Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1971

/ Nr.11

- S.18

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1971_Amtsblatt_11
Ausgaben dieses Jahres – 1971
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Vom Kloster zur Kaserne
Stadtkundlicher Beitrag von Manfred Woditschka
In der Innsbrucker Tagespresse vergangener Monate
stand des öfteren von Plänen und Verhandlungen
zu lesen, deren Ziel es ist, das gesamte Areal der
Fennerkaserne (vormals Klosterkaserne) einer neuen
Verwendung zuzuführen. Vorab jedoch pulst noch
militärisches Leben in ihren Gängen und Stuben.
Diese größte Kasernenanlage Innsbrucks wurde um
die Mitte des vergangenen Jahrhunderts im damals
modernen typischen Kasernenstil (die Gänge zur
Hofseite und nach außen die Mannschaftsräume)
aufgeführt und erhielt den Namen Klosterkaserne.
Wie sie zu dieser Bezeichnung kam, soll das nun
Folgende skizzenhaft aufzeigen.
Erzherzogin Anna Katharina, die zweite Gemahlin
Erzherzog Ferdinands, soll nach den Aufzeichnungen ihres Beichtvaters, P. Josef Maria Barchi, alsbald nach dem Tode ihres Gemahls im Jahre 1595
den Entschluß gefaßt haben, der Welt gänzlich zu
entsagen und ihre Lebenstage mit ihren beiden
Töchtern in einem Kloster zuzubringen. Am 2. Juli
1607 wurde im Garten der Erzherzogin, gegenüber
der Kapuzinerkirche, der Grundstein für eine Klosteranlage gelegt. Das erste Kloster war für die Servitinnen, das zweite für Tertiarinnen des Servitenordens,
gemeinhin Regelschwestern genannt, bestimmt.
Nach fünfjähriger Bauzeit waren die Gebäude und
die Kirche bezugsfertig. Anna Katharina und ihre
Tochter Maria (ihre zweite noch lebende Tochter
Anna hatte sich mittlerweile mit Kaiser Matthias vermählt) legten am 21. November 1613, nachdem das

Probejahr vorüber war, als Regelfrauen die Gelübde
der Keuschheit, des Gehorsams und der Stabilitas
loci ab. Während die Servitinnen im versperrten Kloster Klausur hatten, fehlte diese beim Regelhaus.
Dank der Verwendung des gesamten Vermögens
der Stifterin zur Dotation dieser Klöster war deren
Existenz vollauf gesichert. In Beschaulichkeit und
tätiger Nächstenliebe vergingen die Jahre des Klosterlebens schier ungetrübt, bis am 12. Jänner 1783
Kaiser Josef II. die Aufhebung beider Klöster verfügte. Er begründete sie in folgender Weise: „Weil
sie weder durch ihre Berufspflichten der Jugend
eine Erziehung zu geben, noch die Kranken zu besorgen verbunden sind, mithin dem Staate nicht unmittelbar Nutzen verschaffen und von ihrem Vermögen viel wichtigere gute Werke zum Vortheile der
Religion, der Kirche und des Staates nach und nach
gestiftet werden können."
Schwester Maria Franziska Salesia von Sterzinger
hat die Ereignisse dieser letzten Tage der beiden
Klöster in ihrem Tagebuch in rührender Weise festgehalten. Dort können wir lesen vom Weinen und
Wehklagen der Schwestern beim Bekanntwerden
des Aufhebungsdekretes und von den zahllosen Bemühungen, das Kloster doch noch zu retten. Am
12. Oktober 1782 verließ die letzte Schwester das
Kloster. Das versperrte Kloster, das Regelhaus und
die Kirche „Maria Opferung" wurden dem Militär
gegen ein jährliches Pachtgeld von 484 fl. 3 kr. überlassen, nachdem vorher sämtliche Bestände veräußert worden waren. So kamen
z. B. die Kanzel, die Orgel, das
Steinpflaster und eine Monstranz
nach St. Nikolaus, eine zweite
prunkvolle Monstranz kam nach
St. Jakob, der Maria Verkündigungsaltar nach Birgitz, die mittlere
Glocke auf den Turm der Spitalskirche . . . Über 50 Jahre dienten
die beiden Klöster den Soldaten
als Unterkunft und die Kirche als
Magazin, bis sie 1844 abgebrochen
wurden. In fünfjähriger Bauzeit
vollendete dann Baumeister Mayr
die Klosterkaserne. Bis vor wenigen Jahren hielt der Name dieser
Kaserne die Erinnerung an beide
Klöster wach. Jetzt erinnert nur
noch die Mauer, die den Hofgarten
vom Sport- und Exerzierplatz der
Kaserne trennt, an das erzherzogliche Regelhaus und das Servitin-

„Das versperrte Kloster und das R e g l h a u s nebst der K i r c h e " . A b b i l d u n g aus dem A i g n e r " s c h e n
K o d e x im L a n d e s m u s e u m F e r d i n a n d e u m .
(Foto: woditschka)

•UO>p!LpSipDU

OJJiq

"U360ZJ3A J3ßup)dUirj

S||D-j

>pruqsuu| 0209 )iuD}sods6D|J3A.
>pnaqsuu| }-ios6unu!3ipsjg

q q d

, .

.

.

.

,

nenkloster zu Innsbruck.