Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.5

- S.5

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Amtsblatt N r . 5
uorzugung kinderreicher Familien bei der Abgabe von Freibankfleisch dürfte auch nicht immer reibungslos vor sich
gehen, da man weiß, daß ohnehin nur minderbemittelte
Kreise dieses Fleisch in Anspruch nehmen. Bei den Badeanstalten müßte das Hallenbad von vornherein ausgenommen werden, solange der zuständige Ausschuß nicht besondere Anträge stelle. Nicht leicht sei auch die Auswahl der
100 Kinder für die Freiplätze zu den Kindervorstellungen.
Da eine Aktion für den Familienschutz eigentlich Aufgabe
des Bundes sei, sei es erfreulich, daß sich der Herr Bundeskanzler bereits zustimmend geäußert habe, er werde im
Finanz- und Budgetausschuß des Bundestages von dieser
Aeußerung des Bundeskanzlers Erwähnung tun, damit dieser Ausschuß dieselbe Courage bekommt, wie der Gemeindetag.
Herr Kommerzialrat Miller verwies in der Wechselrede
auf die große Belastung, die der Stadtgemeinde aus der Annahme der Anträge erwachse. Er müsse verlangen, daß diese
Belastung, soweit sie sich auf die Gebühren für Elektrizität
und Gas beziehe, nicht etwa auf die Lichtwerke umgelegt
werde. Wenn dem so wäre, müßte er den Anträgen des
Kulturausschusses ein starres Nein entgegensetzen. Er wüßte
auch, was er mit den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses zu tun hätte, wenn sie in dieser Frage etwa überstimmt würden. Herr Kommerzialrat Miller wird hierauf
vom Herrn Bürgermeister dahin aufgeklärt, daß auf Grund
"der Buidgetpost von 8 30.000 nur der Gemeindefonds belastet würde.

richt über den erfolgten Ausbau des städtischen Sanatoriums im Sinne des Beschlusses des Gemeindetages vom
8. Juli 1936 genehmigend zur Kenntnis.
An die öffentliche Sitzung schloß sich noch eine kurze vertrauliche Sitzung.

Neuvergebung öer Direktion öes
Innsbrucker staöttheaters

Der Gemeindetag hat in seiner Sitzung vom 23. März
1937 beschlossen, das Innsbrucker Stadttheater auch in
der Spielzeit 1937/38 fortzusetzen und diese Spielzeit
mit 6 Monaten zu begrenzen.
I n Verfolg dieses Beschlusses wurde die Direktion des Stadttheaters ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist wurde mit drei Monaten festgelegt. I m Sinne des Beschlusses des Gemeindetages wurde in der Ausschreibung zum Ausdruck gebracht, daß die Stadtgemeinde eine finanzielle Beihilfe
zusagt, deren Höhe und Art im Verhandlungswege festzusetzen ist. Für die Höhe der Beitragsleistung der
Stadtgemeinde werden eingerechnet der Bundes- und
Landeszuschüsse die Erfahrungen der letzten Jahre
maßgebend sein.
Bis zum Abschluß der Ausschreibung (26. April 1937)
langten 28 Bewerbungsgesuche um die Direktion des
Herr Aufsichtsrat Süß vertrat die Ansicht, daß es ein Groß- Stadttheaters ein. Aus diesen 28 Bewerbern traf der
teil der BeVölkerung, insbesondere solche Kreise, welche in Kulturausfchuß nach gründlichen Erhebungen und sorgNot leben, nicht verstehen werden, daß trotz der beschränk- fältiger Prüfung eine kleine Auslese, die er dem Geten Mittel der Etadtgemeinde Gelder ausgegeben werden meindetage zur endgültigen Auswahl unterbreitete. Aus
für Leute, die es gar nicht notwendig haben, von der Stadt- diesem Vorschlage wählte der Gemeindetag in der
gemeinde Unterstützungen zu erhalten. Die Anträge des Sitzung vom 7. Mai 1937 F e r d i n a n d S k u h r a .
Kulturausschusses nähmen aber von der Aktion grundsätzDa sich der Gemeindetag nicht entschließen konnte,
lich niemanden aus, auch nicht begüterte Familien. Das die von Skuhra von der Stadtgemeinde verlangte finanwerde Unmut in Familien erwecken, die hinsichtlich der Kin- zielle Garantie im vollen Umfange zuzusagen, mußte
deranzahl die vom Kulturausschusse geforderten Voraus- im Zeitpunkte der Beschlußfassung allerdings mit der
setzungen nicht erfüllen, desungeachtet aber in Not leben. Möglichkeit gerechnet werden, daß Skuhra die ihm anDie ganze Aktion werde sich übrigens nicht im Rahmen je- gebotene Stelle nicht annimmt. Die in der Zwischenzeit
nes Betrages halten lassen, der dafür im Budget ausgewor- mit Skuhra aufgenommenen Verhandlungen lassen jefen wurde. I m nächsten Jahre werde sicher mehr erfordert
doch nach ihrem bisherigen Verlaufe auf einen günstiwerden, ohne daß etwa mehr Kinder auf die Welt kämen. gen Abschluß der Verhandlungen schließen.
Die Aktion werde mehr und mehr ausgenützt werden, ohne
F e r d i n a n d S k u h r a ist Oesterreicher; er war
t»atzsieihren Imeck erfülle.
als Schauspieler, Sänger und Spielleiter an verschiedeHerr Stadtrat Dr. Melzer unterstützte in längeren Aus- nen Bühnen Österreichs und Deutschlands tätig. Er
führungen die Anträge des Kulturausschusses, dessen unver- leitete unter anderem das kleine Schauspielhaus (Koänderte Annahme er verlangte. Ebenso Herr Thoma.
mödie) in Wien, das deutsche Volkstheater in Prag,
das Ausstellungstheater in Berlin, das Stadttheater in
Brandenburg-Havel, das Stadttheater in Stuttgart und
Berichterstatter Tommerzialrat Kritz Miller
war Intendant in Saarbrücken und Trier. Skuhra war
1. Der Gemeindetag nimmt den Jahresbericht der städti- Mitglied des Verwaltungsrates und der Tarifausschüsse
schen Elektrizitätswerke Innsbruck zur Kenntnis und ge- des Deutschen Bühnenvereines. Er ist Verfasser verschienehmigt im Anschlüsse daran die Bilanz per 31. Dezem- dener Fachaufsätze über das Theaterwesen und trat erst
ber 1936 mit einem ausgewiesenen Reingewinn von jüngst mit bemerkenswerten Vorschlägen für einen Neu8 151.078.75. Ueber Antrag des Verwaltungsausschusses aufbau der Theater in Österreich an die Oeffentlichwird der Direktion, den Beamten und Arbeitern dieses Wer- keit.
kes der Dank der Gemeinde ausgesprochen.
2. Der Gemeindetag nimmt im Anschlüsse daran den Be-