Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1972

/ Nr.12

- S.12

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Rupert Höller—Innsbrucks erster Buchdruckei
Stadtkundlicher Beitrag von Manfred Woditschka
Als vor wenigen Wochen unter Jubel und Trubel in A n wesenheit höchster Spitzen des Staates und der Stadt
vor dem Goldenen Dachl neue Jünger Gutenbergs getauft
wurden, schien es, als wären Jahrhunderte zurückgeschraubt. Spielend konnte man sich angesichts dieser
historischen Szenerie in das 16. Jahrhundert zurückversetzt
fühlen, dem Jahrhundert, in dessen Fünfzigerjahren die
Schwarze Kunst in Innsbruck Einzug hielt.
Aus der Frühzeit des Buchdrucks, der Inkunabelzeit, die
von Gutenbergs Erfindung um 1440 bis 1500 gerechnet
wird, ist nur ein in Nordtirol entstandenes Werk bekannt.
Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum bewahrt in
seiner Bibliothek diesen kostbaren Schatz, eine Chronik
von St. Georgenberg, die ein Wanderdrucker im Jahre 1480
dort verfertigte. Die erste ständige Druckerei war von
Jörg und Hans Stöckl um 1521 in Schwaz eingerichtet worden. Nach einigen Jahren rühriger Tätigkeit — auch die
landesfürstliche Regierung beschäftigte des öfteren durch
Druckaufträge diesen Betrieb — verstummte aber die
Druckerpresse wieder, und es scheint bis zur Errichtung
einer solchen in Innsbruck in ganz Tirol für die Typographie keine Heimstätte mehr bestanden zu haben.

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Titelblatt der Tiroler Landesordnung aus dem Jahre 1568. Universitätsbibliothek Innsbruck.
(Foto: Woditschka)

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Die ersten bescheidenen Anfänge des Buchdrucks in unserer Stadt weisen in das Jahr 1549. Leonhard Roßnagl, der
vorher in Basel tätig war, richtete, tatkräftig unterstützt vom
Regierungssekretär Georg Rösch, die erste Druckerei in
einem Zimmer im Neuhof ein, scheint aber noch im gleichen Jahr Innsbruck wieder verlassen und irgendwo eine
lohnendere Beschäftigung gefunden zu haben. Sein Nachfolger wurde Rupert Höller aus Rottenburg am Neckar.
Ihm war bei der Arbeit der Kanzleidiener Georg Doti behilflich. Dieser muß ein gelehriger Schüler gewesen sein,
denn wie die Regierung merkte, daß er einfache Druckwerke herzustellen imstande war, entließ sie einfach
Höller. Kurze Zeit später, es war Herbst 1551, kam für
einen längeren Aufenthalt Kaiser Karl V. mit seinem Hofstaat nach Innsbruck, wofür alle Räumlichkeiten der Hofgebäude benötigt wurden. Aus diesem Grunde zerlegte
man die Presse und verräumte sie mit den restlichen Utensilien.
Erst im Herbst 1553 plante man wieder eine Neuerrichtung
der Druckerei. Die Räte der Regierung verhandelten mit
Höller, der bei etwaiger Neueinstellung 52 fl. Jahressold
nebst Quartier- und Holzgeld forderte. Dies wurde auch
bewilligt, und mit Erlaß vom 15. Juni 1554 bekam Rupert
Höller eine Anstellung als Hofbuchdrucker. Im Bestallungsbrief lesen wir unter anderem: „Wir Ferdinand u.s.w. bekhenen, das wir unseren getreuen puechtruckher Ruprecht
Höller zu unsern puechtruckher bis auf unsern wolgefallen
und widerrufen aufgenommen und bestelt haben. Thuen
dis auch hiemit wisentlich in krafft dis brifs, also das er unsern truck zu Insprugg, wie Im der nach einem Inventari
überantwortet und von unser Camer täglich gebessert wirdet,
ordentlich sauber und in gueter Wirde h a l t e n . . . " Höller
arbeitete nun an der Wiederinstandsetzung der Druckerei,
fuhr sogar nach Augsburg zu Philipp Ulhard, neue Typen
zu besorgen und beschaffte sich auch ein Faß mit schwarzer Farbe: Das Drucken konnte beginnen.
Von seinen rund 20 erhaltenen Werken ist das älteste bekannte von 1557 ein gut ausgeführtes Gebetbuch, 1558
druckte er den Tiroler Landreim, der vom schon genannten
Georg Rösch verfaßt worden war. In über tausend Versen
werden darin die Vorzüge der Grafschaft Tirol gepriesen.
Der Lobpreis von Innsbruck beginnt mit den Zeilen: „Ynsprugg, gleichwol ain klaine Stat, Aber ain grossen Namen
h a t . . . " 1568 und 1570 entstanden Neuauflagen der Tiroler
Landesordnung von 1532 (siehe Abb.). Außer einer Klageepistel über die lutherische Lehre mit dem ersten Tiroler
Notendruck und mehreren Kalendern und Laßbriefen (so
wurden im 15. u. 16. J h . die Almanache und Kalenderblätter genannt, die nebst astronomischer Berechnungen
meist Anweisungen für den Aderlaß enthalten) hat er auch
etliche Tagebücher gedruckt.
Nach einem Leben voller Schwierigkeiten starb er im Jahre
1580. Doch die von ihm in Gang gebrachte Druckerpresse
ist seither nicht mehr zum Stillstand gekommen.
Im vergangenen Jahr wurde die Bibliothek des Ferdinandeums durch einen bemerkenswerten Ankauf „gebessert":
Ein bisweilen unbekannt gebliebenes Werk des Rupert
Höller mit dem Titel „Ein schön Christlich Betbüchlein/
genandt ein Beklagung zu Gott dem Vater" konnte erworben werden.