Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1975

/ Nr.4

- S.4

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Frau Gemeinderat Maria Rapoldi zum Gedenken
A m 31. J ä n n e r ist in Innsbruck im A l t e r
von 90 J a h r e n F r a u A l t g e m e i n d e r a t M a ria R a p o l d i g e s t o r b e n . In ihrem V e r ständnis und ihrer Hilfsbereitschaft g e g e n ü b e r d e n M i t m e n s c h e n wurde die
V e r s t o r b e n e ü b e r ihre e i g e n e Familie
h i n a u s eine u n e r m ü d l i c h e Pionierin für
die R e c h t e d e r Schwächeren und die s o z i a l e A u s r i c h t u n g u n s e r e s öffentlichen
Lebens.
Die V e r s t o r b e n e zählt z u jenen im öffentlichen
Bereich engagierten
Mens c h e n , die in vielen J a h r z e h n t e n ihres
L e b e n s der politischen
Überzeugung
i m m e r treu g e b l i e b e n s i n d , wie v i e l e
W i d e r w ä r t i g k e i t e n sie dafür auch in Kauf
n e h m e n mußte. Immer und in jeder politischen S i t u a t i o n hat sie sich mit Würde, a b e r auch mit N a c h d r u c k für die A n liegen d e r a r b e i t e n d e n M e n s c h e n und
die Verwirklichung der sozialen Gerechtigkeit eingesetzt.
A l s M a r i a R a p o l d i 1926 ihren M a n n , den
Innsbrucker G e m e i n d e r a t und T i r o l e r
L a n d t a g s a b g e o r d n e t e n Martin R a p o l d i ,
in v e r h ä l t n i s m ä ß i g j u n g e n J a h r e n verlor,
hatte sie auch d e n K a m p f um die E x i s t e n z ihrer F a m i l i e a u f z u n e h m e n .
Im J a h r e 1946 w u r d e M a r i a R a p o l d i von

der s o z i a l d e m o k r a t i s c h e n B e z i r k s o r g a nisation Innsbruck-Stadt in den Innsbrucker G e m e i n d e r a t entsandt, d e m sie
bis z u m J a h r e 1959 als O b m a n n d e s S o z i a l a u s s c h u s s e s a n g e h ö r t e . In d i e s e r
F u n k t i o n hat sie W o c h e für W o c h e all
die J a h r e hindurch die Insassen d e r
städtischen B e t a g t e n h e i m e S a g g e n und
Hötting wie auch der P f l e g e a n s t a l t aufgesucht, um ihre S o r g e n anzuhören und
auch persönliche Hilfe z u vermitteln.
Ihre b e s o n d e r e Z u w e n d u n g galt e b e n s o
d e n J u g e n d l i c h e n in d e n städtischen
K i n d e r h e i m e n . Über A n t r a g d e s Innsbrucker S t a d t s e n a t e s w u r d e Frau G e meinderat R a p o l d i in W ü r d i g u n g ihrer
Tätigkeit vom B u n d e s p r ä s i d e n t e n d e r
Titel
„Bundesstaatlicher
Fürsorgerat"
z u e r k a n n t . V o m L a n d Tirol w u r d e s i e
mit d e m E h r e n z e i c h e n d e s L a n d e s
ausgezeichnet.
In ihrem u n e r m ü d l i c h e n E i n s a t z , ihrer
g r u n d s a t z t r e u e n und g e r a d l i n i g e n G e s i n n u n g , aber auch ihrer ruhigen und
vermittelnden Art und nicht zuletzt in
ihrer persönlichen B e s c h e i d e n h e i t hat
sich Frau G e m e i n d e r a t M a r i a R a p o l d i in
u n s e r e r Stadt viele F r e u n d e und die
Wertschätzung auch d e r politisch A n dersdenkenden erworben.

Hohe deutsche Auszeichnung für Vizebürgermeister Haidl
und Landtagsabgeordneten Thoman
Der Besuch des seit kurzem in Wien
akkreditierten
Botschafters
der
Bundesrepublik Deutschland Diplomingenieur Horst Grabert in
Innsbruck gab nicht nur Anlaß zu
regem Meinungsaustausch und näherer Information über gemeinsame
Interessensbereiche mit der Innsbrucker
Stadtführung,
sondern
stand auch im Zeichen einer besonderen Ehrung, die zwei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unserer Stadt erwiesen wurde. Vizebürgermeister Dir. Arthur Haidl und
der Innsbrucker Abgeordnete zum
Tiroler Landtag und Direktor der
Neuen Heimat Sepp Thoman wurden mit dem Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die von Bundespräsident
Dr. Scheel verliehene Auszeichnung
wurde durch den deutschen Generalkonsul in Innsbruck, Dr. Hans
Carl Vacano, überreicht.
Der Generalkonsul würdigte dabei
die besonderen Verdienste der Geehrten in der Pflege der Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland. So habe Vizebürgermeister
Haidl sich gleich nach seiner Rückkehr aus Stalingrad mit Erfolg um
die Einbeziehung von Jugendlichen
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aus Westdeutschland in die internationalen Jugendkontakte und Jugendlager bemüht und sich wirksam ungerechtfertigten Beschuldigungen, die gegenüber Jugendlichen im Zusammenhang mit dem
Kriegsgeschehen erhoben wurden,
entgegengestellt. Er habe junge

Menschen und namhafte Referenten
aus Deutschland auch in die „österreichische Jugendkulturwoche" mit
einbezogen, über die damalige Besatzungsmacht auch die Wege internationaler Verständigung zwischen Österreich, Frankreich und
Deutschland geebnet und vor allem
im kulturellen Bereich einen regen
Austausch unter den drei Ländern
eingeleitet, der sich zunehmend
ausgeweitet hat. Nicht weniger
sprächen für die Bemühungen Vizebürgermeister Haidls sein Anteil
am Zustandekommen der Städtepartnerschaft mit Freiburg i. Breisgau oder an der alljährlichen Erholungsaktion für Berliner Kinder am
Achensee. Schließlich habe er auch
als Landesleiter des österreichischen Kameradschaftsbundes und
des Schwarzen Kreuzes viel für die
gemeinsame Ehrung der Toten und
die Verbundenheit der Lebenden
getan.
Anläßlich der Überreichung der
Auszeichnung an Landtagsabgeordneten Thoman würdigte der Generalkonsul vor allem dessen Verdienste um die Kriegsopfer. Selbst an
der Ostfront schwer verwundet, habe sich Thoman gleich nach Kriegsende unter den damals erschwerten
Bedingungen von Tirol aus um die
Aufnahme kameradschaftlicher Verbindungen mit deutschen Kriegsopferverbänden verdient gemacht und
alsbald auch den Austausch von
Kriegsopfern und deren Kindern auf
österreichischer und deutscher Seite herbeigeführt. Als Vizepräsident
der Zentralorganisation der Kriegs-

A u s der Hand des deutschen G e n e r a l k o n s u l s in Innsbruck Dr. Hans Karl V a c a n o (Bildmitte) erhielten Vizebürgermeister Arthur Haidl (rechts) und der A b g e o r d n e t e z u m T i r o l e r Landtag S e p p
T h o m a n (links) das V e r d i e n s t k r e u z 1. K l a s s e des V e r d i e n s t o r d e n s der B u n d e s r e p u b l i k Deutschland.
(Foto: Frischauf)