läutung der
Glocken. Knallen der Pöller und unter Trompeten und Pauckenschall in die Kirche und von da aus ins Kapitelhaus geführt, allwo
ihm dann von den versammelten Stiftspriestern der Gehorsam angelobt wurde. Nach Zurückkunft in die Abtei wurden dem Neugewählten von H. B. Christani im Namen der allergnädigften Landesfürstin bei einer kurzen und bündigen Rede die Schlüssel äcl
temporalia« eingehändigt. Mittags war dann im Stifte große Tafel, an welcher die landesfürftliche und fb. Vrixnerische Comission

speiste.

31. Mai: Heute reiste der neuerwählte H. Prälat mit dem H.
Abt von Fiecht als Assistent mit dem Prälaten von Gries zur
Benediction nach Vrixen ab. N. L. diese erfolgte am 2. Juni.
4. Juni: Heute Vormittag zwischen 9—10 Uhr langte der neugeweihte Hw. H. Abt von Wilten in Begleitung des H. Abt von
Fiecht mit einem Zuge von 4 Kutschen in Wilten an. Am Untern
Berg wurde derselbe schon vom Hofrichter von Wilten, von einigen
Deputirten dieser Gemeinde zu Pferde, welche dann auch den Wagen begleiteten, und von einem Deputirten des Kapitels bewillkommt. Als dieser Zug in die Nähe von Wilten kam, ertönten die
Glocken von beiden Kirchen, die Salven der am Linsinghofe aufgestellten Pöller und Trompeten und Paucken Schall. Der hw. H.
Prälat wurde nun durch die gestern aufgerichtete Ehrenpforte eingeführt, wobei die Schützen aus dem Hofgericht und Sigmundtaler
Gerichts Bezirke in ihrem festlichen AnZuge Spalier bildeten und
das Sitftskapitel, den H. Prior an der Spitze, denselben mit dem
Weihbrunn empfing und bis zur Stiftskirche begleitete, an deren
Portal ein schön gemalener und mit verschiedenen Emblematen
versehener Triumvfbogen aufgestellt war. Der hw. H. Abt wurde
nun zum Hochaltar geleitet, wo sodann ein solennes 1s6euin wu6amu8 erfolgte. Mittags war große Tafel.
8. Juni: Heute war nach vorausgegangenem Hochamte die feierliche Fronleichnamsprozefsion, welche der eben erwähnte H. Abt
von Wilten hielt.
IN. Juni: Indem nun bald die Zeit herannahet, welche unser
« Der Abt von Rot gilt als Hausherr, da die ersten Prämonstratenser, die um
1138 i n das Stift Wilten kamen, aus dem Kloster Rot i n Schwaben stammten.
« Scrutinium — Wahlgang.
Abt wie folgt beschrieben: „der Capitular H i . Iosephus Lizzi de Rosenau, all.
hier gebürtig, SS. Theol. Doctor und vormals gemester Professor und Prior i n
eben dieser Abtei, dann letzthin Pfarrer zu Tulfes."
« Unter den Temvoralien versteht man die weltlichen Einkünfte.

Amtsblatt Nr. 7
Land und insbesondere unsere Stadt allgemein (mit) Freude und
Frohlocken erfüllen wird» da es F. Kais. Majestäten gefiel das
Hochzeitsfest ihres zweitgebornen Erzherzogs Peter Leopold,
Großherzog von Toscana, mit der kön. Prinzessin Infantin Maria
Ludovica", Tochter König Carls I I I . von Spanien, nicht nur in
der Hauptstadt unseres Vaterlandes zu feiern, fondern auch solches
mit höchst ihrer und des römischen Königs Joseph und der durch!.
Familie Gegenwart zu verherrlichen, so ließ heute das Landes
Gubernium, da nunmehr die sichere Nachricht eingelaufen ist, daß
der allerhöchste Hof den 3. k. M. von Wien aufbrechen und den
15. desselben Monats hier eintreffen werde, mittelst des Druckes
die wegen der nötigen Geflügel Lieferung bereits schon untern
14. Sept. und 23. Nov. v. I . wie auch untern 15. April d. I . herausgegebenen Verordnungen erneuern und den Anfang der Lieferungen auf den 22. dies schon zu bestimmen dergestalt, daß von
Woche zu Woche von den Gerichten nach der ihnen in eigener Tabelle zugekommenen Quantität unabbrüchig insolange fortgefahren
werde, als das allerhöchste Hoflager, dessen Anwesenheit sich auf
zehn Wochen erstrecken dürfte, sich im Lande Tirol befinden wird.
Ferner wurde auch anbefohlen, daß die zugeführt werdenden Victualien an den gegen den Innrain nach Länge des ehemaligen
Grabens hiezu auserlesenen Platz gebracht werden müssen, allwo
mit Ausnahme der Sonn- und Feier-Tage täglich von früh morgens bis 11 Uhr diesfalliger Markt gehalten werden wird, dergestalten jedoch, daß vor allem dem Hofeinkäufer gestattet sein soll,
dasjenige käuflich herdanzunehmen, was selber zum Behuf des
Hofes dienlich findet. Es wurde auch ferner bereits am 15. April
bestimmt, daß alle, sowohl in- und als ausländischen Victualien,
die nach Hof geführet und allhier verzehret werden, durchaus im
ganzen Lande von jeglicher Entrichtung des sonst gewöhnlichen
Zolls oder auch Weggelds Gebühr vollkommen frei fein.
Nach einer eingelangten Eröffnung S. Exc. des H. Gf. Chotek.
K. K. Hofkanzler, ddo. Wien 2. dies, wurde Hieher nicht nur die
Anzahl der Pferde, welche auf jeder Station erfordert werden,
bekannt gegeben, sondern auch mitgeteilt, daß I . König/ der Prinz
Carl von Lothringen und feine dl. Schwester, die Prinzessin Charlotte, mitkommen werden. Die Anzahl der für Ihre Majestäten
auf der Reife über das Pustertal anher benötigten Pferde beläuft
sich auf 386 Zug- und 23 Reit-Pferde, auch geht eine eigene Hof
Suite der dl. Braut bis Genua entgegen. Das K. K. Landesgubernium ließ auch heute mittelst Druckes bekannt machen, daß der
allerh. Antrag dahin gehe, daß, nachdem ein Teil des Hofstaates,
verschiedene H. Minister, Kanzleien und andere Parteien den Weg
über Salzburg nehmen, diese Hieher früher, nämlich am 24. dies,
inftradiert werden und sollen daher auf jeder Poststation auf dieser Straße 40 Landpferde beigestellt werden.
N. L. der Stadt Innsbruck trifft es auf den 14. Juli 60 Pferde
nach Steinach zu stellen."
Die hier angeführten Verordnungen, welche der Gouverneur Eassian I g n . Graf
Enzenbeig anläßlich der bevorstehenden Ankunft der Kaiserin Maria Theresia
und ihres Gemahls Franz von Lothringen zur Vermählung des Erzherzogs Peter
Leopold erlassen hatte, finden sich i n der Neilagensammlung als Beilage Nr. 1
(umfaßt sechs Stücke) und Nr. 2 (ein Stück). Sie beinhalten im Einzelnen kurz das
Folgende:
1. Am 26. A p r i l 1765 wird mitgeteilt, daß ein Teil der Minister und des Kanzleipersonals den Weg über Salzburg nehmen werde. Daher seien bei jeder Post»
station 15 Pferde in ständiger Vereitschaft zu halten und dürfe niemand, da diese
Zahl nicht ausreichen werde, Pferde auf die Alpe treiben, fondern müsse sie zu
Hause behalten und jederzeit der nächsten Poststation leihen.
2. Ein ähnlicher Erlaß vom 14. M a i bestimmt, daß bei den oberinntalerischen
Poststationen 2N bis 30 Pferde bereit gehalten weiden sollen, damit die „Passagiers" aus dem Römischen Reich und aus Schwaben „unverschieblich bedienet wer»
den können".
3. Am 24. M a i wurde ein Erlaß mit sieben Punkten bezüglich der Säuberung
des Landes von „verdächtigem und liederlichem Gesinde" ausgegeben. An einem be»
stimmten Tage soll eine Durchstreifung des ganzen Landes vorgenommen und alle
Aufgegriffenen eingezogen weiden,
4. I m erwähnten Dekret vom 10. J u n i bezüglich der Piktualienlieferung wird
vor dem Ansetzen übertriebener Preise gewarnt.
5. Am 12. Juni erschien die genaue Liste über die Geflügellieferungen. Demnach
hatte z. V. das Gericht Sonnenburg wöchentlich zu liefern: 150 Hühner, 10 Hennen,
20 junge Kapaune, 20 junge Gänslein, 20 junge Enten, 4 Indian und 6 junge
Nesttauben. Beinahe gleichviel hatten Ambras, Rottenburg, Kufstein und Imst
zu liefern. Es weiden 24, außer Sterzing durchwegs nordtirolische, Gerichte auf»
gezählt.
6. Die am 4. J u l i ausgegebene Liste „deren Wägen, welche bei der Reise Ihrer
Majestäten von Wien über Gratz nach Insprugg beifolgen", nennt an erster Stelle
„4 Postillion zum Blasen", dann den Leibwagen Ihrer Majestäten, dem 2 Post.
Officiers, 2 Hof.Postillions und 1 königlicher nachreiten, den Leibwagen der Erz»
Herzoginnen mit einem Post-Officier und eine Landauer Chaise für den Obrist»
Stallmeister. Für die meisten Wägen waren sechs Pferde vorgesehen. Als letzter
wird der für des Königs Officier, welcher zwei Taae vorausfährt, angeführt.
Dieser verläßt Wien am 1., hält Nachtstationen zu „Merzuschlag (Mürzzuschlag),
Leoben, Neumartt, Elagensurth, Cpittal, Lientz, Vrixen und kommt den 8. i n
Insprugg an". Dem Zuge folgten auch 16 Reserve-Pferde, 1 Reserue-Waaen mit
6 Pferden, 2 RUftwagen mit Kuchelgeschirr und 3 Brancard für Tafel-Wäsche und
Silber.
Beilage 2 ist eine Verordnung vom IN. J u n i 1763, welche die nötige Vorsorge zur
Vcistellung von Landpferden i n den Stationen der Straße, die über Salzburg
führt und von einem Teile des Hofstaates benützt wurde, verfügt. Es waren auf
leder Poftstation 40 Pferde bereitzuhalten.
? Am Rande steht „Louise".
» Hier fehlt wohl „Hoheit".