Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1971

/ Nr.5

- S.14

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Zur Geschichte des Innsbrucker „Bäckenschupfens"
Stadtkundücher Beitrag von Oberamtsrat Hartmann Egger
, . . . der richter sol dan denselben peckhen schupfen
lassen ohn alles verziechen . . . " . Mit diesen Worten
legt die Innsbrucker Bäckerordnung vom Jahre 1449
die etwas sonderbare Strafart des sogenannten
„Bäckenschupfens" fest. Diese Strafe wurde nur bei
Bäckern angewendet, hier aber auch nur bei schweren Straffällen bzw. dann, wenn ein Bäcker die ihm
zugedachte Geldstrafe nicht bezahlen konnte oder
wollte. Die Strafe selbst bestand darin, daß der Übeltäter in einen Korb gesperrt wurde, welcher mit
einem Seil am Ende eines Wippgalgens angehängt
wurde; der zu Bestrafende wurde sodann in seinem
Korbe ein- oder mehrere Male in das Wasser „geschupft". Von der Art der Bestrafung ging der Name
schließlich auch auf das Gerät über, welches zur
Ausführung der Strafe notwendig war und welches
allgemein der „Bäckenschupfen" genannt wurde.
:

Für Innsbruck ist uns überliefert, daß der „Bäckenschupfen" ehemals vor dem. alten Rathaus beim
Stadtturm stand, wo man über Anordnung des Stadtrichters unredliche Bäcker in eine mit Wasser gefüllte Wanne plumpsen ließ. Auf den Stadtplänen des
Franz Hieronymus Rindler — welcher nach dem Ratsprotokoll vom 1. September 1721 dem Rat der Stadt
Innsbruck für 8 Gulden „ain gemachtes disegno der
alhiesigen Statt Ynsprugg" übergab — findet sich
wenige Schritte von der Innbrücke Inn aufwärts ein
merkwürdiges, hölzernes und im Verhältnis zu den
danebenstehenden Häusern hohes und schlankes
Bauwerk; bei näherem Zusehen bemerkt man ganz
oben am Dach einen Balken, der gegen den Inn zu
herausragt und an dessen Ende ein Seil zum Inn

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Ausschnitte aus dem Stadtplan v o n F.
vermutliche „Bäckenschupfen".

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hinunterbaumelt. Es ist dies der Nachfahre des alten
„Bäckenschupfens" vor dem Stadtturm, nämlich der
an dieser Stelle um 1700 von der o. ö. Regierung
errichtete neue „Pöckhen Schützen".
Seine Aufrichtung neben dem Inn erfolgte nach einer
längeren Auseinandersetzung zwischen der Stadt
Innsbruck und der Regierung, welche am 20. Feber
1699 verlangt hatte, „die Peckhen-Schupfen alhier
umbwillen genießent Straff von Seiten der Statt reparieren oder die Pöckhen-Straffen vellig herüber
zulassen", d. h. an das Landesgericht Sonnenburg
abzutreten. Als die Regierung dann ein Jahr später
nochmals die Herstellung eines neuen „Schutzens"
vor dem Stadtturm urgierte, da lehnten dieses A n sinnen nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch
die Innsbrucker Handwerker geschlossen ab. Viel
nützte das den Innsbruckern allerdings nicht, die Regierung setzte ihren Willen doch durch: sie holte sich
den Handwerker, einen Zimmermann mit Namen
Saurwein eben aus dem damals noch zur Stadt gehörigen Hötting und beauftragte ihn mit der Aufstellung; er errichtete dann den Bau in der Form, welche
uns die Rindlerischen Stadtpläne aus den Jahren
1712 und 1723 vermitteln.
Ob und wie oft dieser „Schützen" in Tätigkeit trat,
ist nicht mehr bekannt, er dürfte aber von den Innsbrucker Bäckern nicht besonders frequentiert worden sein, sonst hätte er nicht eines Tages nahezu
unbemerkt verschwinden können! Der Stadtrat mußte nämlich schon 1732 und neuerlich 1748 der Regierung Bericht erstatten, aus wessen Schuld „der Pekkhenschupfen am Yhn verschwunden und nicht
wieder aufgerichtet worden sei.
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In der Antwort der Stadt hieß
es, daß der Bäckenschupfen nicht
durch die Stadt, sondern von
der Regierung aufgerichtet und daher auch nicht von der Stadt abgebrochen worden sei. Er werde aber
„von darumben in Abgang khomen
sein, weil dabey kheine Restaurationes beschechen, entlichen er
aber ungever im 1732 Jar, ohne
wissendt von weme, abgerissen
und auf der Erde liegendt befunden
worden sei. Das Holz hätten arme
Leute davongetragen, das Eisenzeug sei in das Hofkammer-Bauschreiberamt geliefert worden.

R i n d l e r (1712). In d e r Bildmitte v o r der Innbrücke d e r
(Reproduktion M . Hye)

So war denn diesem am Inn gestandenen „Bäckenschutzen" nur
ein kurzes Dasein beschieden, sein
unrühmliches Ende wird wohl ein
Zeichen dafür sein, daß man ihn für
die Innsbrucker Bäcker nicht gerade unbedingt benötigte!

S||D.J

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