Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.11

- S.1

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Nr. 11

15. November 1936

2. Jahrgang

An öie Bevölkerung Innsbrucks!
Es naht der Winter und wiederum, wie in den vergangenen
Jahren, muh ich alle aufrufen Zum gemeinsamen Kampfe gegen
Hunger und Kälte, denen Taufende unserer armen Mitmenschen
ohne Hilfe ausgesetzt wären.
Dank des bewährten Opfersinnes aller Mitbürger ist es in den
vergangenen Wintern immer möglich gewesen, die ärgste Not von
den Aermsten unserer Stadt fernzuhalten, und mit Freude und
Befriedigung konnte ich aus dem Verlaufe der bisher durchgeführten Winterhilssaktionen feststellen, daß sich die Ueberzeugung
von der Notwendigkeit einer gemeinsam durchgeführten, umfassenden und ausgiebigen Hilfeleistung für diese Armen in allen
Bevölkerungskreisen immer mehr durchgesetzt hat.
Und auch für das kommende Winterhilfswerk wird sich wiederum die große Hilfsgemeinschast in unserer Stadt bilden, einig in
dem Bestreben, nach bestem Können und Vermögen den Armen
Hilfe zu bringen und ihnen das Durchhalten durch die harte Winterszeit zu ermöglichen.
Jeder, ohne Ansehung der Person, des Standes, der Heimatzugehörigkeit und der Gesinnung, der bedürftig ist, soll im Rahmen des Möglichen im W i n t e r h i l s s w e r k Hilfe finden und es
kann und darf entsprechend diesem umfassenden Charakter des
Winterhilfswerkes bei Gewährung der Hilfe kein anderes Moment
in Betracht kommen, als das der Hilfsbedürftigkeit. Und gerade
deshalb muß auch die Gemeinschaft der Hilfegebenden so umfassend sein, daß es möglich wird, allen Bedürftigen die notwendige
Hilfe zu bringen. Alle Gegensätzlichkeiten müssen in diesen Zeiten
der Not zurückgestellt werden; keiner, der helfen kann, darf zurückstehen. Und allen, die aus welchen Gründen immer bisher abseits gestanden sind, möchte ich zurufen: Das Menschliche steht im
Vordergrund, das Helfenwollen, und deshalb gliedert auch I h r
Euch ein in die große Kampfgemeinschaft gegen die Not; I h r
könnt und dürft Euch davon nicht ausschließen.
Gewiß wird es für manchen ein Opfer bedeuten, sein Scherflein
zum Winterhilfswerk beizutragen: aber gerade dieser bedenke,
daß sein Verdienst, eben weil es ein Opfer für ihn bedeutete, doppelt wiegt, und das Bewußtsein, auch mit seiner, entsprechend seinem Können vielleicht nur bescheidenen Gabe auch ein bißchen
Sonnenschein in das dürftige Heim eines armen Mitmenschen gebracht zu haben, wird ihn für sein Opfer reichlich entschädigen.

I m besonderen gilt auch diesmal wieder mein A p p e l l allen
A n g e st e i l t e n und A r b e i t e r n : Helfet alle auch beim kommenden Winterhilfswerk wieder mit! I h r wäret eine der Hauptstützen des vergangenen Winterhilfswerkes: im Bewußtsein der
besonderen Schicksalsverbundenheit mit Euren arbeitslosen Kameraden, von denen so viele auf Eure Hilfe angewiesen sind, habt
Ihr reichlich Opfer gebracht und damit bewiesen, daß Euer Helfen
nicht Zwang, sondern Herzenssache war. Und das soll es auch
bleiben.
Auch alle A r b e i t g e b e r will ich wiederum bitten: Vergesset
nicht Eurer einstigen treuen Mitarbeiter, die heute infolge der Ungunst der Verhältnisse zum Feiern gezwungen und mit ihren Familien ohne unser aller Hilfe der Not ausgefetzt wären. Unterstützet und fördert nach besten Kräften die Aktion Eures Personals und bekundet durch persönliche Beteiligung an derselben, daß
Euch das Schicksal Eurer seinerzeitigen Mitarbeiter nicht gleichgültig ist!
Und so rufe ich denn a l l e , alle Bewohner unseres lieben Innsbruck, die irgend eine Gabe — und wäre sie noch so bescheiden —
geben können, auf: Führen wir auch diesmal wieder das Winterhilfswerk gemeinsam durch, machen wir die Winterhilfsaktion zur
Volksaktion im wahrsten Sinne des Wortes! Alle gemeinsam
wollen wir zusammenstehen und helfen nach bestem Vermögen und
Opfer bringen zugunsten unferer armen Mitmenschen, die voll
Zuversicht auf unsere Hilfe bauen. Nicht als erzwungenes Almofen
fallen sie unsere Hilfe empfinden, fondern sie sollen das Bewußtfein haben, daß wir alle ihnen gerne und freudig helfen, weil
auch sie zu uns gehören.
Mit vereinten Kräften werden wir es schaffen!
Der Bürgermeister: Franz Fischer.

S p e n d e n wollen mittels der den einzelnen Haushalten in
nächster Zeit zugehenden Erlagscheine oder direkt in der Winterhilfskanzlei, Wilhelm-Greil-Straße 13/11, eingezahlt werden; auch
Sachspenden sind willkommen und wollen solche an die Winterhilsskanzlei (Tel. Nr. 4/3128, 325, 1227) zwecks Abholung bekannt
gegeben werden.