Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.7

- S.7

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Amtsblatt Nr. 7

Das Innsbrucker Maötarchw

Staöttunöliche Veitrage zum Amtsblatt
öer Lanöeshauptstaöt Innsbruck

Geleitwort
Zur weiteren Ausgestaltung öes nunmehr im seilten Jahrgangstehenöen-Amtsblattes" weisen künstig ser ltrsorschung
ser HaStgeschichte gewismete Beiträge unter sem Titel ,Das Innsbrucker Htastarchib^ eingeschaltet/ sür sie man in sieser ser
heimatkunslichen Besinnung besonsers notwensigen Feit bei ser Bevölkerung ser Htast sas entsprechense Verstänsnis zu finse«
hofft. Diese Beiträge sollen sas Wissen um sie Geschichte Innsbrucks vorzüglich auf Grüns ser Vestänse ses Htastarchivs auch
weiteren Kreisen in zwar wissenschaftliche«/ jesoch möglichst allgemein verstänslichen Aufsätzen vermitteln uns vermehren. Zugleich
sollensieein erster Auftakt sein für sie im Jahre i?5? zu begehense seier zur Erinnerung an sie vor 700 Jahren erfolgte Verbriefung ses Htastrechtes. Alle Bürger/ sie Interesse uns Liebe für sie heimatkunsliche Forschung ser Mast Innsbruck haben/
wersen höflichst eingelasen/ Beiträge für siese Rubrik setz Amtsblattes zur Verfügung zu stellen.
Der Bürgermeister:

sranz Ascher e. H.
Die Innsbrucker Chronik öes Gottfrieö

pusch von

Von T>r. Karl S c h a d e l b a u e r , Ttadtarchivar
Für die Innsbrucker Stadtgefchichte von 1765 bis 1865 bildet
die Chronik des Hofportiers Johann Pusch und seines Sohnes
Gottfried eine überaus wertvolle Quelle. Was Johann Pusch und
sein Sohn, der nachmalige k. k. Archiv-Registrant, darin auszeichneten, wurde bei den Darstellungen dieses Jahrhunderts der Stadtgeschichte immer wieder benützt". Wenn auch bereits größere Abschnitte daraus veröffentlicht wurden, so steht eine Gesamtausgabe
dieser auch von weiteren Kreisen gewiß gerne gelesenen Chronik
bis heute noch aus. Die der Stadtgeschichte gewidmeten Seiten des
„Amtsblattes" erscheinen nunmehr als der gegebene Ort für ihre
Veröffentlichung. Von den umfangreichen Handschriften soll zunächst der 1. Band, welcher die Jahre 1765—1781 umfaßt, in Fortsetzungen herausgegeben werden.
Vorerst einige Worte über die Verfasser der Chronik und ihr
Werk. Der Hofportier Johann Pusch begann seit dem Jahre 1781,
da in Innsbruck die Erzherzogin Elisabeth iget». 1743), eine
Schwester Kaiser Josephs I I . , die unter dem Namen „kropfete
Lisl" beim Volke allgemein beliebt war, als Aebtissin des Damenstiftes residierte, ein „Tagebuch" zu führen, wozu er durch ein
alljährliches Geschenk der hohen Frau von 4 Dukaten noch besonders angeeifert wurde. Dieses Tagebuch fetzte der Sohn Gottfried
Pusch, der in den Jahren 1836—1845 auch das Stadtarchiv ordnete
und dortselbst zwei Repertorien anlegte, seit dem Jahre 1805 bis
zu seinem am 10. Dezember 1865 im Alter von 79 Jahren erfolgten Tode fort und erweiterte es durch die nachträgliche Zusammenstellung eines ersten Bandes, der die Jahre 1765—1781 umfaßt. Dies
geht aus der Titelbemerkung des 1. Bandes hervor, die lautet:
„Historische Notizen, gesammelt und dargestellt nach Art eines
Tagebuches von Gottfried Pusch." Auf dem Titelblatt des 2. Bandes findet sich die Angabe: „Tagbuch, geführt von Johann Pusch,
k. k. Hofportier, mit aus authentischen Quellen geschöpften Zusätzen von seinem Sohne Gottfried Pufch". Diese Zusätze sind durch
ein Sternchen gekennzeichnet. I m 3. Bande trägt dann die Seite
209 die Aufschrift: „Fortsetzung der seit dem Jahre 1781 von Johann Pusch geführten historischen Ausschreibung, durch seinen
Sohn Gottfried Pusch gesammelt und hier mit der 1. Epoche im
Jahre 1805 bei Ausbruch des Krieges im September begonnen",
darunter steht dann noch am Rande: „die 2. Epoche beginnt mit
dem Jahre 1809, die 3. mit dem Jahre 1813/4. die 4. vom Jahre
1817 und lauft ununterbrochen fort und wird täglich fortgesetzt".
Am 1. Blatte des 6. Bandes (ab 1817) steht die Randbemerkung:
„Dieses, mein im Jahre 1817 angefangenes Original-Tagebuch
bleibt bei der Familie Pufch. Wenn eine Abschrift vorrätig ist, so
habe ich diese meiner im Jahre 1826 ausgesprochenen Meinung zufolge dem H. Abt von Wilten bestimmt. — Innsbruck, am 30. April
1827 — Gottsried Pusch, Verfasser dieses Tagebuchs."
1 So z. B. i n dem Aufsatz „Die Ankunft und Anwesenheit des Kaisers i n I n n s bruck" in den „Tiroler Stimmen", 1898, Nr. 110-12, ober Kaspar Schwarz, „Die
äußeren Ereignisse des Jahres 18N9 in Innsbruck und Umgebung bis Mitte
A p r i l " in der „Offiziellen Festzeitung — Tiroler Jahrhundertfeier 1809—1909",
Nr. 1—14.

Merkwürdigerweise fehlt in der Chronik eine Erwähnung über
den Tod des alten Johann Pufch, der nach freundlicher Mitteilung
von K. C. Fischnaler am 22. Mai 1818 erfolgte. Die k. k. Hofportierswitwe Notburga Pusch, geb. Neusser, starb am 29. Juni 1837
im Alter von 70 Jahren am Schlagflutz.
Zur Ergänzung des Textes der Chronik wurde eine BeilagenSammlung von allerlei handschriftlichen Aufzeichnungen und
Druckwerken, wie Verordnungen, Zeitungsblättern, Theaterzetteln
ufw., in einem heute kaum mehr erreichbaren Umfange angelegt.
Die Original-Chronik, von der sich im Museum Ferdinandeum
eine Abschrift und im Stifte Wilten ein Auszug befindet, verkaufte die Witwe Katharina Pusch im Jahre 1866 samt den Beilagen um 200 Gulden an die Stadt. So war dieses für die Innsbrucker Stadtgeschichte wertvolle Werk, das heute 10 mächtige
Textbände, 6 Beilagen-Bände und einen von Alt-Kustos Konrad
Fischnaler angelegten Registerband umfaßt, in das Stadtarchiv gekommen.
Wenn nun soweit die Anlage der Chronik und ihr Werdegang
klar ist, bleibt nur mehr die Frage nach den Quellengrundlagen
für den 1. Band, der die Jahre 1765 bis 1781 behandelt, zu klären.
Diesbezüglich läßt sich nun nachweisen, daß eine Hauptquelle die
„Innsbrucker Mittwochige Ordinari-Zeitung" bildete, deren aus
„Innsbruck" stammende Nachrichten teilweise wörtlich übernommen wurden. Hiefür nur ein kurzes Beispiel: laut Meldung der
Ordinari-Zeitung Nr. 52 vom 1. Juli 1765 trafen in Innsbruck
zwei Grenadierkompagnien „in schöner neu mondirter Mannschaft bestehend zur Aufwartung des allerhöchsten Hofes aus Klagenfurt
hier an und bezogen das unweit des Tiergartens für selbe ausgezeichnete Lager". I n einem wörtlich übereinstimmenden Satze, der
ein zufälliges Gleichlauten ausschließt, teilt auch Pusch dieses Ereignis mit. Während nun Pusch die Wahl des Prälaten von Wilten, mit der die Chronik beginnt, etwas abweichend vom Berichte
der Ordinari-Zeitung darstellt, wurden die Mitteilungen über die
Grundsteinlegung der Triumphpforte, über die Ankunft der hohen
Gäste und Majestäten im Sommer 1765 und die folgenden Hochzeitsfeierlichkeiten zum guten Teil wörtlich übernommen. Weiters
werden in der Chronik die Stücke der Veilagensammlung sowie
in dieser nicht enthaltene Druckwerke mehr oder weniger ausführlich behandelt. Des besonderen Hinweises wert erscheint es, daß
der Sammelband Nr. 448 der Dipaulianifchen Bibliothek des Ferdinandeums außer den meisten Blättern der Ordinari-Zeitung des
Jahres 1765 noch eine „Einladung und Ordnung" zum Freudenschießen des genannten Jahres ^. ein 8 Seiten starkes Schriftchen
über die feierliche Eröffnung des König!. Damenstiftes am 8. Dezember 1765 sowie ein Programm des Seiltänzers und Tramplinspringers Turquette enthält, welche Druckwerke sich ebenfalls in der
Chronik teilweise wörtlich wiederfinden. Da die Dipaulianische
Bibliothek bereits im Jahre 1845 in das Ferdinandeum kam, besteht ohnehin die Möglichkeit, daß Gottfried Pusch diesen Band
benützt hat.
Wird der Wert des ältesten Teiles der Chronik durch den Nachweis einer starken Anlehnung an gedruckte Quellen auch gemindert, so bleibt der einer Veröffentlichung doch davon unberührt,
da die zu Grunde liegenden Quellen heute kaum in mehreren
2 Diese ist abgedruckt bei I . E. Bauer, „Innsbrucker Schutzenwesen und Schützen»
feste", S. 58—61, und K. Schadelbauer, „Das Freuden-Schießen zu Innsbruck
im Jahre 1765", „Innsbrucker Nachrichten", 1937, 26. Juni, Nr. 144.