Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1975

/ Nr.10

- S.22

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Zur Bezeichnung des Meilbrunnens westlich von KranebiHen
Von Archivdirektor Dr. Franz-Heinz Hye
Wie bekannt, befindet sich westlich von Kranebitten,
und zwar rund 500 Meter westlich der alten Höttinger
Gemeindegrenze, die seit 1938 hier die Stadtgrenze
gegen Ziri bildet, an der Bundesstraße eine kleine
Brunnenquelle mit der Bezeichnung „Meilbrunnen".
Soweit bisher festzustellen war, erfolgte die erste Erwähnung dieses Namens erst in Schriftstücken des
15. Jahrhunderts. So in der Innsbrucker Stadtordnung von ca. 1453/59, wo sich bezüglich der städtischen Holznutzungsrechte im Bereich des Höttinger
Waldes die Bestimmung findet: „So stet unser Öffnung und alts herkomen, das wir haben mit Hettinger
holzwaide und gesuch . . . von dem Meilbrunnen pis
herab in den Tuftbach." Die zeitlich nächste Nennung,
allerdings als „Eilprunnen" statt als Meilbrunnen datiert von 1476 (Vgl. Tirolische Weistümer, Bd. I, 1875,
S. 232, und Bd. V 1966, S. 269).
Diese seither konstant beibehaltene Brunnenbezeichnung sowohl wie auch der Umstand, daß im ältesten,
um 1437/62 schriftlich aufgezeichneten Höttinger Dorfweistum ein Grenzstein zwischen Hötting und Ziri als
„Meillstain" bezeichnet wird, haben Otto Stolz veranlaßt, den Verlauf der Römerstraße von Veldidena
(Wilten) nach Teriolis (Martinsbühel b. Ziri) nicht über

Im v o r i g e n J a h r h u n d e r t gesetzter „ M e i l e n s t e i n " an d e r B u n d e s straße westlich v o m M e i l b r u n n e n : Er ist „1 Deutsche M e i l e v o n Innsbruck entfernt.
(Foto: Margarete Hye)

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Völs, sondern entlang dem linken Innufer, am Meilbrunnen vorbeiführend, anzunehmen (vgl. Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum, Bd. 12, 1932,
S. 76).
Auf Grund von Augenzeugenberichten sowohl des bekannten Kartographen Blasius Hueber aus Oberperfuß wie auch Franz Carl Zollers, des Verfassers der
ersten in Druck erschienenen Geschichte Innsbrucks
(vgl. dortselbst Bd. 1, 1816, S. 2, und Bd. 2, 1825, S.
IX f), wissen wir aber, daß sich damals noch am Michelfeld in Völs „hart an dem Gränzwalle der Velser
und Kemater Gemeindeaue, wenige Schritte von der
Straße ab, ungefähr drei Schuhe über der Erde, so
daß man ihn leicht sehen kann", ein römischer Meilenstein befunden hat, wodurch erwiesen ist, daß der
Nordwest-Ast, der sich in Veldidena in zwei Straßenzüge gabelnden Via Claudia Augusta nicht über Hötting, sondern über Völs nach Ziri bzw. zum Seefelder
Sattel geführt hat, welche Tatsache auch im Zuge der
durch Alfons Wotschitzky durchgeführten Grabungen
im Bereich der Römersiedlung Veldidena bestätigt
worden ist (vgl. Jahrbuch des Südtiroler Kulturinstitutes, Bd. 1 = Die Brennerstraße, Bozen 1961, S. 24).
Wenn nun aber die Römerstraße nicht am Meilbrunnen vorbeigeführt hat, wie kam dieser dann zu seiner
Bezeichnung? Die Erklärung hiefür ist einfach. Wie
noch heute ein im 19. Jahrhundert gesetzter (neuer)
Meilenstein kund tut, der sich einige Meter weiter
westlich vom Meilbrunnen an der Straße befindet,
liegt diese Quelle ungefähr eine Deutsche Meile
(= 7.420 m) von Alt-Innsbruck, dessen Grenze bei
Mariahilf entlang dem Höttinger Bach verlief, entfernt.
Bei diesem Brunnen, der den Durst der auf staubiger
Landstraße dahinziehenden Wanderer, Fuhrleute u. a.
stillte, wußten diese, daß sie von hier aus nur noch
eine Meile nach Innsbruck zu gehen hatten oder, daß
sie sich hier schon wieder eine Meile von Innsbruck
in Richtung Ziri entfernt haben. Der Name „Meilbrunnen" resultiert daher aus einem doppelten Erlebnis,
einmal aus dem der Entfernung vom Zielort und andererseits aus dem Erlebnis der erquickenden Stärkung des dortigen Quellwassers.
Wenn ein nahe an der Straße stehender Grenzstein
zwischen Hötting und Ziri gelegentlich als „Meillstain" bezeichnet worden ist, wie z. B. im zitierten
Höttinger Weistum — eine weitere derartige Nennung
aus früherer oder späterer Zeit ist allerdings nicht
bekannt —, so dürfte dies wohl in ähnlicher Weise zu
erklären sein wie der Name „Meilbrunnen". Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß die Entfernungsangabe in Meilen bzw. Deutschen Meilen spätestens seit dem 15. Jahrhundert allgemein üblich war.