Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.3

- S.3

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Amtsblatt N r . 3.
nung, die nicht n u r unser L a n d a l l e i n bet r i f f t . Wenn zu dieser Frage auch der Arzt des öffentlichen Gesundheitsdienstes Stellung nehmen soll, so
kann dies hier nur gang kurz und allgemein, soweit es
auch für die lokalen Verhältnisse Geltung besitzt, geschehen. Die angeschuldigte Abneigung gegen Kinder
und die Zunehmende Selbstsucht der Menschen spielt da
keine so ausschlaggebende Rolle. Die Menschen sind hier
durchschnittlich nicht so degeneriert. Auch die Fruchtabtreibung ist hier nicht allzu häufig. Die sinkende Geburtenzahl ist begründet in der inneren Einstellung der
Menschen Zu den Verhältnissen, in denen sie leben müssen, und weiterhin auch i n der Einstellung zu den Zuständen in der näheren und weiteren Umwelt. Die
Leute haben keine oder nur wenige Kinder nicht aus
Abneigung gegen Kinder überhaupt, sondern aus Sorge
um den ungeborenen Nachwuchs. Weil entweder ihre
wirtschaftlichen Verhältnisse so sind, daß sie keine K i n der haben können, oder fürchten, sie nicht ordentlich erhalten zu können; oder deshalb, weil sie die Zukunft
für dieselben in zu trübem Lichte sehen. Das sind die
hauptsächlichsten Hemmungen und man sieht, daß nur
wenige Familien sich darüber hinwegzusetzen vermögen.
Andererseits beobachtet man wieder nur Zu häufig, daß
üble Erbmassen aus Familien von Schwachsinnigen,
Alkcholikern oder sonstig Minderwertigen ungehemmt
weitergezüchtet werden. So ergibt sich neben der allgemein sinkenden Geburtenzahl auch eine Minderung der
Wertigkeit des Nachwuchses.
Von den 546 Geborenen sind 146 unehelich. Von 100
Kindern sind demnach 26 unehelich, ein etwas höherer
Prozentsatz als der Durchschnitt für gang Oesterreich,
der mit 23 Progent Unehelichen anzunehmen ist. Gegenüber dem Vorjahre mit 28 Progent für Innsbruck ist
im Berichtsjahre der Progentsatz etwas geringer. I m merhin ist noch über ein Viertel aller Geborenen unehelicher Herkunft. Es ist sicher ganz falsch, hiefür einfach
verminderte moralische Eigenschaften verantwortlich zu
machen. Neben anderen, nicht so bedeutungsvollen Ursachen spielt da hauptsächlich eine Rolle die ungeheuer
erschwerte Familiengründung und die zahlreichen Lebensgemeinschaften geschiedener Personen. Oft entstammen solchen Lebensgemeinschaften überhaupt keine K i n der mehr, weil die Eltern dieselben nicht mit dem Makel der Unehelichkeit behaftet in die Welt stellen wollen. Andernfalls zählen alle diese Kinder zu den unehelichen.
Ganz katastrophal w i r k t sich die abnehmende Geburtenzahl für den Stand der Hebammen aus. Während die
18 Innsbrucker Hebammen im Jahre 1935 noch 20?
Entbindungen hatten, sind es für dieses Jahr nur mehr
167. Die übrigen Kinder kamen im Spital zur Welt.
I I I . Die Verstorbenen
Von der Innsbrucker Wohnbevölkerung starben im
Berichtsjahre 666 Personen, und zwar 312 Männer und
354 Frauen. Während das Vorjahr 1935 eine Erhöhung
der Eterblichkeitsgiffer, d. i. der Anzahl der Verstorbenen auf 1000 Einwohner brachte, ist diese im Jahre
1936 mit 10.6 wieder unter den Stand von 1934 (10.8)
gesunken. Die Einwohnerzahl von Innsbruck ist hier
nach den neuesten Zusammenstellungen mit 62.434 angenommen. Nun werden zuerst die Sterbefälle des
Jahres 1956 nach den Todesursachen und in einer zweiten Uebersicht nach den Lebensaltern angeführt.

Sterbefälle 1936
^ ) Die Todesursal^n
Todesursache

männl. weibl.

Infektions- und parasitäre Krankheiten
Krebs und andere Neubildungen
Andere Allgemeinkrankheiten
Krankheiten des Blutes
Chronische Vergiftungen
Krankheiten des Ientral-Nervensystems
Krankheiten der Kreislauforgane
Krankheiten der Atmungsorgane
Krankheiten der Verdauungsorgane
Krankheiten der Harn- u. Geschlechtsorgane
Krankheiten der Schirangerschaft
Krankh. d. Haut u. d. Unterhautzellgewebes
Krankheiten der Bewegungsorgane
Angeborene Mißbildungen
Angeborene Lebensfchwäche
Altersschwäche
Aeußere Einwirkungen
Plötzlicher Tod oder ungenaue Ursachen
Gesamtzahl der Verstorbenen

zus.

1
12
10
14
2

32
60
3
7

33
103
23
18
6
2



7
44
13
3

75
125
4
8

66
170
44
40
26
2


1
19
54
27
5

312

354

666

43
65
1

33
67
21
22
20


—l

Die Lebensalter der Verstorbenen
Lebensalter d. Verstorb. ohne Totgeburten

männl. weibl.

zus.

12
19
27
2
11
34
146
92

7
16
17
3
22
45
113
154

19
35
44
5
33
79
259
246

Summe: 312

354

666

I m 1. Monat
I m 1. Jahr einschließlich des 1. Monats
Von der Geburt bis zu 5 Jahren
Von 5 bis 15 Jahren
„ 15 ,. 30

„ 30 „ 50

.. 50 „ 70

Ueber 70 Jahre

Z u Tabelle ^ ) Todesursachen
I n der Zusammenstellung erscheinen die Krankheiten
der K r e i s l a u s o r g a n e mit 170 als die häufigsten
Todesursachen, wobei die Krankheiten des Herzmuskels
die größten Zahlen aufweisen (110). I n abnehmender
Häufigkeit sind es weiter hier hauptsächlich noch die
Krankheiten der Kranzarterien des Herzens und chronische Herzklavpenfehler.
Unter den Krankheiten der A t m u n g s o r g a n e,
welche mit 44 aufscheinen, ist am häufigsten die Lungenentzündung mit 36 Todesfällen. Die Hälfte dieser Todesfälle kommt allein auf die Monate Jänner und Februar.
Von den Krankheiten der V e r d a u u n g s o r g a n e ,
welche 40 Todesfälle aufweisen, sind am häufigsten
Darmverschluß und Krankheiten der Gallenwege. Das
als Krankheit so ungemein häufig beobachtete Magenund Zwölffingerdarmgeschwür bildet nur in drei Fällen
die Todesursache.
Bei den Krankheiten des Z e n t r a l n e r v e n s y s t e m s erscheint am häufigsten der Gehirnschlag als
Todesursache. 53 Personen starben an den Folgen der
Gehirnblutung. Diese nimmt demnach unter den Todesursachen überhaupt einen ziemlich großen Anteil.
Von allgemeinem Interesse sind weiters noch folgende
Todesursachen:
T u b e r k u l o s e : Es ist bekannt, daß die Tuberkulose als Todesursache nicht mehr die Rolle spielt wie in
früheren Jahren. I m Jahre 1936 starben von der I n n s brucker Bevölkerung 52 Perfonen an Tuberkulofe, und
zwar 44 an Lungentuberkulose und 8 an Tuberkulose
anderer Organe. D e r P r o z e n t s a t z d e r T u b e r -