Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.12

- S.6

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6
Vhne Vogelschutz leine volle Obsternte
Von unserer Obsternte werden alljährlich ein Viertel bis
ein Fünftel infolge Schädlingsbefall und ungefähr ebensoviel durch Wasser- und Nahrungsmangel usw. in Menge und
Güte geschmälert. Das gibt besonders in Anbetracht der
jetzigen Obftpreise und der immer noch teilweise minderwertigen Obstqualitäten, ohne Zweifel zu denken! —
Ein wichtiges Mittel zur Schädlingsbekämpfung bildet auch
der Vogelschutz, der u. a. in der Schaffung von Nistgelegenheiten durch Aufhängen von Nistkästen, und vor allem in der
Fütterung unserer Vögel während des Winters besteht.
Vogelforscher und Obstzüchter stellen immer wieder fest,
daß die kleinen Singvögel im Haushalte der Natur eine viel
größere Bedeutung haben, als man ihnen zumißt. Durch
ihren raschen Stoffwechsel brauchen die Vögel unglaublich
große Nahrungsmengen. Dazu ein kleines Beispiel: Es
wurde einmal eine Hausrotschwanzfamilie beobachtet. Täglich um 4 Uhr früh begann das Tagewerk der Alten und
endete um 9 Uhr abends. Alle fünf Minuten kam eines der
Eltern zum Nest und brachte den Jungen Atzung: darunter
Raupen von 2 bis 3 Zentimeter Länge. Der Beobachter kam
zu dem Schlüsse, daß täglich gegen 1200 Insekten verfüttert
wurden. Das macht in einem Brutzeitraum, gering gerechnet, 100.000 Schädlinge, die vertilgt wurden. Von den
Schwalben kann angenommen werden, daß eine mindestens
1000 Insekten am Tage fängt. Wahrlich keine kleine Leistung! — Vogelschutz durch Winterfütterung ist deshalb zugleich Schutz des heimischen Obstes, ein Werk für Heimat
und Vaterland! — Es bedeutet aber auch Schutz der Schönheit der Heimat und Wirtschaftshilfe für die Familie und
die Volksgesundheit. Die Schule gehe auch hier voran, begeistere die Jugend für alles Schöne und leite sie zum Heimat- und Naturschutz und zum volkswirtschaftlichen Denken an!
Daß die regelmäßige Fütterung unserer Vögel übrigens
nur an wirklichen Frost- und Schneetagen, also bei Regen
und gefrorenem Boden, nicht etwa bei offenem Boden und
mildem Wetter, wo sich die Vögel ihre Nahrung im Boden
und an Bäumen usw. gern selbst holen, geschehen darf, sei
hier nochmals ausdrücklich betont. Selbstverständlich müssen
die Fütterungsplätze möglichst wind- und regen- und auch

schneesicher sein.

(Aus der Zeitschrift „Die Gemeinde", Heimatverlag Graz.)

DiesterbenöeHauptstaöt Wien
Die Einwohnerverzeichnung in Wien, die am 2. Dezember v. I . einfetzte, ist nun vollständig abgeschlossen. Nach
dem Ergebnis der Volkszählung vom März 1934 hatte Wien
1,874.618 Einwohner. Inzwischen sind natürlich mannigfache
Verschiebungen innerhalb dieses Personenkreises, teils durch
Zuwachs, teils durch Abgang eingetreten. Es war daher zu
erwarten, daß die Gesamtzahl der durch die Einwohneroerzeichnung in Wien erfaßten Personen von dem Ergebnis
der Volkszählung 1934 abweichen werde, und zwar hat
man sich bei der Verzeichnung eine weit höhere Zahl, etwa
2,000.000, erwartet als bei der Volkszählung, weil letztere
nur auf einen bestimmten Stichtag (22. März) eingestellt
war, die Einwohnerverzeichnung aber sich auf einen Zeitraum von fünf Monaten erstreckte und alle Zuwächse dieser
Frist umfaßt. Es muß daher einigermaßen überraschen, daß
das Ergebnis der Verzeichnung hinter dem der Volkszählung zurückbleibt und am 30. April, dem offiziellen Endtermin, nur 1,846.178 betrug, wozu noch die etwa 5000 Nachzügler zu zählen sind. Die Summe dieser beiden Zahlen

HmtsblattNr.12
kann somit im großen und ganzen als derzeitiger Stand der
Wiener Wohnbevölkerung angesehen werden.
Darnach hat die Wiener Wohnbevölkerung in den letzten
zwei Jahren seit der Volkszählung um rund 23.000 Personen
abgenommen.
Die Zeitschrift „Der Haus- und Grundbesitzer" bemerkt
hiezui Warum man sich wundert? Man weiß doch, daß allmonatlich 2000 Todesfällen nur rund 800 Geburten gegenüberstehen, der Zuzug hält sich auch in immer engeren Grenzen.
Nun müßte man doch glauben, daß diese Tatsachen ein Menetekel für unsere Wohnungspolitik sein sollten. Aber die
sind unbelehrbar, sehen nur die Zahl derjengen vor sich, die
in Gemeindewohnungen billig wohnen wollen, alles andere
ist ihnen gleichgültig. Auch die ständig absinkende Beuölkerungstendenz, die an sich eine furchtbare Tatsache ist, die
aber denn doch auch für die Wohnungspolitik und die ganze
Mietenfrage ein feststehendes und zu berücksichtigendes Faktum ist.
(Aus der Zeitschrift „Die Gemeinde", Heimatverlag Graz.)

Der Versonalstanö öer Vunöesderwaltung
im Zahre 5556
Aus den Aufstellungen für den Bundesvoranschlag 1936
geht hervor, daß der Bund für 355.123 Bezugsempfänger zu
sorgen hat. Davon sind 188.445 aktiv und 166.678 Pensionsparteien (Pensionisten, Witwen, Waisen). Bemerkenswert
ist das Verhältnis zwischen Aktiven und Pensionsparteien
vor allem bei den Bundesbahnen, wo 55.895 aktiven Bediensteten 80.000 Pensionsparteien gegenüberstehen. Von den
188.445 aktiven Bundesbediensteten entfallen auf die Hoheitsverwaltung 92.675 Perfonen, auf die Bundesbahnen 55.895
und auf die Gruppe Monopole und Betriebe 39.875 Personen.
I n der Hoheitsverwaltung zählt das Bundesheer 36.749
Perfonen, davon B-Mannschaft 22.000 Perfonen, A-Mannfchaft (kurzdienende, zeitverpflichtete Mannfchaftsperfonen)
10.883, Unteroffiziere 2312, Offiziere 1545. Auf die Sicherheitsexekutive entfallen 21.191 Perfonen. Die Zahl der Richter und Staatsanwälte beträgt 1530, der Lehrperfonen und
Organe der Schulaufsicht 4887, in der Verwaltung im engeren Sinne sind 28.318 Bedienstete tätig, von denen 3004 auf
die Zentralstellen (Bundesministerium und Rechnungshof)
entfallen.
Von den Monopolen und Betrieben zählen Post und Telegraph die meisten Bediensteten, nämlich 23.025, es folgen sodann die Tabakregie mit 6107, die Bundesforste mit 4952,
das Postfparkassenamt mit 1694, die Salinen mit 1609, die
Bundestheater mit 967 Bediensteten und Angestellten. Unter
den Beamten der allgemeinen Verwaltung befinden sich
4583 Akademiker und 15.240 Absolventen von Mittelschulen.
Dem Range nach werden 61 Sektionschefs, beziehungsweise
Präsidenten großer Aemter, 695 Ministerialräte und Wirkliche Hofräte, 1340 Sektionsräte und Ranggleiche gezählt.
Die Bundeslehrer gliedern sich in 468 Hochschulprofessoren,
553 Hochfchulassistenten, 3570 Bundeslehrer an Mittelschulen
und 116 Beamte des Schulaufsichtsdienstes, Landes- und Bezirksschulinspektoren.
(Aus der Zeitschrift „Die Gemeinde", Heimatverlag Graz.)

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