Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.10

- S.1

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I.^S.jahrlich. Einzelnummer 30 Gr.
Nr. 10

15. Oktober 1936

2. Jahrgang

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Es kann sicherlich nicht behauptet werden, daß die
von der Stadtgemeinde Innsbruck eingerichtete Wohlfahrtspflege heute auf einem Stand angelangt ist, der
als Schlußpunkt der Entwicklung auf dem Gebiete des
Wohlfahrtswesens angesehen werden könnte. So manche
Probleme, die heute bereits akut sind — es sei hier beispielsweise nur auf die besonders brennenden Probleme
der Familienfürsorge und der Obsorge für die schulentwachsene Jugend hingewiesen —, harren noch der Lösung.
Gewiß wird Fürsorge in einem gewissen Maße notwendig sein, und es werden die Zeiten von anno dazumal,
als die Fürsorge im engeren Sinne des Wortes für den
Bereich der öffentlichen Verwaltungsaufgabe kaum eine
Bedeutung hatte, niemals wiederkehren. Dies hängt
wohl auch damit zusammen, daß sich die Ansichten über
die Erfordernisse der Volkswohlfahrt, der die Fürsorge
eben zu dienen hat, im Laufe der Zeiten, besonders mit
der fortschreitenden Entwicklung der Technik und der
damit auf den verschiedenen Gebieten Zweifellos verbundenen nachteiligen Auswirkungen für weiteste Vevö"Ikerungskreise in weitgehendem Maße geändert haben. Die
Pflege der Volkswohlfahrt den neuen Erkenntnissen anzupassen, beziehungsweise die Wohlfahrtspflege in einem
Maße besonders hinsichtlich der zu betreuenden Gebiete
zu intensivieren, daß sie den als unbedingt notwendig
erkannten neuen Aufgaben gerecht zu werden vermag,
wird besonders für weniger leistungsfähige Gemeinwesen
insolange nicht möglich sein, als nicht die Grundursache
der heute allerorts bestehenden Not, die Arbeitslosigkeit,
beseitigt sein wird. Mit der Lösung dieses Problems,
das heute fast in der gangen Welt zum Problem schlechthin geworden ist, werden die Mittel für die Pflege der
Volkswohlfahrt, die heute zum überwiegenden Großteil
für Zwecke der wirtschaftlichen und der erzieherischen
Fürsorge gebunden sind, zur Erfüllung weitgehender als
dringlich erkannter Aufgaben auf dem Gebiete des Wohlfahrtswesens frei.
Daß die Stadtgemeinde Innsbruck immer bestrebt
war, auf den verschiedensten Gebieten der Fürsorge ihr

Bestmöglichstes zu leisten, Bestehendes zu erhalten und
auszubauen und Neues, als notwendig Erkanntes, zu
schaffen, beweisen die verschiedenen zum Teil als vorbildlich geltenden Anstalten und Einrichtungen, über die
die Stadtgemeinde heute verfügt. Heute gilt es, da nun
einmal die Mittel zur wünschenswerten Ausgestaltung
der Fürsorge im weitesten Sinne des Wortes nicht oder
doch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen,
jene Gebiete der Fürsorge besonders zu pflegen, die sich
als die primärsten und daher in allererster Linie zu betreuenden darstellen. Es handelt sich dabei um die wirtschaftliche Fürsorge für Erwachsene und um die wirtschaftliche und erzieherische für die Jugendlichen (Kinder). Was auf diesem Gebiete vorhanden ist und geleistet
wird, sei im nachstehenden in groben Umrissen dargestellt.
Je nach der Art, in welcher die Fürsorgeleistung dem
einzelnen geboten wird, unterscheidet man eine offene
und eine gefchlossene Fürsorge.
Die o f f e n e F ü r s o r g e f ü r E r w a c h s e n e gewährt den bedürftigen Heimatsangehörigen zur Behebung vorübergehender Hilfsbedürftigkeit Unterstützung
in Form von fallweisen Aushilfen in Geld, diversen Lebensmitteln, Volksküchenmarken, Bekleidungs- und Gebrauchsgegenständen; bei dauernder Hilfsbedürftigkeit
werden auch laufend Unterstützungen zur Ermöglichung,
beziehungsweise Erleichterung der Bestreitung des Lebensunterhaltes zugebilligt. Für fallweise Aushilfen werden im Jahre ungefähr 130.000 8, darüber gesondert für
Volksküchenmarken (monatlich 9000 bis 10.000 Stück)
rund 65.000 8 und für laufende Unterstützungen an rund
1200 arme Bürger rund 420.000 8 aufgewendet. I m
Rahmen der Armenfürsorge wird den Bedürftigen auch
die Inanspruchnahme der ärztlichen Behandlung und der
notwendigen Heilmittel ermöglicht. Einschließlich des Erfordernisses für die Bestattung verstorbener Armer belastet der Aufwand hiefür die Stadtgemeinde mit einer
Ausgabe von rund 65.000 8 im Jahre. Die Obdachlosen
erhalten in der städtischen Herberge in der Hunoldstraße,
welche über 120 Betten verfügt und mit durchschnittlich